Hey Leute,
dieses Jahr war für mich bisher irgendwie nicht leicht. Es ist viel passiert um mich herum und in meinem Leben. Eine neue Beziehung, neue Anfänge, Veränderungen und trotzdem auch Konstanten wie das Studium, das sich so anfühlt als würde es nie weggehen. Da war viel Wirbel und Unruhe. Wenn ich zurückblicke, dann habe ich mich in vielen Situationen überfordert gefühlt. Ich war überarbeitet, musste plötzlich wieder mit Präsenz-Uni beginnen und habe von einem Ruhepunkt zum nächsten gelebt. Dazwischen habe ich versucht mich möglichst wenig mit mir selbst zu beschäftigen, weil da in mir so viel Durcheinander war, was ich nicht sehen wollte. Das ging am Anfang ganz gut. Ich habe vor mich hin gelebt. Ab und an sind mir und anderen aber Dinge aufgefallen, in denen das Wahre durchgeblitzt ist. Hoffnungslosigkeit. Minderwertigkeit. Meine alten Baustellen.

Angst und Mauern

Rückblickend würde ich sagen, dass ich einfach furchtbare Angst hatte. Angst vor der Zukunft, vor meiner Vergangenheit, vor dem, was andere Menschen über mich denken und davor, niemals auch nur irgendwem oder irgendetwas gerecht zu werden. Ich hab mich innerlich abgeschottet und abgearbeitet, was es zu tun gab. An meiner Negativität, meiner Missgunst und meinem Pessimismus hat man erkannt, was in mir gerade für ein Wind weht.

Nach einer gewissen Zeit hat dann angefangen, was wohl unumgehbar war: Ich musste Mauern abbauen. Eigentlich wollte ich ja nicht so negativ sein. Ich wollte ja Hoffnung haben. Noch größer war der Gedanke bezogen auf meine Beziehung. Da wollte ich mich ja auch nicht einigeln, denn so kann man nicht gesund miteinander leben. Ich wünschte, ich hätte mehr gebetet und Gott gesucht. Ab und zu habe ich mich schon an ihn gewendet, aber vor allem bin ich bei mir geblieben und habe Stück für Stück die Steine der Mauern abgehauen.

Ausgeliefert sein

Hurra? Nicht wirklich. Ich dachte, dass das Thema damit vom Tisch sei. Ich bin wieder offener, dann kommt alles andere von allein. Hoffnung kommt dann schon. Der Pessimismus wird auch weggehen und sozialer werde ich bestimmt auch wieder. Falsch gedacht. Was tatsächlich folgte war ganz anders. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so nackt gefühlt. Ich habe mich ausgeliefert gefühlt und allen Menschen unterstellt, sie könnten mir etwas Böses wollen. Ich habe mich nur noch mehr zurückgezogen und den Kontakt zu anderen gemieden. Wenige Leute waren meine Anker, an denen ich mich orientieren konnte, ohne in Panik zu verfallen.

Aber nicht nur Menschen haben mir Angst gemacht. Ich habe mich plötzlich so überflüssig gefühlt wie sehr lange nicht mehr. Alle Lügen über Minderwertigkeit kamen wieder nach oben und überfluteten meine Gedanken, bis ich kampflos nachgegeben habe und mich auch innerlich eingeigelt habe. Natürlich habe ich nicht die ganze Zeit Menschen gemieden. Manchmal habe ich mich einfach innerlich abgeschottet und abgestumpft, um mit Situationen und Dingen klarzukommen. Das war aber schmerzhaft. Irgendwie habe ich, wenn ich es zugelassen habe, alle Emotionen gleichzeitig gefühlt. Und die Emotionen der anderen noch dazu. Und dann war mir alles wieder zu viel und ich habe mich zurückgezogen.

Das ging eine ganze Weile so. Eigentlich bis vor Kurzem und ich kämpfe immer noch damit, nicht nachzugeben und wegzulaufen. Am Anfang war ich versteinert, dann habe ich die Steine entfernt und war nackt. Und jetzt?

Hoffnungsfunken

Ich kann den Moment nicht festsetzen, an dem sich in mir die Dinge wieder verändert haben. Ein Teil von mir wollte und will ohne Mauern leben lernen. Er will raus, bunt, sanft, laut und furchtlos. Ich habe Gott wenig gesucht, sehr wenig. Das tut mir leid und ich weiß, dass das viele Dinge hätte einfacher machen können. Gott bietet Schutz und er ist Hoffnung. Anstatt bei anderen Menschen danach zu suchen, hätte ich zu dem gehen können, der in mir lebt. Gott sei Dank ist Gott aber manchmal auch laut. Und so hat er mich stückchenweise durch das Reden anderer Menschen oder durch Gedanken gestupst und mir Momente geschenkt, die meiner Seele gut getan haben.

Ehrliche Gespräche, Träumen, Momente von Gottes Gegenwart und das Gefühl von Sinn haben mich wieder bekleidet. Gott hat mir neue Kleidung gewebt aus Hoffnung und Vertrauen. Ich durfte Wahrheit zu Menschen sprechen, bedingungslos ehrlich von meinen Gedanken erzählen, wurde aufgefordert für die Zukunft zu träumen und alles hat wieder Sinn ergeben.

Lebendigkeit

Vorher war ich so zurückgezogen, dass ich dachte, Gott gebraucht nur die krassen Leute. Die Menschen, die schöner, dünner, intelligenter oder einfach anders sind als ich. Und jetzt fühle ich plötzlich wieder Gottes Hand auf meinem Leben. Heißt das, alle Probleme sind weg? Natürlich nicht. Aber es verändert mein Denken und ich fühle mich wieder lebendig, nachdem ich das so lange nicht mehr war.

Aus mir sprudelt ein Bedürfnis nach Schönheit, das ich so noch nie rausgelassen habe. Ich sehe die Menschen um mich herum mit anderen Augen und fürchte mich nicht. Ich habe aber auch gelernt mehr auf mich zu achten. Weniger fremde Maßstäbe anzusetzen. Menschenmengen sind immer noch nicht mein Lieblingsort, aber das ist okay. Ich muss mich nicht zwingen wie andere zu sein.

Gott ist treu

Was ist mein Fazit aus den vergangenen Monaten: Gott ist treu. Und gut. Ich habe ihn nicht gesucht. Ich wollte ihn nicht so sehr einbinden. Ich habe gezweifelt, ob er es gut meint. Und was hat er gemacht? Er ist mir nachgegangen. Hat mich gesucht und hat mich wieder eingekleidet mit seinem Schutz. Ich finde auch, dass die Entwicklung gut war. Sie bringt mich weiter. Ich musste meine Steine loswerden und vielleicht musste ich mich auch ausgeliefert fühlen, um neu aufzublühen. Schön waren die Zweifel und meine Ängste nicht. Das Resultat fühlt sich aber schön an.

In ein paar Tagen habe ich Geburtstag und ich freue mich darauf, mein vergangenes Lebensjahr Revue passieren zu lassen. Meine Vorsätze waren vor allem groß träumen zu lernen, Gott zu vertrauen und keine Angst zu haben. Sieht erstmal nicht so aus als wäre mir das gelungen. Vielleicht war das aber mein Weg dahin. Ich bin bei Weitem noch nicht fertig. Aber ich wachse. Langsamer und schmerzhafter als ich es mir manchmal wünschen würde, aber ich wachse. Und ich bin gespannt, was Gott noch für mich vorbereitet hat.