Ich liege abends in meinem Bett und frage mich, womit ich das alles verdient habe. Um mich herum sind viele unfassbar gute Dinge. Doch entweder nehme ich sie gar nicht richtig wahr oder verstehe nicht, warum mir gute Dinge passieren. Wie kann es sein, dass mir Menschen Gutes wollen, ohne dass ich es mir aus irgendeine Art und Weise verdient habe?

Geschenke annehmen, fällt mir sehr schwer

Manchmal suche ich da ein Problem, wo keins ist. Machen mir Menschen mit einer Kleinigkeit eine Freude, frage ich mich, was sie eigentlich von mir wollen. Verfolgen sie damit einen größeren Plan?
Macht mir jemand ein Kompliment, fällt es mir schwer, es anzunehmen. Ich würde am liebsten wegrennen. Schenkt mir jemand Schokolade, frage ich mich, ob mein Gegenüber mich durch „Manipulation“ beeinflussen möchte.

Geschenke anzunehmen, fällt mir sehr schwer. Lange habe ich nicht über die Gründe nachgedacht. Mittlerweile schon. Ich glaube, dass ich es nicht verdient habe. Nicht in dem Sinn, dass ich ein schlechter Mensch bin. Eher weil ich keine Leistung erbracht habe. Ich bekomme etwas, wenn ich etwas dafür tue. Grundsätzlich ist das nicht völlig falsch. Doch bei Geschenken und Dingen, mit denen man mir einfach eine Freude machen will oder Zuneigung gezeigt wird, funktioniert das Prinzip nicht. Schließlich ist das der Sinn eines Geschenks. Und genau das will nicht in meinen Kopf rein. Jetzt könnte man sagen: Okay, ich verstehe es nicht, aber dann kann ich mich trotzdem darüber freuen und es annehmen.
Ja, das stimmt. Mache ich meistens auch, aber innerlich nur mit knirschenden Zähnen und einer Portion unangenehmer Gefühle.

In mir tobt es

Wenn Menschen mir etwas schenken, komme ich mit dem Ausdruck der Zuneigung zu mir nur schwer klar. Die „Nähe“ überfordert mich, manchmal erzeugt es ein schlechtes Gewissen oder den Gedanken, dass ich meinem Gegenüber nun etwas schulde. Denn ich habe sie nicht verdient, da ich dafür nichts geleistet habe. Nach außen hin tue ich so, als ob ich es annehme. Ich nehme zum Beispiel den Blumenstrauß entgegen, aber in mir tobt es und ich bin überfordert.
Welche Erwartungen folgen daraus? Was schulde ich ihm jetzt? Völlig am Sinn des Geschenks vorbei. Besonders deswegen fällt es mir schwer, Jesus bedingungslose Liebe vollständig anzunehmen.

Die Wahrheit in meinem Kopf, aber nicht in meinem Herzen

Ich kann es nicht verstehen und rational nachvollziehen. Es treibt mich manchmal fast in den Wahnsinn zu sehen, wie sehr die Wahrheit in meinem Kopf, aber nicht in meinem Herzen angekommen ist. Dabei geht es doch genau darum, dass ich mit meinem Herz annehmen kann. Wenn ich mit Jesus darüber rede, sagt er meistens, dass er mich bedingungslos liebt, obwohl ich keine Leistung erbracht, ich es mir nicht verdient habe. Er liebt mich in meinem Sein und unabhängig davon, was ich tue oder lasse. Sein Grund ist, dass er Beziehung zu mir sucht. Er will MICH.
Ich verstehe es nicht. Ich kann es mir gar nicht verdienen, denn das Geschenk ist nicht im weltlichen Maß zu bezahlen. Für mich immer wieder völlig absurd. Aber so ist es. Ich nehme es immer mehr an. Manchmal bleibt es auch eher bei dem Versuch und aus der Verwirrung wird ein Staunen. Es fällt mir echt schwer, denn es stellt mein Leistungsprinzip völlig auf den Kopf. Zu oft in meinem Leben möchte ich mich durch Leistung besser machen, um damit etwas zu bekommen. Jesus verfolgt mit seiner Liebe nicht heimlich einen größeren Plan, um mein Vertrauen auszunutzen. Sein Plan ist, mit mir zusammen zu sein.
Jesus ist so anders. Und eigentlich ist genau das so schön.