Psalm 91 beschäftigt mich schon eine ganze Weile, eigentlich mehrere Jahre mittlerweile. Vor einigen Wochen habe ich ihn mal wieder gelesen und mir Zeit genommen, etwas mehr darüber nachzudenken. Und auf einmal sah ich etwas, was ich bislang immer übersehen hatte. Wie ein Scheinwerfer auf eine bestimmte Stelle. Hell erleuchtet. Pointiert. In Vers 14 (Schlachterübersetzung) heißt es „weil er sich an mich klammert, darum will ich ihn erretten; ich will ihn beschützen, weil er meinen Namen kennt.“

An wen oder was klammerst du dich?

Sich klammern. Mir fällt da gleich mein Sohn ein. Ich möchte irgendwo hingehen und auf einmal hängt da am Bein ein Sechsjähriger, der partout nicht loslassen möchte/wird. Fest umklammernd. Keine Chance aufs Abschütteln. Es macht ihm Spaß. Ja, sich an jemanden klammern kann Spaß machen. Aber es gibt auch andere Momente.
Schwimmunterricht. Die Schwimmlehrerin erwartet, dass mein Sohn etwas macht, was er partout nicht will. Fast übergriffig wird sie dabei. Und mein Sohn hat einen angsterfüllten Blick und klammert sich fest an mich. Ich muss der Schwimmlehrerin sehr deutlich sagen, dass ich das Umklammern nicht beenden werde – auch wenn ich es könnte. Mein Sohn darf sich in Angstmomenten fest an mich klammern und ich erwidere dieses Klammern. Manchmal gibt ein sich Klammern eine Sicherheit, die jeder von uns benötigt.

Sich Klammern ist menschlich. Natürlich. Normal. Jeder hängt an irgendjemanden oder irgendetwas. Im Alltag merke ich dies deutlich. Auch ich bin umgeben von Menschen, die sich klammern – an Familie, längst zerbrochenen Beziehungen, an die Vergangenheit, Geld, Hobby, Freiheit, Unabhängigkeit, bessere Zukunft, Gesundheit, den Job. Vieles davon sind gute Dinge. Aber wo die Schätze sind, die umklammert werden, da ist halt auch das Herz.

Was gibt Sicherheit?

Auch ich hänge an Dinge, die mir wichtig sind – denen ich einen Wert zuspreche. C.S. Lewis sagte mal: Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.“ So geht es mir immer öfter bei und mit Dingen, die ich umklammere, die ich festhalte. Nett zu haben – mehr aber auch nicht. Und keins der Genannten kann die Sicherheit geben, die ich benötige.

Und auch wenn es sich kindlich oder sogar kindisch anhören mag – ich mag das Bild des Klammeraffen. Mit Armen und Beinen umgreifen. Das darf ich bei Jesus. Er, also Gott, lässt dies zu. Er stößt mich nicht weg. Auch versucht er nicht, meine Umklammerung zu lösen, weil er gerade wichtigere Dinge zu tun hat – ich bin sein „Wichtiges zu tun hat“. In guten und auch in meinen nicht so guten Zeiten.
Früher fiel mir dieses Umklammern sehr schwer. Zu sehr wollte ich unabhängig sein. „The last Boyscout“ halt. Als ob ich das Leben nicht allein meistern würde… Heute weiß ich besser. Ich komm halt nicht allein klar. Und das muss ich auch gar nicht. Jesus ist da. Und ich lerne jeden Tag mehr, ihn mit meinen Händen festzuhalten. Händen, nicht nur eine Hand. Das mit der einen Hand funktioniert zumindest bei mir nicht. Ich muss beide Hände nehmen. Ihn festzuhalten heißt für mich auch, anderes loszulassen – Sorgen, Zukunftswünsche, Ärger, schöne Pläne, Materielles und sonst was.

Willst du klammern?

Sich klammern ist eine Entscheidung. Und ich habe mich entschieden. Ich will mich an ihn klammern. Jesus. Mal aus Spaß. Viel öfter, weil er meine einzige Hoffnung ist. Und wenn ich ihn umklammere, dann schaue ich ihn an, schließe meine Augen und kann das „um mich herum“ ausblenden. Dies gibt mir Sicherheit und Geborgenheit. Ruhe und Frieden. Zuversicht.

Der Klammeraffe: Umgangssprachlich ist damit scherzhaft jemand gemeint, der sich mit Armen und Beinen an einem Halt festklammert. Dieser Jemand bin ich. Dieser Halt ist Jesus.

Wen oder was umklammerst Du?

Give me Jesus – https://www.youtube.com/watch?v=Cwk1cAAKtu8