Heute steige ich mal etwas steil ein. Wenn du an Gott denkst, was, glaubst du, zeichnet ihn aus? Ist er allmächtig, allgegenwärtig und allwissend? Ist er gerecht, gütig und voller Liebe? Ist er der Schöpfer des Universums, der Herr dieser Welt, König in deinem Leben?
Oder bist du dir vielleicht gar nicht so sicher, ob es Gott überhaupt gibt? Ist dieser ganze christliche Glaube nicht einfach Schnee von gestern? Hat die Wissenschaft Gott nicht längst begraben? Und wenn es denn einen Gott gibt, warum geschieht dann so viel Böses und Schlechtes in der Welt? Vielleicht denkst du sogar ähnlich wie der neue Film mit Till Schweiger: „Gott, du kannst ein Arsch sein“..
Nun, ich weiß nicht genau, was dir in den Sinn kommt, wenn du dieses große Wort „Gott“ hörst. Wenn du die Bibel liest, dann findest du auch nicht sofort eindeutige Antworten auf all diese Fragen. Etwas fällt dir aber ganz sicher auf: Gott spricht. Von der ersten bis zur letzten Seite, von Anfang an bis zum Ende der Zeit: Gott spricht. Und das nicht nur mit sich selbst! Er spricht durch die Jahrtausende hindurch mit unterschiedlichsten Menschen aus vielen verschiedenen Nationen.
Eine dieser Geschichten, in denen Gott zu Menschen spricht, ist die Berufungserzählung von Samuel. Du findest sie im Alten Testament im ersten Samuelbuch, Kapitel 3. Hier geht es um den Jungen Samuel, der vor etwas mehr als 3000 Jahren in Israel dem alten Priester Eli am Heiligtum in Schilo diente. Auch die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas waren hier beschäftigt.
Im Gegensatz zu Samuel, der seinen Job gut machte, ließen sich die Söhne Elis jedoch einiges zu Schulden kommen. Sie verstießen gegen wichtige Vorschriften und Gebote, nutzten ihre Machtposition skrupellos aus und wurden sogar sexuell übergriffig. Als Eli davon erfuhr, versuchte er seine Söhne zur Rechenschaft zu ziehen und in die Spur zu bringen – vergebens. Belastet von diesen Vergehen entwickelte sich schließlich auch das geistliche Leben in Schilo zur toten Routine: Menschen, die sich nach einem Wort von Gott sehnten, konnten nichts mehr hören. Und viele rechneten schon gar nicht mehr mit dem Reden Gottes. Zusammengefasst wird diese Situation im ersten Satz des dritten Kapitels: Des Herrn Wort war selten und es gab kaum noch Offenbarungen.
Gott aber lässt sich das nicht gefallen. Er kann diesen Zustand nicht ertragen. Er kann nicht anders als wieder neu zu sprechen. Er durchbricht diese offenbarungsarme Zeit in Israel und ruft.. nach Samuel. Ausgerechnet Samuel! In einer Zeit, in der sich die Israeliten nach einer geistlichen Erneuerung sehnten, nach einer Befreiung von Missständen und Ungerechtigkeit. In dieser Zeit spricht Gott.. zu Samuel. Zu einem unbedeutenden Tempeldiener von etwa 12 Jahren. Warum gerade er?
In dieser Geschichte wiederholt sich ein faszinierendes Motiv, dass du oft in der Bibel finden kannst. Die Israeliten waren im Großen und Ganzen gescheitert. Ihr bisheriges Staatssystem versank in Chaos und Anarchie, sie wurden von ihren Feinden bedroht und selbst die geistliche Elite konnte keine Orientierung mehr bieten. Aber Gott lässt sein Volk nicht im Stich. Er handelt und rettet, aber nicht so wie man es erwarten würde. Er fängt neu an, mit den kleinen, scheinbar unbedeutenden Leuten. Gott fängt neu an: mit Samuel.
Es ist Nacht und Samuel schläft im Tempel. Plötzlich ruft Gott Samuel beim Namen. „Samuel, Samuel!“ Samuel aber kapiert nicht, wer da zu ihm spricht. Er geht fest davon aus, dass Eli nach ihm gerufen hat. Schließlich war er alt und blind und damit sicherlich auf Samuels Hilfe angewiesen. Doch Eli hat nicht gerufen. Samuel wird wieder fortgeschickt; er soll sich wieder schlafen legen.
Aber Gott gibt nicht auf, denn er hat großes mit Samuel vor. Immer wieder ruft er ihn beim Namen und immer wieder glaubt Samuel, dass Eli der ist, der ihn ruft. Erst als Samuel zum dritten Mal an Elis Bett steht und etwas entnervt seine Dienstbereitschaft signalisiert, beginnt es Eli zu dämmern. Sollte etwa.. Könnte es wirklich sein.. Ist es vielleicht tatsächlich der HERR, der nach dem Jungen ruft? „Geh wieder hin und lege dich schlafen; und wenn du gerufen wirst, so sprich: Rede, HERR, denn dein Knecht hört.“ Samuel gehorcht. Wieder ruft Gott Samuel beim Namen. Und endlich weiß Samuel, wer da zu ihm spricht. Er antwortet Gott und das Abenteuer seines Lebens beginnt.
