Hallo ihr Lieben, ich freue mich, mit euch in die siebte Ausgabe der Zuflucht Kolumne starten zu dürfen.
Der Titel ist heute IKEA. Nein, es soll nicht um Kallax, Hemnes und Billy gehen. Aber ich möchte über Schubladen reden, die wir uns auch gerne zu unserem persönlich maßgeschneiderten Schubladensystem zusammenbasteln, wie es uns am besten gefällt – ganz im IKEA Style.
In Schubladen denken
Schubladen gibt es in vielen verschiedenen Größen. Manchmal ganz enge und manchmal sogar so große, dass uns die Abgrenzung zu anderen gar nicht mehr unbedingt klar ist. Aber ich glaube, Schubladen, in die wir uns und andere einsortieren, sind gefährlich.
Auf der einen Seite bieten sie uns die Möglichkeit, schneller erprobte Handlungsmuster abzurufen. Wir sortieren Unterhaltungen oder Verhaltensweisen in schon vorher gekannte Kategorien ein, um schnell, wenigstens einigermaßen adäquat, reagieren zu können oder entsprechend nachvollziehen zu können, was dahinter steckt. Das ist kognitiv super sinnvoll und beginnt im Prinzip schon bei Kleinigkeiten. Wenn mir eine Tasse herunterfällt, versuche ich sie noch aufzufangen. Sollte mir aber eine Kanne herunterfallen und ich muss erst herausfinden, dass hier das gleiche passieren wird, wenn sie den Boden berührt, wie bei einer Tasse, ist es vermutlich schon zu spät. Automatische, unterbewusste Denkprozesse haben ihre Vorteile und entlasten unsere aktive Denkleistung.
Auf der anderen Seite sind Schubladen aber auch abgeschlossene Einheiten, die, meist sortiert, auf Ähnlichkeit hinweisen oder sogar Identität definieren. Hast du dich nicht auch schonmal dabei ertappt zu denken: „Ach, so eine ist sie.“ Oder „Ach ja, Leute wie sie machen dies und das.“ Dann vergleicht man und sortiert. Und ehe man sich versieht, stempelt man ab.
Ich sehe was, was du nicht siehst
Na klar mag das, was wir zu analysieren versuchen, manchmal auch stimmen, aber wir reduzieren einander und unsere Mitmenschen auf Dinge, die sie tun oder sagen, oder einmal gesagt oder getan haben. Wäre es nicht spannend mal zu sehen, mit welchen Attributen man jemals von anderen Menschen beschrieben wurde?
Ich stelle mir gerade vor, wie wir durch die Straßen laufen und auf jedem Körper tausende Kategorien stehen, in die er oder sie einmal eingeordnet wurde. Zicke, Angeberin, schüchtern, verpeilt, entspannt, aufmüpfig, zerbrechlich,.. Und ich stelle mir vor, wie diese Label so viele werden, dass am Ende nicht mehr erkennbar ist, wer eigentlich darunter steckt. Keine Gesichter, nicht mal mehr Körperformen, vielleicht nicht mal mehr Geschlechter. Alles nur noch voller schwarzer Buchstaben.
Ich glaube, dass wir Menschen in Raster einordnen und ich glaube auch, dass wir uns selbst in solche Raster einordnen und es uns darin gemütlich machen. Sie geben eben doch Sicherheit und es ist klar, welche Ansprüche Menschen an das eigene Leben stellen werden.
Achtung – sehr stereotypes Beispiel und bitte nicht zu ernst nehmen!!!: Wenn ich mich z.B. als ‚Nerd‘ sehe und es mir darin gemütlich mache, wird wohl niemand von mir verlangen, die nächste Party aufzumischen und den Ton anzugeben. Es passt ganz einfach nicht in das gesellschaftlich vorherrschende Bild meiner Lieblingsschublade. Und so basteln wir uns selbst Schubladensysteme zusammen – für uns und alle anderen.
Die scheinbaren Erwartungen der Anderen
In den letzten Monaten habe ich festgestellt, dass ich mich oft auch in genau solche Schubladen einordne und Dinge nicht tue, weil es mir peinlich ist. Weil es die Leute bestimmt nicht von mir erwarten und alle Aufmerksamkeit dann auf mir liegt. Ein Teufelskreis und super einengend. Aber ich bekomme wirklich oft Panik, wenn es um solche Dinge geht. Total unlogisch und das weiß ich auch.
Ich hatte z.B. totale Angst mich in einen Musikladen zu trauen, weil ich dachte, dass mich dann eventuell Leute sehen und entweder denken, ich könne Dinge, die ich nicht kann oder mir direkt ansehen, dass ich fehl am Platz bin. Ich weiß, dass das Quatsch ist. Niemand ist in einem Musikladen fehl am Platz. Aber mein Puls geht da z.B. immer noch hoch. Das sind tief verankerte Ängste, die keinen Bestand haben sollten in meinem und auch eurem Leben.
Leider kann ich euch jetzt keine Faustregel beschreiben, wie man diese am besten überwindet. Ich bin nämlich auch immer noch am Herausfinden, wo überall meine Angstmauern und selbstgebauten Schubladen sind. Aber eines kann ich euch mitgeben: Wenn wir Christus in unser Leben aufgenommen haben und ER unser Leben regiert, dann sind diese Schubladen nur Schall und Rauch. Unsere Identität ist dann in Christus und wir sind nicht mehr, was wir zu sein gedacht haben oder andere über uns ausgesprochen haben. In meinem Bild mit den Labeln sind wir dann reingewaschen von allen schwarzen Buchstaben und neu.
Als David von Gott als König erwählt wurde, obwohl er von seinen Mitmenschen nicht in die Schubladen ’stattlich‘ oder ‚Herrscher‘ oder ‚Krieger‘ einsortiert war, schreibt die Bibel:
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.
– 1. Samuel 16,7
Das ist die Wahrheit an die wir uns klammern sollten und mit der wir gegen Ängste, falsche Erwartungen und Schubladen kämpfen sollten. Du bist nicht, was andere Leute dir sagen und du darfst auch nicht nur machen, was andere von dir erwarten. Freiheit sieht anders aus. Und zur Freiheit sind wir in Christus befreit.
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