In meiner Gemeinde haben wir uns in diesem Jahr ein Ziel gesetzt: Wir wollen zu einem Ort werden, an dem sich auch unsere Freunde, die Jesus noch nicht kennen, wohlfühlen. Aus diesem Grund zieht sich dieses Thema gerade durch unsere Predigtserien, Kleingruppen und sonstigen Veranstaltungen. Es ist uns wichtig, unseren Glauben einladend zu teilen.
Jetzt könnte man natürlich die Frage stellen, warum das überhaupt nötig ist. Sollte Gemeinde nicht ohnehin genau das sein? Ein Ort, an dem alle willkommen sind?

Kuschelclub der Erlösten

Prinzipiell ist das bestimmt auch so und wahrscheinlich würde niemand etwas anderes behaupten. Aber sind wir mal ehrlich, es gehört nicht gerade zu unseren Stärken – als Christen – verständlich über unseren Glauben zu sprechen und eine wirklich offene Tür für jeden zu haben. Meistens fühlen wir uns in unserem Kuschelclub der Erlösten ganz wohl. Hier gibt es also definitiv noch Luft nach oben. ☺️ Aber wie kann das konkret aussehen?

Bin ich schon zu voll?

Mein Gegenüber wahr- und ernst zu nehmen beginnt aus meiner Sicht mit einem ehrlichen Interesse. Dabei muss ich mir die Frage gefallen lassen: Ist es mir überhaupt wichtig, den anderen wirklich kennenzulernen? Oder bin ich in meinen eigentlichen Beziehungen schon zu voll und derjenige ist am Ende doch nur ein weiterer Name auf unserer Mitgliederliste? Was, wenn diese Person sich trotz all der einladenden Bemühungen nicht für ein Leben mit Jesus entscheidet? Wird er dann immer noch gesehen oder gegen einen vielversprechenderen Gast eingetauscht?

Ein paar extra Runden

Mich faszinieren Menschen und ihre Geschichten. Deshalb fällt es mir nicht besonders schwer, auf neue Leute zuzugehen oder mich ganz allgemein auf andere einzulassen. Doch ich habe festgestellt, dass das eigentlich meistens nach meinen Regeln und zu meinen Bedingungen passiert. Beispielsweise wenn ich den anderen interessant finde, der Rahmen für mich stimmt oder ich gerade einfach Lust darauf habe.

Aber bin ich auch bereit, mich von Jesus in meinen eigenen Plänen unterbrechen zu lassen? Jemandem meine Aufmerksamkeit zu schenken, obwohl es gar nicht reinpasst oder ich denjenigen noch nicht einmal sympathisch finde?
Im Moment stolpern zu den unpassendsten Momenten Menschen in mein Leben, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte. Als jemand, der gern die Kontrolle behält, sind diese unverhofften und mitunter anstrengenden Begegnungen eine ziemliche Herausforderung. Aber ich will lernen, loszulassen. Ich möchte mich vielmehr einlassen auf diejenigen, die Jesus mir schickt und manchmal auch zumutet. Denn ich glaube, er hätte sich die Zeit auch genommen, ohne mit der Wimper zu zucken. Das begeistert mich. Also drehe ich eben ein paar extra Runden und bin gespannt, was (oder wer) kommt.