Gott hat vor 3000 Jahren zu Samuel gesprochen. Und er hat niemals aufgehört zu reden. Ob du es glaubst oder nicht: Gott spricht auch heute noch! Aber aus irgendeinem Grund scheint es uns schwer zu fallen sein Reden zu verstehen. Mir geht es jedenfalls so. Ich habe zwar schon erlebt, dass Gott zu mir gesprochen hat, aber wenn ich ehrlich bin, passiert mir das auch nicht jeden Tag. Manchmal bin ich einfach taub für dieses Reden. Und meist ist alles um mich herum zu laut und gehetzt, oder ich halte meine Ohren und mein Herz verschlossen. Für mich fühlt sich manchmal unsere Zeit so an, wie die Ausgangssituation im Bibeltext: Des Herrn Wort war selten und es gab kaum noch Offenbarungen.
Und trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass Gott noch heute zu uns spricht und dass es sich lohnt zuzuhören. Aber wie geht das? Wie kann ich lernen auf Gottes Stimme zu hören? Wenn du den Bibeltext aus 1. Sam 3,1-10 liest dann kannst du drei Dinge entdecken: Geduld, Geleit und Glaube.
Das erste ist Geduld: Samuel braucht Zeit. Er befindet sich in einem Lernprozess. Dreimal ruft Gott nach Samuel und dreimal geht Samuel fest davon aus, dass Eli ihn gerufen hat. Dreimal scheitert Gottes Anrede, weil Samuel verschlossen ist und nicht versteht, wer da zu ihm spricht. Aber Samuel hat auch Geduld: Immer wieder steht er auf und läuft zu Eli, immer wieder folgt er dessen Anweisungen. Wenn du lernen willst Gottes Reden besser zu verstehen, dann brauchst du Geduld. Mach dich immer wieder auf und suche nach Gottes Reden! Am Einfachsten ist es dort zu finden wo Gott ganz klar und deutlich spricht: Durch Jesus und durch die Bibel. Nimm dir deshalb regelmäßig Zeit, in der du im Gebet auf Jesus schaust und die Bibel liest. Wieder und wieder; mit Geduld.
Das Zweite: Geleit. Samuel kommt von selbst auf keinen grünen Zweig. Die zündende Idee hat nicht er selbst, sondern der alte Eli. Eli ist derjenige, der bemerkt, dass nicht irgendwer, sondern Gott zu Samuel spricht. Und er ist auch derjenige, der Samuel zum richtigen Hören und Verstehen von Gottes Reden anleitet. Manchmal brauchst auch du einen Eli: Einen guten Freund, eine Seelsorgerin, oder einen Mentor. Suche dir jemanden der dich auf Gottes Reden hinweist! Jemanden der dir die Ohren öffnet, damit Gott dein Herz anrühren kann. Du brauchst Geleit.
Das dritte schließlich ist Glaube. Glaube kann vieles bedeuten; hier meint es eine konkrete Herzenseinstellung. Die Kommunikation zwischen Samuel und Gott gelingt, als Samuel sagt: Rede HERR, denn dein Knecht hört.
Vielleicht schrickst du ein bisschen vor diesen harten Worten zurück. Zugegeben: Sie haben eine gewisse Dramatik. Auch wenn es hier nicht um blinde Unterwerfung geht, so geht es doch ums Ganze: Samuel nimmt sich selbst vollständig zurück und lässt Gott zu Wort kommen. Samuel gibt das Steuer aus der Hand und überlässt Gott die Leitung in seinem Leben. Samuel wird still, hört zu und folgt Gott nach. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Du kannst Gott nur verstehen, wenn du dich selbst zurücknimmst und Gott zu Wort kommen lässt. Wenn du Gott die Leitung in deinem Leben überlässt. Wenn du still wirst, zuhörst und nachfolgst. Das heißt Glaube.
Rede HERR, denn dein Knecht hört. In diesem Satz liegt das Geheimnis lebendigen Christseins. Wie wäre es, wenn wir mehr mit diesem lebendigen Gott rechnen würden, der uns tatsächlich anspricht? Wie wäre es, wenn wir uns auf dieses Abenteuer einlassen, in das uns Gott beruft? Wie wäre es, wenn wir in einer lebendigen Beziehung mit Jesus leben, in der er uns immer wieder neu seine Liebe zusagt? Christsein wird lebendig, wenn wir lernen auf Gott zu hören.
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