Ich habe seit Neustem angefangen mich meinen Gedanken zu stellen, wie du vielleicht in meiner letzten Kolumne schon gelesen hast. Nachdem ich jahrelang verdrängt habe, was eigentlich in meinem Innersten vorgegangen ist und mich gewundert habe, warum ich nicht glücklich bin. Ich habe doch alles.

Genau, ich habe. Wenn du dir deiner Gedanken bewusst wirst, strömen sie wie ein endloser Wasserfall in deinen Kopf und du kannst sie nicht aufhalten. Freude, Trauer, Wut, Gelassenheit – alles vermischt sich und es bildet sich ein Ozean aus Fragen. Sind diese Dinge relevant? Warum fühle ich sie? Was soll ich nur tun, damit sie verschwinden? Wie kann ich sie beherrschen? Wie kann ich..? Wie soll ich…? Ich? Nein.

Angst vor Kontrollverlust

Ich mache seit wenigen Wochen ab und zu Yoga und es gibt mir viel Kraft. Es hilft mir, Balance zu finden und wieder zu mir zu finden, wenn ich mich mal verliere. Manchmal mache ich dann eine Meditation. Natürlich läuft das alles über YouTube-Videos. Am Anfang einer Meditation neulich sagte die Stimme aus dem Video zu mir: „Erlaube es dir, loszulassen.“ Das traf mich mitten ins Herz und ich brach in Tränen aus. Warum?

Ich werde immer verletzlicher, je mehr ich von mit preisgebe. Das ist natürlich und das ist gut. Das ist aber auch gefährlich. Verletzlich eben. Wenn du dich öffnest, verlierst du Kontrolle. Die Kontrolle darüber, welche Seiten Menschen von dir sehen und die Kontrolle, die du dir über ihre Gedanken erhofft hast. Auch das ist gut. Und auch das ist unfassbar gruselig.

Im Moment ist das mein größtes Kampffeld. Ich habe mir der Lüge zu kämpfen, dass mir gerade mein ganzes Leben aus den Händen rutscht und dass ich nichts mehr machen kann. Dass ich hilflos werde und wie ein Blatt im Wind hin und her getragen werde und auf günstige Windverhältnisse hoffen muss, sonst bin ich verloren.

Ich weiß, dass das nicht wahr ist. Eigentlich nehme ich, ganz im Gegenteil dazu, mein Leben in die Hand. Ich versuche zu verstehen, was ich will und danach zu handeln. Nicht mehr ich an letzter Stelle, sondern eine gesunde Balance. Klingt trotzdem wackelig. Ist es auch. Und mühsam. Wenn du allein versuchst alles in die Hand zu nehmen, dann braucht es nur einen Windstoß und alles fällt in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

Sehnsucht nach Freiheit

In dem Moment „Erlaube es dir, loszulassen,“ habe ich gefühlt, dass es genau das ist, was ich mir so sehnlichst wünsche. Nicht Kontrollverlust, nicht Entscheidungslosigkeit, nicht Ohnmacht. Sondern Freiheit. Ich weiß, dass es für viele Menschen, die Yoga machen, um das Loslassen im Allgemeinen geht. Um das Freimachen von Gedanken.

Für mich geht es um eine Person. Jemanden, der sich genau dieser Dinge annimmt und in dessen Hand ich sie sicher wissen kann. In dem Moment habe ich meine Sorgen und Ängste an Jesus abgegeben und es hat weh getan aber es war erleichternd zugleich. Wir sind nicht dafür gemacht, alle Stricke in der Hand zu haben. Wir sind nicht dafür geschaffen, alles perfekt zu balancieren und einen Drahtseilakt zu performen. Wir sind geschaffen, um in Gottes Nähe zu sein und in der Gewissheit voller Liebe furchtlos zu leben. Ich will nicht länger versuchen zu sein, was Gott nicht von mir verlangt. Er will mein Herz und das lerne ich gerade neu, ihm zu geben.

Jesus, meine Hoffnung

Das heißt nicht Sorglosigkeit, nicht perfektes Leben. Aber es heißt Hoffnung und Zuflucht. Ich werde mir immer Sorgen machen, weil das menschlich ist. Und ich werde mich auch immer wieder in Ziele verrennen, die ich mir selbst gesetzt habe, weil das menschlich ist. Ich werde aber immer wieder zu Jesus zurückkommen können und ihm meinen großen Haufen Müll bringen können und er nimmt mir meine Last, nimmt mich an die Hand und geht mit mir.

Dafür will ich ihm danken. Und ich will beten, dass ich das nie vergesse. Die Welt kann dir einreden, dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden. Dass du genug erreichen musst oder jemand Besonderes sein musst. Ich bete, dass wir Gottes Stimme hören, der uns einfach nur einlädt bei ihm zu sein.

Was bedeutet es heute für dich loszulassen?