Einsamkeit als Mama. Mir fällt es etwas schwer, gerade in der aktuellen Zeit darüber zu schreiben, weil es Menschen gibt, die wirklich niemanden um sich haben, keine Kinder, keinen Partner, keine engen Freunde. Irgendwie kommt es mir so vor als dürfte ich als Mutter mit zwei wundervollen Kindern und einem Partner, der sehr viel für mich da ist, gar nicht groß über Einsamkeit klagen. Doch natürlich kann es passieren, dass man als Mama einsam ist. Es geht wahrscheinlich vielen Mamas so, doch man redet so selten darüber.

Begegnung auf Augenhöhe

Mir ging es schon nach der Geburt meiner ersten Tochter so. Ganz viele meiner Freunde damals hatten keine Kinder und sie haben mir ganz viel Ruhe und Zeit gegeben, um mit meiner Familie anzukommen und mich an alles zu gewöhnen. Das war lieb gemeint, aber ich habe mich schon in den ersten Wochen sehr nach Gesprächen mit Herzensmenschen gesehnt.
Es lief alles gut mit dem Baby, ich hatte keinen Schlafmangel, war super entspannt, über alles verliebt und.. ich war einsam.

Klar ich war prinzipiell nie alleine. Aber das Kuscheln und Quasseln mit einem Baby oder Kleinkind erfüllt nicht das Bedürfnis nach Begegnungen auf Augenhöhe mit nahestehenden Menschen, die dich lieben und herausfordern und verstehen.
In den Müttertreffs und Krabbelgruppen fühlte mich jedes Mal unwohl und auch wenn ich mich einzeln mit Mamas verabredete, um irgendwie Anschluss zu bekommen, blieb es bei dem einen Mal. Ich hatte so viele Fragen, die ich mich nicht traute zu fragen. Wer bin ich jetzt, da ich Mama bin? Was ist noch von meinem alten Ich da? Muss ich mich den anderen Muttis irgendwie anpassen? Kann ich weiterhin mit meinen Freunden ohne Kinder eine Beziehung so wie zuvor führen? Ich bekam regelrecht Panik bei dem Gedanken, mir sehr wichtige Freundschaften und Beschäftigungen für immer zu verlieren.

Mit der Geburt wird nicht nur ein Baby geboren, sondern auch eine Mutter

Jetzt sind ein paar Jahre vergangen und ich muss ein wenig über mein Neu-Mama-Ich schmunzeln, aber sehr liebevoll. Ich verstehe sie immer noch und ich kann ich auch versichern, dass es normal und okay ist, sich so zu fühlen. Mit der Geburt wird nicht nur ein Baby geboren, sondern auch eine Mutter. Die muss sich genau wie das Baby an das neue Leben in einer neuen Welt herantasten, zurechtfinden und auf dem Weg ist es vollkommen okay überfordert zu sein und zu weinen und einfach nur Nähe zu brauchen. Mein Mann hatte damals nur begrenzt Verständnis für meine Situation und auch das ist okay. Es ist etwas, bei dem gerade Mütter andere Mütter verstehen und ermutigen können.

Unser Herz zählt auch

Mittlerweile habe ich einige sehr tolle Mamas, die zu einem engsten Freundeskreis zählen, mit denen ich wirklich über alles reden kann – nicht nur zum Thema Baby. Unser Herz zählt auch und es wird nicht unwichtig nach der Geburt. Im Gegenteil.
Was der Hauptunterschied heute für mich ist und warum ich mich viel weniger einsam fühle ist, dass ich mich nicht mehr hilflos und passiv der Situation ausgesetzt sehe. Ich habe Initiative ergriffen, auch wenn es mehrmals nicht geklappt hat. Ich bin trotzdem zu Elterngruppen gegangen, auch wenn ich mich anfangs noch nicht gleich wohl gefühlt habe. Und habe mich verletzlich gemacht, statt mich zu verstellen, um dazu zu passen.

Ich habe mich auch mit der Zeit getraut in Mama-Treffs provokante Fragen zu stellen, z.B. wie die Ehe so klappt seitdem die Kinder da sind, ob sie manchmal Wutausbrüche haben und wie sie damit umgehen. Was sie machen, wenn ihr Kind sich weigert die Zähne zu putzen oder sich waschen zu lassen. Ob sie Zeit für ihre Spiritualität bzw Beziehung zu Gott haben und wie sie Self-Care betreiben.
Sind das überhaupt provokante Fragen, oder sind es nicht Fragen die so gut wie jede Mutter beschäftigen? Ich habe sehr unterschiedliche Reaktionen auf diese Fragen bekommen. Mache haben mich beruhigt, ermutigt oder verwirrt und sogar verärgert. Auch das ist okay, denn was bleibt ist das Gefühl nicht allein zu sein in dieser kunterbunten, verrückten, anstrengenden, wilden, wunderschönen und spannenden Welt des Mama seins.

Mitten im Leben miteinander leben

Wenn wir als Mamas uns trauen Herz zu Herz Begegnungen voller Ehrlichkeit und Verletzlichkeit zu machen, dann kann die Einsamkeit nicht siegen. Denn ich garantiere dir, irgendwo da draußen ist eine Mama, die deine Fragen, Selbstzweifel, Ängste, und Sehnsüchte versteht und der es genauso geht. Oft braucht es nur einen mutigen Schritt und eine mutige Frage und man begegnet sich ganz anders.

Mit den Mamas, mit denen ich befreundet bin, reden wir ganz offen über unsere Herausforderungen und wir lernen auch nicht davor zurück zu scheuen einander um Hilfe zu bitten. Es braucht ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen. Dieses Dorf zu finden, aufzubauen und zu bewahren ist eine Kunst. Es ist nicht unbedingt leicht, aber es lohnt sich. Es lohnt sich so sehr für dich. Und für deine Kinder. Wahre Gemeinschaft ist unfassbar wichtig. Nicht nur die kurzen Treffen in der Krabbelgruppe, sondern mitten im Leben miteinander Leben teilen. So chaotisch und schön wie es eben ist.

Fragen:

  • Was hat sich für dich alles verändert, seit du Mama bist?
  • Kennst du Momente der Einsamkeit trotz der permanenten Anwesenheit deines Kindes?
  • Welche provokante Frage hast du dich noch nie getraut zu stellen?