Kinder brauchen so viel von uns. Je kleiner sie sind desto mehr, so scheint es manchmal. Mir ging es in den ersten Jahren meiner Mutterschaft so, dass ich das Gefühl habe nichts anderes zu tun, als zu geben, zu kümmern, zu bespaßen, säubern, trösten etc. Das waren Tage in denen ich manchmal vergaß was zu trinken oder zu essen und eine kurze Dusche als Luxus einstufte. Ich dachte auch immer das sei normal, das sind die Kosten der Mutterschaft und ich höre noch wie meine Mutter – als ich klein war – tatsächlich wiederholt sagte, zu duschen sei Luxus als Mutter.
Heute weiß ich, dass so ein Satz ein großes Warnsignal sein sollte. Wenn als Mutter die grundlegendsten Grundbedürfnisse und minimalste Körperpflege zum Luxus wird, ist etwas bereits sehr aus dem Ruder gelaufen. Kein Mensch sollte sich so alleine mit den Aufgaben der Elternschaft fühlen, dass es soweit kommt. Es braucht ein Dorf um ein Kind großzubekommen. Ein Dorf. Wo war dieses Dorf für meine Mutter damals? Wo für all die Mütter denen gerade die Tränen kommen, weil sie einfach nicht mehr können?

Was brauchen Kinder denn von uns?

Doch um auf meinen ersten Satz hier einzugehen. Was brauchen Kinder denn von uns?

Natürlich brauchen sie Liebe, Fürsorge, Nahrung, Schutz.. das Übliche. So üblich dass ich mir darüber gar nicht mehr so Gedanken machte und zum Beispiel dachte ein „Ich liebe dich“ zu meiner Tochter zu sagen bevor sie einschlief, reichte dass sie das auch versteht. Doch Taten sprechen vor allem für Kleinkinder so viel mehr als Worte, denn non-verbale Kommunikation verstehen Kinder von Anfang an, während die Bedeutung von abstrakten Begriffen wie Liebe und Gefühle im Allgemeinen erst nach einigen Jahren wirklich Sinn für sie ergibt.

„Mama, guck mal..“

Vor wenigen Wochen machte mich meine Tochter auf eine subtile aber eindeutige Art und Weise aufmerksam, dass ich sehr abgelenkt war und sie sich nicht wirklich beachtet fühlte. Wie so ziemlich jedes Kind hat sie Tage, an denen ich gefühlt eine Millionen mal „Mama, guck mal..“ höre und mir einen Hopser, ein Bild eine Grimasse, eine Haarspange und andere weltbewegende Dinge anschauen muss. Ich hörte diesen Satz so oft letztens, dass ich nur kurz einen Blick hinwarf und ein abwesendes „mhm“ rausbrachte, während sie versuchte mir was zu zeigen.
Ein paar Mal an diesem Tag sagte sie dann „Mama, schau mal bis zum Ende!“ Da erst bemerkte ich, dass ich tatsächlich so oft nicht bis zum Ende ihrer Aktion geschaut hatte und wie ich ihr dadurch unbewusst gezeigt hatte, dass es gerade irgendwas Wichtigeres gab, was meine Aufmerksamkeit einnahm. Wenn ich mich in sie hineinversetze, fühlt es sich alles andere als wertschätzend an.

„Sie bewegen gerade ihre Welt.“

Mir wurde dadurch auch bewusst, wie oft ich einfach bei ihr saß und dann dachte ich „mache was mit ihr“. Obwohl kaum Augenkontakt, verbaler Austausch und Aufmerksamkeit da war.
Ich überlegte, was an solchen Tagen anders war als sonst, und ich stellte fest es waren Tage an denen ich im Übermaß gab und machte und mich kümmerte und mich selbst komplett übersah. Es waren Tage, an denen ich einfach nicht ausgeglichen war und es mir dadurch super schwer fiel im Moment zu sein und meine Gedanken beiseite zu schieben, um wirklich hinzusehen. Denn auch wenn es gerade etwas ironisch klang, die Dinge die sie mir zeigt sind in Wahrheit wirklich weltbewegend. Sie bewegen gerade ihre Welt. Und das zählt, denn Sie bedeutet mir die Welt.

Wenn ich mich gut um selbst kümmere, bestenfalls als erstes am Morgen, dann bin ich so viel ruhiger innerlich, meine Gedanken drängen sich nicht auf und ich kann mehr bei meinen Kindern sein, wenn sie es brauchen. Deshalb ist so ein selbstaufopfernder Dauerzustand, den viele Mütter an den Tag legen auch so fatal, denn Keinem ist damit geholfen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich Kinder schnell verantwortlich fühlen, wenn es Mami nicht gut geht. Wenn sie ausgebrannt ist und so schwer zu tun hat.

Selbstfürsorge als Mutter

Was ich mir für meine Kinder wünsche, ist, dass sie nicht mit dem Glauben aufwachsen eine Last zu sein. Diesen Glaubenssatz versuche ich gerade bei mir aufzulösen, was unfassbar schwer ist.
Jetzt verstehe ich langsam, dass Selbstfürsorge auch als Mutter alles andere als selbstsüchtig ist, sondern die Basis um friedvoll und achtsam Mutter sein zu können! Und ich verstehe auch, dass Selbstfürsorge eben nicht nur ein schöner Tee und eine warme Dusche sind, sondern zur Therapie zu gehen, Innere Kind Arbeit zu machen, Weiterbildungen besuchen, in Gottes Gegenwart zu verweilen, tiefe Gespräche zu nahestehenden Menschen, Beziehungen allgemein pflegen, innehalten und in sich hineinspüren, Tagebuch schreiben, Kunst machen, Tanzen, Dinge tun, die mich lebendig machen. Wenn ich mir Zeit nehme bei mir selbst hinzuschauen, kann ich so viel mehr auch bei meinen Kindern hinschauen. Und zwar bis zum Ende.

Fragen:

  • Siehst du bei den Kindern aufmerksam hin?
  • Wie sieht Selbstführsorge bei dir aus?
  • Was ist dein Bild einer idealen Mutter? Wie wurde es geprägt?