Alles zu seiner Ehre?

In letzter Zeit ist mir das Wort „Ehre“ unheimlich wichtig geworden. Aber nicht meine Ehre oder Familienehre oder Siegerehrung. Es ist mir außerordentlich wichtig geworden, Gott zu ehren und die Dinge zu seiner Ehre zu tun. Ich hatte viele Erfolgserlebnisse in den letzten Wochen und Monaten und bin dafür sehr dankbar. Gleichzeitig wollte ich die Dinge immer zu Gottes Ehre tun. Und ihm dann auch zurückgeben als Dank, weil er der Ursprung ist und weil er es verdient. Ich habe immer wieder gebetet, dass ich ihn ehren will mit den kleinen Dingen und den großen. Das hat mich getragen und mich ausgerichtet. Und ich schreibe hier in der Vergangenheitsform, aber es ist mir immer noch ein ganz zentrales Anliegen. Jeden Tag.

Neulich hatte ich Prüfungen und ich habe dafür gebetet und sie Gott hingelegt. Dann habe ich mir kurz vorgestellt, was denn passiert, falls ich nicht bestehen sollte. Und da tauchte die Frage auf: Wenn ich scheitere, tue ich das auch zu Gottes Ehre?

Die Frage hat mich aufgewühlt und im ersten Moment dachte ich: „Nein, das hat Gott nicht verdient. Ich will ihm doch mein Bestes bringen.“ Ich habe mich unwürdig gefühlt und wie eine Versagerin. Aber wenn ich sage „Alles zu seiner Ehre“, dann heißt das eben alles.

Meine Schwächen

Für mich ist Versagen ein Problem und da bin ich vermutlich keine Ausnahme. Uns wird immer wieder vor Augen gehalten, dass wir Dinge schaffen sollen. Ob es eine Prüfung ist oder eine bestimmte Zahl auf der Waage. Überall und immer wieder geht es um das Bezwingen. Und irgendwie gehört das ja auch zum Leben dazu. Dinge hinter sich lassen, sie bewältigen oder eben nicht. Ich versage aber nicht gerne. Überhaupt nicht. Neben dem Üblichen spielt da noch Minderwert mit hinein. Ich halte oft sehr wenig von mir und es ist einfach den eigenen Wert aufzupolieren mit Zensuren, Zertifikaten, usw. Wenn ich versage, wer bin ich dann?

Neben meinem Minderwert habe ich auch immer wieder mit Ängsten zu kämpfen. Werde ich gesehen? Gibt es einen Platz für mich? Und oft schlägt das in zwei ungesunde Richtungen um. Entweder ziehe ich mich zurück und versinke im Selbstmitleid oder ich erhebe mich über die anderen und versuche so innerlich meinen Platz zu behaupten. Das ist ungesund und ich arbeite daran.

Das sind nicht alle meine Schwächen. Bei Weitem nicht. Aber sie sind hier mal mein Beispiel.

Wie können meine Schwächen Gott ehren?

Ich glaube, das Grundlegende ist, dass ich meinen Blickwinkel verändern muss. Ich sehe mich und meine Schwächen mit menschlichen Augen. Ich werte mich herab, ich sehe immer nur das, was noch nicht ist. Gott sieht mich anders. Er sieht zuerst ein geliebtes Kind. Gott sieht all das, was ich schon bin und noch sein werde. Er blickt voller Wohlwollen und Sanftmut auf mich. Genau da, wo ich nur voller Wut und Zweifel bin. Wenn meine Schwächen Gott ehren können, dann aus Gottes Perspektive. Ich würde mich ja am liebsten für immer verkriechen aus Scham. Ich darf aber lernen, dass Gott mein Herz neu füllt. Mit Nachsicht mit mir und mit Liebe.

