Wer kennt nicht diesen Spruch: „Wo ist nur die Zeit hin? Der Mai ist schon wieder fast vorbei? Wie kann das sein, eben war noch Neujahr!?“ Mir selbst ist so etwas sicherlich das ein oder andere Mal schon über die Lippen gekommen. Was dabei aber immer mitschwingt, ist das Gefühl, dass die Zeit zu schnell an einem vorbeizieht und man irgendwie nicht mitkommt.
Ich muss sagen, dass ich in Phasen, in denen ich unbewusster von Tag zu Tag gelebt habe, viel häufiger von der zügig fortschreitenden Zeit so überrascht wurde. Diese Realisation geht dann meist auch mit Stress einher, die Zeit besser nutzen zu wollen, die Vorsätze zu schaffen und mehr aus dem Leben herauszuholen. Aber ist Stress dabei nicht eher hinderlich?
Wenn ich nämlich zu viele Dinge in meinen Tag packe, etliche hohe Ziele setze und es jedem Recht machen will, führt dies dazu, dass ich mein Lebenstempo erhöhen muss – schließlich bekommt der Tag nicht mehr Stunden, wenn ich viel vorhabe. Dies wiederum führt zu Stress und das raubt die Energie, die ich für all diese Dinge brauche, was letztendlich dazu führt, dass ich ausbrenne, mir die Zeit aus den Händen rinnt und ich mich frage, wie es denn schon Ende Mai sein kann?! (s.o.)

Ich habe gelernt, dass Entschleunigung unfassbar wichtig für ein bewusstes Leben und ausgeschöpfte Zeit ist.

Es ist im Prinzip wie beim Joggen. Ich jogge schon seit etwa 13 Jahren, doch seit zwei Jahren ist es durch verschiedene Lebensumstände viel seltener geworden. Ab und zu schaffe ich es doch, mich aufzuraffen und loszulaufen. Was ich dann feststelle ist, dass ich zu Beginn laufe, als wäre ich immer noch so top in Form wie vor 2 Jahren. Nach kurzer Zeit macht sich mein Körper dann an allen möglichen Ecken und Enden bemerkbar und zeigt mir, dass ich ihn gerade überfordere. In meinem Kopf muss ich doch das leisten können, was ich mir vorgenommen habe, was ich vor meiner längeren Lauf-pause aufgrund von u.a. der Schwangerschaft auch geschafft hätte. Das Resultat ist nicht nur eine fiepende Lunge, Seitenstechen und tagelanger Muskelkater hinterher, sondern auch ziemlich viel Frust über mein Unvermögen. Doch wenn ich von Anfang an ganz gemächlich, in ruhigem, gleichmäßigem Tempo laufe; jeder Schritt, jeder Atemzug für sich, dann schaffe ich tatsächlich weitaus mehr und dass meist ohne Seitenstechen.

Wenn ich es also schaffe, meinen Tag mit Ruhe und Gelassenheit zu beginnen, jeden Schritt, der vor mir liegt als einzelnen Abschnitt zu betrachten und in dem Vertrauen lebe, dass Gott meine Schritte lenkt und mich schützt, bleibt das ‚Seitenstechen‘ des Alltags, also Stress und Überforderung bis hin zu Burnout, mit hoher Wahrscheinlichkeit fern und Ziele werden mit deutlich mehr Leichtigkeit erreicht. Außerdem wird mein Tag dadurch von vornherein viel erfüllter und die Zeit läuft nicht weg vor mir.

Ich aber, Herr, vertraue auf dich! Ich sage es und halte daran fest: »Du bist mein Gott!« Alle Zeiten meines Lebens sind in deiner Hand.

– Psalm 31;15-16 (NGÜ)

Jesus verspricht uns ein Leben in Fülle. (Johannes 10, 10) Er spricht auch viel von Gelassenheit und Vertrauen (Matthäus 6, 26). Deshalb sollten wir uns, wenn wir feststellen, dass uns ‚Seitenstechen‘ plagt, fragen, wo wir im Leben ein zu hohes Tempo eingeschlagen haben und wo wir entschleunigen und vielleicht sogar mal innehalten und einfach nur tief ein und ausatmen sollten und uns auf das Wesentliche besinnen: In Gottes Gegenwart zu sein. Einfach nur zu sein.

  1. Wie gehst du mit deiner Zeit um?
  2. Kennst du dieses ‚Seitenstechen‘ des Alltags? Was machst du dagegen?
  3. Wann hast du das letzte Mal bewusst dein Lebenstempo entschleunigt und auch mal innegehalten?