Hallo, wir sind Ramona und Raphael. Wir sind ein Ehepaar, studieren Theologie und freuen uns, wenn wir auch in alltäglichen Situationen Parallelen zu unserem Leben mit Gott finden. Wir wollen euch gern unter anderem auch an solchen Entdeckungen teilhaben lassen und euch und uns selbst herausfordern, nochmal neu über das eigene Leben mit Gott nachzudenken und vielleicht auch mal hier und da zu überdenken, um Gott letztendlich immer näher zu kommen und die Beziehung zu Ihm zu vertiefen. Heute schreibe ich (Raphael), und wenn nicht ich schreibe, dann schreibt Ramona, aber das werden wir dann anmerken.

Neben dem Studium kümmern wir uns auch sehr gern um unsere Tiere. Wir haben drei Meerschweinchen und zwei Singsittiche. Und was ich tagtäglich bei unseren Meerschweinchen beobachte und was mir dadurch in den Sinn kam, möchte ich euch gerne mitteilen:

Das Beste erwarten

Unsere Meerschweinchen quieken, betteln und hüpfen vorfreudig durch die Gegend, wenn sie merken, dass wir als ihre Versorger am Gemüsefach sind. Und das, obwohl sie noch genug haben, aber das Lieblingsgemüse haben sie natürlich schon aufgegessen.
Trotzdem haben sie noch alles was sie brauchen und trotzdem wollen sie immer mehr und immer das Beste. Das erwarten sie auch. Manchmal kommt zwischendurch dann noch ein leckeres Spezialblättchen oder -gemüse, und zu den Essenszeiten das ganze Hauptmenü. Aber sie vertrauen darauf, dass sie alles in Fülle bekommen. Trotz allem sind sie nur kurz zufriedenzustellen, denn die Leckereien halten nicht lang. Wenn ich dieses Schauspiel betrachte, dann fällt mir auf, dass ich sehr viel von den kleinen, süßen Meerschweinchen in Bezug auf mein geistliches Leben lernen kann:

Geistliche Zufriedenheit

Bin ich schon zufrieden, oder schreie ich noch? Zufrieden sein mit dem, was man hat, ist ja wirklich gut. Aber geistliche Zufriedenheit kann dazu führen, dass ich geistlich einschlafe.
Natürlich kann es in meiner Beziehung mit Gott echt super laufen, aber schreie ich überhaupt noch nach mehr von Ihm, oder reicht es mir, wenn ich ab und zu mal einen Hauch von Ihm neu entdecke und dann einfach abwarte, ob irgendwann mal wieder ein Leckerbissen kommt? Schreie ich danach, Gott immer mehr kennenzulernen und immer enger an Ihm dran zu sein? Will ich immer mehr von Ihm, oder denke ich, dass ich Gott lieber in Ruhe lasse und mich mit dem zufrieden gebe, was ich schon habe, was ich schon von ihm kenne?
Falsche Zufriedenheit führt schnell zu Resignation, dann bleibe ich einfach auf einer Stelle stehen. Es kann auch der Gedanke sein, dass meine Bitte sowieso nichts bringt oder verändert. In persönlichen Notsituationen oder im Gebet für andere kann dann die Bitte schnell zu einer leeren Floskel werden.
Erwarte ich eigentlich auch, dass ich das bekomme, wofür ich bitte? Glaube ich, dass Gott wirklich lebendig ist und handelt? Dass Er der liebevolle Vater und Versorger ist, der sich selbst unheimlich gern uns mitteilt?

Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!“Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

– Matthäus 7, 11 (Elberfelder)

Folgen dieser Zufriedenheit

Die Meerschweinchen sind nun nicht unsere Kinder, aber auch ihnen geben wir sehr gern nur das Beste. Und Gott gibt noch viel lieber, weil er uns so unvorstellbar liebt. Natürlich ist Gott kein Glücksautomat und das Leben mit Ihm wird nicht einfach Friede-Freude-Eierkuchen. Aber was kann einen mit mehr Glück erfüllen, als Gott immer mehr kennenzulernen! Der Heilige Geist ist extra zu uns gekommen, und sogar in uns hineingekommen, damit wir eine enge und tiefe Beziehung zu unserem Vater haben können. Das heißt, egal wann wir nach mehr von Ihm schreien, er ist da und teilt sich uns sehr gern mit.
Wenn man Theologie studiert, dann beschäftigt man sich unter anderem auch ausgiebig mit der Bibel. Da ist die Gefahr groß, dass man sich privat nicht auch noch mit Gott beschäftigen möchte, man hat ja schließlich schon genug gearbeitet. Das kann dann dazu führen, dass Gott nur noch ein Objekt, ein schönes Gemälde an der Wand im Raum des Lebens ist, aber nicht die saftige Wiese, auf der wir leben.
Wie gesagt, Zufriedenheit ist ja gut, aber zufrieden sein mit dem, was man über Gott schon weiß, und wie man Ihn schon kennt, das führt zum Stillstand. Man verhungert.

Mehr von Gott erwarten

Immer, wenn die Meerschweinchen in voller Vorfreude quiekend umherlaufen und nach mehr verlangen, stelle ich mir selbst die Frage, ob ich auch so voller Vorfreude auf Gott bin. Schreie ich nach immer mehr von Ihm, oder denke ich, ich hätte schon genug von Ihm kennengelernt?
Gott soll nicht nur der Ursprung meines Lebens sein, sondern auch das Ziel, die „Nahrung“, einfach alles.
Auch wenn ich immernoch „Futter“ habe, so erinnern mich unsere Meerschweinchen daran, mich nicht auf dem auszuruhen, was schon ist, sondern mich immer mehr nach Gott auszustrecken und Ihn immer und immer wieder nach mehr von Ihm zu bitten, denn Er gibt gerne.
Ich möchte mich und auch dich dazu herausfordern, wenigstens in diesem Punkt wie ein Meerschweinchen zu sein.