Zulassen

Ich denke, ein erster konkreter Schritt ist es, meine Schwächen zuzulassen. Sie mir einzugestehen. Damit verabschiede ich mich von einem Idealbild einer Marie, die alles richtig macht, die alles kann. Ich lege meine Maßstäbe weg und betrachte einfach nur das, was da vor mir steht. In allem Zerbruch, mit allen Fehlern – all das, was noch nicht ist. Und dann schaue ich auf Gott, der hinter mir steht und seine Hand auf meine Schulter legt und sagt: „Und es war sehr gut.“ Der erste Schritt ist, anzunehmen, dass Gott mich liebt. Mit Fehlern, so wie ich bin. Also können mir meine Schwächen zeigen wie sehr und wie bedingungslos Gott liebt.

Blick auf Gott

Als nächstes fällt mir auf, dass ich immer dann am wenigsten mit mir selbst klarkomme, wenn ich mich so viel um mich selbst drehe. Je mehr ich nachdenke, desto mehr Baustellen finde ich und desto schlechter geht es mir. Was aber, wenn ich stattdessen auf Gott schaue? Aus eigener Kraft scheitere ich. Immer wieder verfehle ich das Idealbild und alles endet in Trauer. Wenn ich aber zuerst auf Gott schaue, kann ich seinen Blick spüren und er verändert mich. Gott ist so groß, warum sollte ich mich um solche Kleinigkeiten sorgen, wenn ich ihn an meiner Seite habe? Alles ist klein im Angesicht seiner Größe und Herrlichkeit. Also zeigen mir meine Schwächen, dass ich als unperfekter Mensch einen perfekten Gott an meiner Seite habe.

Luft nach oben

„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

2. Korinther 12, 9

Halleluja dazu! Obwohl ich Schwächen habe, kann Gott wirken. Und auch gerade deshalb. Wenn wir Menschen perfekt wären, wozu bräuchten wir Gott? Indem ich Fehler mache, zeige ich in gewisser Weise, dass da noch Luft nach oben ist. Dass Gott wirkt, Raum zum Wirken hat und gut ist. Wir tun oft soviel wir können und es reicht bei Weitem nicht aus. Aber Gott gibt das Nötige dazu, damit Dinge gut werden. Weil er gut ist. Und so zeigen unsere Schwächen wie mächtig Gott ist und dass er wirkt.

Trost

Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, aber ganz oft sehe ich Menschen an, die Gott nutzt, um sein Reich zu bauen und wundere mich über seine Auswahl. Das beginnt schon in der Bibel. Die Menschen, die Gott beruft, machen Fehler. Sie morden, begehen Ehebruch, trinken, lügen, usw. Und noch öfter als ich mich darüber wundere, verstehe ich nicht, was Gott eigentlich von mir will. Mit all meinen Fehlern bin ich keine perfekte Wahl. Aber Gott geht es nicht um unsere Taten. Es geht auch nicht um unsere Schwächen. Gott beruft. Und Gott verändert. Am Ende kommt es auf unsere Beziehung zu ihm an und er kann jeden und jede dazu nutzen sein Reich zu bauen.

Für mich ist das ein Trost. Es rückt meine Gedanken gerade. Meine Schwächen zeigen Gottes Macht. Auch die Schwächen anderer Leute ermutigen mich, dass ich nicht perfekt sein muss. Vielleicht ermutigen dich auch meine Schwächen. 😉

Fazit

Am Ende stelle ich fest: „Alles zu seiner Ehre“ heißt das Gute und das Schlechte. Meine Erfolge und mein Scheitern. Und Gott nimmt alles an, weil es ihm nicht um Taten geht, sondern die Beziehung zu ihm. Die Handlung des „Zu-Ihm-Bringens“ ist so viel wichtiger als das, was ich ihm bringe. Ich strebe danach ihm Gutes zu bringen, aber manchmal ist mein Bestes die Tatsache, dass ich den Tag überstanden habe. Aber das reicht ihm. Meine Schwächen erschrecken Gott nicht. Er kennt sie. Und sie ehren ihn auf vielfältige Art und Weise. Sie ehren ihn auch in meinen Augen und den Augen derer, die sie sehen. Es erfordert immer wieder Mut zu Gott zu kommen, wenn ich eigentlich so viel Scham spüre aber er ist gut. Und es ehrt ihn.