Die heutige Ausgabe von ‚Vom Wilden Herzen einer Mutter‘ wurde von Julia geschrieben, eine Frau und Mutter, die wir sehr ins Herz geschlossen haben und schätzen, da sie uns mit ihrem Sohn und ihrer Familie so ein enormes Vorbild war, dass auch wir diesen Schritt gehen wollten. Wir durften durch sie sehen, wie viel Freude durch ein Leben mit Kindern freigesetzt wird und dafür sind wir ihr und ihrer Familie zu tiefst dankbar. Genießt ihre kleine Geschichte über ihre eigene Entscheidung Mutter zu werden und den Weg, den sie mit Gott gegangen ist, um an diesem Punkt anzukommen.

– CLAIRE

Heute darf ich mich auf dieser Plattform zu Wort melden und wahrscheinlich ist niemand überraschter als ich, denn in meiner Rolle als Mutter musste mich Gott quasi ‚hineinschubsen‘.
Mir war in der Theorie schon irgendwie klar, dass zu meinem ‚erwachsenen Ich‘ Kinder dazugehören werden. Das ist doch das Normale, oder? Als junger Christ hat sich für mich gar nicht die Frage gestellt, ob, sondern eigentlich nur wann und wie viele. Wenn man mich also gefragt hat, ob ich Kinder möchte, war meine Standardantwort: „Ja, na klar. Vielleicht zwei, irgendwann mal.“
Ich habe mein Studium beendet, gearbeitet und geheiratet. Die Frage tauchte jetzt häufiger auf. Freunde bekamen Kinder, präsentierten strahlend ihre Babies und ich freute mich mit. Natürlich setzten wir uns auch als Paar mit dem Thema auseinander. Aber wir haben doch noch Zeit, oder? Je älter ich wurde, desto näher rückte dieses ominöse „irgendwann mal“.
So etwas wie einen Kinderwunsch habe ich nie verspürt. Ich habe nichts vermisst. Im Gegenteil, der sogenannte ‚Windelhorizont‘ hat mir eher Angst gemacht. Und doch blieb die Frage: „Stimmt mit mir etwas nicht, weil ich dieses Bedürfnis nach Kindern nicht habe?“

Ich werde die Silvesternacht 2013/14 nie vergessen. Ich habe kurz vor dem Einschlafen das vergangene Jahr Revue passieren lassen und nach vorn geblickt, mit Gott geredet. Kennt ihr das, wenn diese klare, liebevolle Stimme zu euch spricht? Er sagte nur einen Satz und ich wusste genau, was er meint: „Julia, es wird Zeit, deine Freiheit aufzugeben.“ Das war mit Abstand das Letzte, was ich hören wollte. In dieser Nacht habe ich mit Gott gerungen, gestritten und am Ende eine Entscheidung gefällt: Ihm zu vertrauen und gehorsam zu sein. Meinen Mann musste ich nicht überzeugen, er war dabei, die Verhütung wurde eingestellt und wenige Monate danach waren wir schwanger. Ich weiß noch, wie mich diese Nachricht gleichzeitig schockiert und wahnsinnig gefreut hat. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich bin Gott so dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, mir auf diese Weise zu begegnen. Genau das war es, was ich brauchte, um den nächsten Schritt zu gehen.

Und dann kam Balian. Dieser kleine Räuber bereichert seitdem unseren Alltag, fordert uns heraus und ich darf durch ihn immer mehr von Gottes Liebe zu uns verstehen. Ein neuer Blickwinkel. Ein neuer Horizont. Ein Geschenk.
Er ist von Anfang an einfach dabei gewesen, bei WG-Feiern, Roadtrips mit Freunden, in unseren Gemeindeprojekten. Er ist offen, unkompliziert und mindestens genauso gern unter Menschen wie wir.
Nach einem Jahr bin ich mit einer halben Stelle wieder ins Berufsleben eingestiegen. Wir haben eine wundervolle Tagesmutter gefunden, die mittlerweile ebenfalls zur Familie gehört. In der Eingewöhnung gab es keine Träne, einfach verrückt. Manchmal muss ich schmunzeln, wie perfekt er in unser buntes Leben passt. Wie dafür gemacht. Und vielleicht ist er genau das – wie für uns gemacht.
Ich durfte lernen, dass es kein christliches Ideal gibt, dem ich entsprechen muss. Ich darf ich selbst sein und meine Rolle als Mutter individuell finden und leben. Ich darf meine Arbeit lieben, ohne eine Rabenmutter zu sein. Wichtig ist nur, dass ich in Kommunikation mit meinem himmlischen Vater bleibe und in Kooperation mit ihm Familie gestalte. Jeden Tag neu.

von Julia