Hallo! Schön, dass du da bist! Ob wieder oder ganz neu. Diese Woche steht auch die Kolumne Zuflucht unter dem Motto #grauingrau.

Pünktlich zum Termin der neuen Ausgabe hatte ich am Dienstag ein Gespräch, bei dem mir mal wieder ein Satz durch Mark und Bein geht. Mir war direkt klar: Das war jetzt notwendig. Und es traf mich ins Herz. So sehr, dass mir fast die Tränen kamen.

Der Satz war schlicht und einfach: Du weißt aber schon, dass du Fehler machen darfst, Marie?

Und wie ihr euch jetzt wohl direkt denken konntet und nachdem ich das jetzt 4 Tage reflektiert habe, kann ich voller Überzeugung sagen: Nein. Also bestimmt weiß ich irgendwo im Kopf, dass ich z.B. nichts daran ändern kann, dass Gott gut ist. Und dass, egal was ich mache, Gott mich immer zuerst lieben wird. Und eigentlich ist es ja auch offensichtlich. Ich hasse ja auch nicht gleich jeden, der mir einmal etwas unfaires gesagt hat oder der jemals irgendeinen Fehler begangen hat. Aber ich habe anscheinend nicht verstanden, was Vergebung wirklich ist. Ich glaube fest, dass meine Sünden durch Jesu Tod und Auferstehen vergeben sind. Aber irgendwie hat mich das immer noch nicht davon befreit, alles beim ersten Mal perfekt können zu wollen und mich zu schämen, wenn es mal nicht so ist. Dabei steckt genau darin die Freiheit.

Werdet wie die Kinder

Wir sollen werden wie die Kinder. Kinder machen sich nicht über alles unnötige Gedanken und analysieren alles so lange, bis sie keine Fehler mehr machen. Kinder versuchen einfach. Sie testen, experimentieren, entdecken und fallen dabei eben auch öfter mal hin. Aber sie haben das Vertrauen, dass sie immer wieder zu ihren Eltern auf den Schoß kommen dürfen, egal, was passiert ist, und alles gut ist. Und so ist ja auch Gott.

Als Gottes Kinder dürfen wir so viele Dinge entdecken, wir sollen mutig sein, vorangehen, spielen, tanzen, fröhlich sein und uns dabei nicht sorgen. Nicht einmal um unsere Versorgung sollen wir uns Gedanken machen. Unser Papa sorgt für uns und er ist immer da, wenn wir mal hinfallen bei einem unserer Abenteuer.

Wo auf meinem Weg vom Kind bis jetzt habe ich denn so viel Misstrauen aufgebaut? Als Kind war ich immer die erste auf dem Baum und habe stundenlang neue Erfindungen gebastelt und sie dann meinen Eltern vorgestellt und so lange diskutiert bis sie mir geglaubt haben, wie sinnvoll sie sind. Kann ich nicht auch heute so mutig und frei sein? Warum versuche ich nicht mal Dinge und wage mich auf mir unbekanntes Land, ohne Scham und ohne Angst, dass andere das sehen könnten und mich für meine Unwissenheit oder mein Nicht-Können auslachen könnten?

Macht Perfektion unfrei?

Ich glaube, dass in unserer Leistungsgesellschaft Perfektion viel zu hoch gehalten wird. Natürlich ist es wichtig, die Dinge, die man macht, gut zu machen und gerne auch perfekt. Aber wer sagt denn, dass nur alles Perfekte überhaupt eine Existenzberechtigung hat? Wie sollen wir denn lernen, ohne Fehler machen zu dürfen?

Kurzes Beispiel: Wie soll ich denn mit 18 (oder sogar 16) schon wissen, was ich später mal arbeiten möchte für den Rest meines Lebens, ohne die Option bei einer falschen Abbiegung einfach umzukehren? Das ist jetzt zwar inhaltlich ein großer Sprung, aber ich finde, daran sieht man den Wahn nach Perfektion deutlich.

Ich glaube, dass wir – gerade als Gottes Kinder – ein einmaliges Privileg haben, Fehler machen zu dürfen. Dass wir einen Papa haben, der uns bedingungslos liebt und zu dem wir immer wieder zurückkehren dürfen. Er nimmt uns an und hilft uns, beim nächsten Mal nicht den gleichen Fehler zu machen. Und von außen scheinen solche Abenteuer vielleicht unnötig, dumm oder Zeitverschwendung, aber so wie ich das sehe, sind genau das die Momente, wo man wirklich wächst.

Und zurück zum Thema #grauingrau? Ich glaube, dass wir, wenn wir diese Freiheit nach außen zeigen und anderen Leuten auch einen Raum geben, in dem sie Fehler machen dürfen und wir sie dadurch nicht weniger lieben, ein Zeugnis Jesu sind.