Unser kleiner Kaleb macht im Moment einen mentalen Entwicklungsschritt durch. Die Art, wie er die Welt um sich herum wahrnimmt, verändert sich. Die Sinneswahrnehmung wird plötzlich eine andere, neue Fähigkeiten kommen dazu. Das führt natürlich auch zu Verwirrung und Unsicherheit und somit auch zu vermehrtem Weinen und einem stärkeren Nähebedürfnis.
Die Zeit ist wohl vor allem für ihn anstrengend, aber sehr wichtig für seine Entwicklung. Und wir als Eltern haben die schöne Aufgabe, ihn durch diese Entwicklungssprünge hindurch zu begleiten und zu unterstützen und zu trösten.

Wachstum und Veränderung im Glauben

Das Leben besteht aus dynamischen Entwicklungen und Veränderungen. Nichts bleibt wie es mal war, Dinge kommen hinzu, anderes vergeht oder wird transformiert und angepasst. So ist es auch im Glauben.

Es gibt natürlich feste und unumstößliche Glaubenssätze, die den Rahmen des Glaubens bilden, damit keine Irrlehre entsteht, also Glaubensaussagen, die der Bibel nicht entsprechen und somit falsche Aussagen über Gott und auch den Menschen als dessen Gegenüber getroffen werden. Doch innerhalb dieses Rahmens befinden wir uns in einer ständigen Entwicklung. Mal mehr, mal weniger.
Wir werden älter, sammeln neue Erfahrungen und auch unser Blick auf Gott und die Welt verändert sich. Manchmal kann das sehr verwirrend sein, sogar schmerzhaft. Plötzlich kann einem bewusst werden, dass das, was man bisher geglaubt hat, was bisher fester Bestandteil des Gottesbildes, aber auch des Welt- und Selbstbildes war, einer Veränderung bedarf oder weiter so nicht geglaubt werden kann. Möglicherweise muss man auch über seinen eigenen Schatten und Stolz springen oder womöglich sogar seinen Glaubens- und Lebensstil verändern.

Dieser Prozess einer dynamischen Transformation des persönlichen Glaubens ist ein sehr wichtiger Prozess. Und ähnlich wie ein Baby, kann er zu Verwirrung und Unsicherheit führen und auch zu einem stärkeren Nähebedürfnis Gott gegenüber. Selbst wenn vielleicht gerade das Gottesbild erschüttert wurde, oder gerade deshalb.
Die gewohnte Geborgenheit ist so nicht mehr da. Gott bleibt zwar derselbe, aber der eigene „Glaubensraum“ wurde umgestellt. Das kann auch etwas zu etwas Unbehaglichkeit führen. Vielleicht wünscht man sich sogar seine alte Art zu glauben zurück. Vielleicht wünscht man sich, lieber keine weiteren Erkenntnisse mehr zu bekommen, weil man sich doch so schön in seinem Glauben eingerichtet hat. Manchmal möchte man am liebsten einfach wieder zu der „Muttermilch“ des Glaubens zurück und nicht das deftige „Schwarzbrot“ essen. Wobei die „Muttermilch“ des Glaubens, die einfachen Wahrheiten und Grundpfeiler des Glaubens, nicht verloren geht. Man muss nur irgendwann anfangen, seine Ernährung zu ändern, auch im geistlichen Sinne.

Mutig im Glauben wachsen

Und hier möchte ich dich ermutigen, diese Phasen der Entwicklungssprünge im Glauben mutig anzugehen und nicht stehen zu bleiben. Dass sich der persönliche Glaube oder besser gesagt die Art zu glauben verändert, heißt nicht unbedingt (manchmal schon), dass die bisherigen Überzeugungen falsch waren. Doch manchmal müssen auch bestimmte Schritte im Glauben gegangen werden, die sich auch der eigenen persönlichen Entwicklung anpassen.
Ein Kind glaubt anders als ein Erwachsener und ein frisch Glaubender glaubt anders als jemand, der schon sechzig Jahre lang Glaubenskämpfe erlebt hat. Und das ist in Ordnung so. Das ist gut so. Es ist aber wichtig, dass in einer Zeit der Entwicklungsschritte im Glauben jemand an deiner Seite steht, der schon mehr Schritte gegangen ist als du. Der dir helfen kann, dich auch trösten kann und dir aber auch Denkfehler aufzeigen kann und dir zu erkennen gibt, ob du dich im biblischen Rahmen befindest oder nicht.
Es ist wichtig, sich selbst und auch seinen Glauben immer wieder zu hinterfragen und auch nachzuforschen, warum man vielleicht bestimmte Dinge glaubt oder auf eine bestimmte Art und Weise denkt und was eventuell einer Überarbeitung bedarf. Habe auch da keine Angst dich deines Verstandes zu bedienen, in der Bibel zu forschen und im Gebet und bei anderen Glaubensgeschwistern um Hilfe zu bitten. Entwicklungsschritte im Glauben können schmerzhaft sein, sind aber nötig und wertvoll.

Meine eigene Entwicklung mit Gott

Ich habe in meinem Leben viele solcher Schritte erleben dürfen und erlebe sie auch weiterhin. Das, was ich fest glaubte und wie ich Gott und die Welt gesehen habe, musste öfter mal objektiv betrachtet, auseinandergebaut und neu wieder zusammengebaut werden, wobei auch manche Einzelteile verworfen werden mussten und wohl auch mal wieder irgendwann müssen. Es sind schwierige Zeiten der Unsicherheit, die aber nötig sind, um weiter zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.
Gott ist größer und vielfältiger als unser Bild von ihm. Da wäre es schade, wenn wir nicht noch mehr entdecken könnten, als wir es bis jetzt schon getan haben. Er hat uns einen Rahmen gegeben, er hat sich in der Bibel offenbart. In diesem Rahmen können und sollen wir ihn immer mehr erforschen und entdecken. Und das Gute ist, dass er uns dabei hilft und an die Hand nimmt.
Manchmal fühlt es sich nicht so an. Manchmal fühlt es sich eher an wie Fahrradfahren lernen, wobei man wackelig und allein versucht nicht hinzufallen. Aber ohne die Sicherheit – ein Elternteil, das mitläuft und einen etwaigen Misserfolg tröstet und weiter ermutigt – würde man nicht lernen auf dem Fahrrad zu fahren. Und Gott läuft mit. Er begleitet dich auf deinen Entwicklungsschritten. Vielleicht wirst du ihm bei manchen Entwicklungsschritten des Zweifelns eher skeptisch gegenüberstehen, doch er wird dir nicht skeptisch gegenüberstehen. Er kennt dich, weiß um deine Gedanken und Gefühle und liebt dich immer gleich auf seine Weise – unglaublich stark. Möglicherweise mag dein Glaube erschüttert sein, doch Gottes Liebe zu dir kann nichts erschüttern. Sie hält auch deine Entwicklungsschritte aus, in denen du vielleicht auch mal wie ein Baby mehr schreist und etwas anstrengender bist. Doch im Rückblick wirst du staunen, was für Schritte du bereits mit Gott gegangen bist.