Wir alle kennen Situationen die uns schmerzend, traurig, wütend und entsetzt zurücklassen. Keiner kommt unverletzt durchs Leben. Doch wenn man selbst in solch einer Situation steckt und zusätzlich noch gläubig ist, wird schnell versucht Antworten und Gründe bei Gott zu suchen. Natürlich ist es gut, in schweren Situationen etwas Positives zu sehen und es ist wichtig aus der Erfahrung zu lernen und zu wachsen. Doch was ich meine ist, dieses unterschwellige „Gott-in-die-Schuhe-schieben“ von schlimmen Situationen.
Ich selbst habe oft, wenn etwas Schweres in meinem Leben oder im Leben geliebter Personen passiert ist, sofort Gott angeklagt. Und das ist auch ok, Gott hält das sicher aus. Doch warum wird in solchen Situation so häufig die Tatsache vergessen, dass wir in einer gefallenen Welt leben, in der nunmal Zerstörung, Schmerz, Leid und Tod existieren. Macht das Gott automatisch zum Übeltäter oder zum kaltherzigen Herrscher, der sich passiv aus der Ferne unser Leiden anschaut? In keinster weise.

Diese Fragen nach dem Leid in der Welt bewegen schon seit Jahrtausenden die Menschheit: Wenn Gott gut und allmächtig ist, wie kann es sein, dass es Leid gibt? Entweder ist er also nicht gut oder nicht allmächtig? Ich finde diese Fragen zwar wichtig und berechtigt und man kann ewig darüber philosophieren und diskutieren, aber es lässt die Tatsache aus, dass es nicht nur Gott gibt, nicht nur Gutes. Es gibt auch den Widersacher, den Teufel, wenn man ihn so nennen will. Dieser Punkt wird viel zu oft ausgelassen aus der Diskussion und das ist fatal. Jesus selbst hat in der Analogie des guten Hirten und den Schafen gesagt:

Der Dieb kommt nur, um die Schafe zu stehlen und zu schlachten und um Verderben zu bringen. Ich aber bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.

– Johannes 10, 10 (NGÜ)

In den letzten Wochen hat sich mein Fokus radikal verändert. Ich sehe jetzt nicht mehr Gott als Verursacher von Leid in meinem Leben und in der Welt. Sondern das Böse und die Sünde. Sünde bedeutet im wörtlichen Sinne ‚Zielverfehlung‘ und das entfernt uns von Gottes Kurs in unserem Leben. Die unfassbare Vielzahl dieser Zielverfehlungen, die von allen Menschen jemals gemacht wurden, jetzt im Moment und in Zukunft gemacht werden, bewirken zusammen mit vielen weiteren Faktoren, dass Leid existiert. Es ist praktisch unmöglich den Grund immer mit dem menschlichen Verstand zu begreifen. Doch was ich weiß ist, dass wir in unserem freien Willen entscheiden können, wem wir dienen. Unser Handeln hat Konsequenzen und es gibt das Böse in dieser Welt, mit dem Ziel uns von Gott zu entfernen. Und genau das passiert unter anderem, wenn wir Gott die Schuld geben für das Leid in der Welt – auch wenn wir sagen, er hätte es ja verhindern können.

Ich bin ganz ehrlich, Gott ist mir so oft passiv vorgekommen und ich bin damit sicherlich nicht alleine. Gerade wenn diese Frage aufkommt: „Warum hat er es nicht verhindert?“ Wenn ich aber so denke, versuche ich im Grunde, Gott in eine Box zu packen, die meinen menschlichen Versand nicht übersteigt. Ich sehe meine Situation und stülpe Gott drüber. Ich sehe meinen Horizont und finde Gott sollte nach meinen Spielregeln spielen. Das es nicht so ist, macht mir dann Angst. Ich merke, dass ich nicht alles in meinem Leben kontrollieren kann, selbst mit Gott an meiner Seite. Ich kann nicht verstehen, wie sein Plan aussieht und warum Schlimmes passiert. Gott übersteigt bei Weitem meinen Horizont. Gott ist zeitlos und unbegrenzt.

Wenn ich zum Himmel emporstiege – so wärst du dort! Und würde ich im Totenreich mein Lager aufschlagen – dort wärst du auch! Hätte ich Flügel und könnte mich wie die Morgenröte niederlassen am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich leiten, ja, deine rechte Hand würde mich halten! Und spräche ich: »Nur noch Finsternis soll mich umgeben, und der helle Tag um mich her soll sich verwandeln in tiefste Nacht!«, dann wäre selbst die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht würde leuchten wie der Tag. Ja – für dich wäre tiefste Dunkelheit so hell wie das Licht!

– Psalm 139, 8-12 (NGÜ)

Meinen Schmerz und den Schmerz der Welt spürt er ganz gewiss, denn er lebt durch seinen Heiligen Geist mitten unter uns. Wie wir in diesem wunderschönen Psalm lesen, ist er nah, auch wenn es finster um uns wird.
Doch das Allerwichtigste, was in wirklich jeder schweren Situation zählt, ist die Tatsache, dass Gott gut ist und was er tut gut ist. Wenn wir das glauben, von ganzem Herzen glauben, ist das die Antwort auf jeden Schmerz und jede Frage die uns bewegt.

  1. Was ist deine erste Reaktion auf schwere Situationen?
  2. Wie geht es dir damit, wenn du über den Teufel und Sünde nachdenkst?
  3. Glaubst du, dass Gott gut ist?