Hallo ihr Lieben! Willkommen zurück zu Zuflucht. Nachdem ich endlos überlegt habe, worüber ich schreiben will und ich alles entweder zu banal fand oder mich dem Thema gerade nicht gewachsen gefühlt habe, ist es mir eingefallen. Und zwar (fast) wörtlich.

Wie ehrlich bin ich?

In letzter Zeit passiert es mir relativ oft, dass ich mitten in einem Gespräch kurz innehalte und mir plötzlich wie von oben ein Gedanke ins Gehirn fällt. Also so fühlt es sich an. Und soweit ich das bisher beurteilen konnte, kamen sie eigentlich immer von Gott. Das klingt jetzt praktisch, ist aber vor allem oft ungemütlich. Meistens sind es nämlich Gedanken die sich anfühlen wie „Na los!“ Oder „Komm schon!“ Und naja, dann muss ich wohl. 😀

Ich dachte immer, ich tue mich mit Ehrlichkeit nicht schwer. Meine Mama hat früher immer gesagt: Marie sagt die Wahrheit. Und das war auch meistens so. Lügen und falsche Behauptungen fand ich nämlich schon als Kind blöd. Also dachte ich: Ich bin ehrlich.

Seit ein paar Monaten beschäftige ich mich, wie ihr bestimmt in oder zwischen den Zeilen gelesen habt, damit, wer ich eigentlich bin, wo ich eigentlich hin will und wo ich hin soll. Jedenfalls fällt mir je mehr ich mich mit mir selbst beschäftige immer mehr auf, wie sehr ich zu mir selbst unehrlich bin. Und in Kombination damit auch zu allen anderen.

Ehrlich zu sich selbst sein

Klingt jetzt banal, war aber meine Erkenntnis: Ehrlichkeit heißt nicht nur die Wahrheit sagen.

Das bedeutet, ich habe festgestellt, dass ich mir riesige Mauern, Gebäude, Gärten und so weiter in meinem Kopf aufgebaut habe. Dann habe ich alles durch diese Brille betrachtet und bis zu einem gewissen Grad ging das alles sehr gut. Bis irgendwann – durch andere Menschen, Bücher, meine Gedanken und natürlich Gott – der Putz zu bröckeln anfing. Irgendwann kannst du nicht mehr so tun, als wäre dein Leben perfekt. Auch nicht, als wäre es das Leben einer anderen Person. Auch nicht, als wärst du nicht du. Und auch nicht, als wäre das alles egal.

Ein bisschen bin ich im Kindesalter hängengeblieben. Ich kann mich so gut in meiner Fantasiewelt verlieren, dass ich den einen Tag ein Konzept A von mir habe und lebe und am nächsten Tag eben ein anderes Konzept. Damit gehen dann Verhaltensweisen einher, die Dinge, die mir so auffallen, die Musik, die ich höre, Bücher, die ich lese… Ihr versteht vielleicht, was ich meine.

Manchmal bin ich die eine Marie und manchmal eine andere. Das macht ja auch Spaß und vielleicht ist es auch nicht so schlimm, wenn man sich dessen bewusst ist und es nicht zum real-life Computerspiel im eigenen Kopf wird. Klar kann ich eine Idee haben, wie und wer ich gern sein möchte und dann schauen, wie ich das mit dem, was Gott in mich hineingelegt hat, verfolgen kann und will. Aber ich kann nicht jemand anders sein. Ich bin nunmal ich. Mit Fehlern, mit Makeln, mit Talenten, mit coolen Eigenschaften – aber eben ich. Und das kann ich nicht ändern. Und ich will das auch nicht mehr ändern wollen.

Ehrlich gesagt…

Aber Ehrlichkeit beschäftigt mich nicht nur zu mir selbst. Jetzt, wenn ich darüber nachdenke, dass ich ernsthaft versucht habe, meinen Eltern zu verheimlichen, dass ich eine Krankheit habe und das völlig okay fand, bin ich schockiert. Wie naiv und wie unehrlich. Das ist auch nicht das erste Mal, dass ich versucht habe, Dinge vor anderen geheim zu halten – das mache ich schon immer gern. Aber ist das ehrlich? Ich glaube nicht.

Außerdem merke ich in letzter Zeit, dass Gott mir oft Dinge zeigt, die ich ansprechen soll. Dinge, die mir auffallen und die ich zur Sprache bringen soll. Und das verträgt sich nicht gut mit meiner immer wiederkehrenden Hoffnung, dass mich jeder mag und der Angst, dass mich bei der kleinsten Kritik niemand mehr leiden kann. Ich muss trotzdem lernen, sie auszusprechen. Das tut weh und, glaubt mir, ich musste gerade letzte Woche einmal im Nachhinein anfangen zu weinen, weil mir bewusst geworden ist, was ich schon seit Langem hätte aussprechen sollen.

Ehrlichkeit kann weh tun

Was da auch mit reingespielt hat, war, dass ich mir meines eigenen Schmerzes bewusst geworden bin. Ich kann super gut alles herunterschlucken und Schmerzen ignorieren, aber, glaubt mir, ich hab’s versucht – Schmerz kannst du höchstens herauszögern, aber irgendwann musst du ihn fühlen. Tut mir leid – ich wünschte auch es wäre anders.

Auch das ist Ehrlichkeit. Mir selbst den Schmerz zutrauen, mich selbst dem aussetzen und mir eingestehen, dass es weh tut.

Ich habe das Gefühl, ich stehe vor einem Gebirge aus Herausforderungen, die dieses Thema mit sich bringt und ich hab echt Schiss. Während ich das hier geschrieben habe, sind am Wegesrand überall neue Gedanken aufgeploppt und ich konnte es gar nicht fassen. Das wird noch ein langer Weg. Aber Gott ist mit mir.