Wer bist du wenn du ruhst? Diese Frage beschäftige uns beim letzten mal und ist nach wie vor ein Thema, dass in meinem Leben gerade eine große Rolle spielt und auch im Gespräch mit einigen Frauen aufkam, die gerade mit einer – nennen wir es mal – Übergangsphase konfrontiert sind.
Das man sich oft mit dem identifiziert, was man macht, wurde in den letzten Wochen hier öfter angesprochen, doch das ist der Grund, warum eine Phase des „Nichts-Tuns“ oft so schwierig sein kann. Dabei ist es eine Chance wieder mit unserem ureigensten Kern, dem inneren Kind, konfrontiert zu werden, wenn wir mal unser tägliches Treiben pausieren und inne halten.
Ich dachte immer dafür wären Wochenenden, Urlaubstage und die Feierabende genug. Aber selbst die ziehen – wenn wir mal ehrlich sind – meistens an uns vorüber, weil wir uns zunächst erholen müssen und dann erstmal die liegengebliebene Arbeit Zuhause erledigen sollten und wenn es zeitlich noch reicht, möchten wir die eventuell etwas vernachlässigten Beziehungen wieder pflegen. Freizeitstress ist längst kein Fremdwort mehr und das beginnt für viele bereits in der Schulzeit.

Doch was ich meine mit dem „inneren Kind“ ist fernab dieser Aufgaben und dem, was wir meinen, was unser Leben ausmacht, zu finden. Es taucht auf, wenn wir ruhen. Wirklich tief ruhen. Nicht unbedingt nachts oder nach einem langen Arbeitstag, sondern viel eher dann, wenn wir nicht beschäftigt sind und es auch in der kommenden Zeit nicht sein werden. Das kann unterschiedliche Gründe haben, z.B Arbeitslosigkeit, längerfristige Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit , Beschäftigungsverbot (Mutterschutz) etc. In solch einer Zeit stellt sich tatsächlich nicht selten eine gewisse Leere ein, in der sich dann jedoch das, was in uns ist, endlich Gehör verschaffen kann.

Jesus machte es ganz deutlich, dass erst kindliches, demütiges Sein uns ermöglicht ins Reich Gottes zu treten.

Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind wird, der ist der Größte im Himmelreich.

– Matthäus 18, 3

Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn gerade für solche wie sie ist das Himmelreich.

– Matthäus 19, 14

Mir ging es so, dass ich mich in der Anfangsphase des Beschäftigungsverbotes nutzlos fühlte und in gewisser Weise sogar wertlos, und meine Tage sinnlos. Recht schnell merkte ich, dass ich meinen Wert und meine Identität von meiner Arbeit, meinem Beschäftigtsein abhängig gemacht und somit verlernt hatte, einfach nur zu sein und meine Identität als Kind Gottes zu verwurzeln. Dem war ich mir aber bis ich damit konfrontiert wurde nicht bewusst. Doch daraus entstand die wertvollste Lektion, die ich in dieser Zeit so dringend brauchte.

Du bist geliebt, du darfst sein. Einfach nur sein. So wie du bist, bist du geliebt.

– Claire Gonzales

Diese Wahrheit ist etwas, was Kinder (wenn sie geliebt und geborgen aufwachsen) ganz natürlich und selbstverständlich wissen. Und das sollte unser Vorbild sein. Diese kindliche Gewissheit, ganz unabhängig von täglichen Heldentaten, Telefonaten, Hilfsprojekten, Meetings, Papieren und so weiter.

Wenn es Dir gerade so geht, dass du dich in einer Phase befindest, die sich leer und sinnlos anfühlt, empfehle ich dir hinzuhören, was sich in dir zu Wort meldet und suche deinen Platz bei deinem himmlischen Vater und genieße einfach das freie, kindliche Sein.

Aber auch, wenn du gerade sehr beschäftigt bist und die nächste Auszeit nicht in in Sicht ist, gilt das natürlich für dich genau so. Stelle dir mal ganz ehrlich die Frage und versuche dir vorzustellen, wer du bist, wenn deine Arbeit, deine Projekte, deine Aufgaben wegfallen würden.
Es ist definitiv herausfordernd, aber nicht unmöglich dein inneres Kind wahrzunehmen, wenn du mitten im Trubel des Lebens steckst. Wichtig ist es dann die Quellen der Ablenkung zu identifizieren und zu vermeiden. Diese schleichen sich gerade in einem stressigen Alltag ein und können eine Blockade werden. Die Zeitung, das Handy am Morgen, belangloser Smalltalk beim Mittagessen und Fernsehen, im Internet surfen am Abend.
Du hast es in der Hand, wie du deine freien Momente füllst. Das beginnt schon beim Aufstehen, die ersten Momente des Tages bewusst zu erleben, wahrzunehmen, was dich gerade beschäftig, wovon du geträumt hast und was du dir für den bevorstehenden Tag wünscht. Mittags könntest du einen Spaziergang machen und tief einatmen und am Abend baden, Sport machen, kreativ werden, singen, tanzen, deine Gedanken in einem Tagebuch festhalten, Briefe an die weit-entfernten Lieben verfassen, Zeit im Gebet und in der Meditation verbringen.
Diese Vorschläge sind endlos erweiterbar und müssen Dir individuell angepasst werden, aber der Grundgedanke sollte klar geworden sein.

Du bist geliebt, du darfst sein. Einfach nur sein. So wie du bist, bist du geliebt.

– Claire Gonzales
  1. Wie verbringst du einen typischen Morgen/Mittag/Abend?
  2. Wann hast du dich zuletzt wie ein Kind gefühlt und was hat dazu geführt?
  3. Worin ist deine Identität verwurzelt?