Vor einer Woche hat sich unser Internet verabschiedet. Von einem Moment auf den nächsten ging plötzlich nichts mehr. Es war an einem Freitagnachmittag und ich hatte eigentlich noch einiges auf der Liste. Kein Problem, dachte ich, dann ist das eben mein verfrühter Start in den Feierabend. Morgen funktioniert bestimmt alles wieder wie immer.

Ruheoase im Alltag

Doch ich hatte mich getäuscht, denn auch am nächsten Tag tat sich nichts. Ärgerlich, klar, aber kein Drama. Ich musste nicht arbeiten und konnte das unfreiwillige Medien-Fasten sogar ein bisschen genießen. Was ich nicht bekomme, muss ich auch nicht beantworten. Ich hatte also die Legitimation, mich ungestört von der Außenwelt abzukoppeln. Die Gelegenheit, mein analoges Buch in die Hand zu nehmen und mich in Ruhe damit zu beschäftigen. So weit, so gut.

Abhängigkeit vom Internet

Es kam die neue Woche, in der ich wieder am Rechner arbeiten musste und auf meine Internetverbindung angewiesen war. Die innere Unruhe stieg. Ich musste meine gemachten Pläne kurzfristig ändern.
Nach ein paar Runden in der Warteschleife hatte ich endlich einen Technikertermin und hoffte, dass damit mein Problem in wenigen Augenblicken behoben sein würde. Doch auch das funktionierte nicht. Ich wurde zunehmend nervöser. Dazu muss man vielleicht wissen, dass ich bewusst keine mobilen Daten habe. Ich war also wirklich komplett offline. Ein Zustand, der für einen Tag mal ganz nett ist, aber von dem ich schon sehr bald die Nase gestrichen voll hatte.

Ich musste mir eingestehen, wie abhängig mein Alltag vom Internet geworden war. Fast alles läuft darin digital, sowohl meine private als auch der Großteil meiner dienstlichen Kommunikation. Ich habe mich gefühlt, als hätte mir jemand den Mund zugebunden.

Intensive Zeit mit Gott

Dass ich nicht selbstbestimmt arbeiten oder etwas teilen konnte, wann ich das wollte, ging mir gehörig gegen den Strich. Plötzlich musste ich immer dort, wo ich Netz hatte, alles Wichtige unter Zeitdruck erledigen. Ich konnte also nichts mehr aufschieben oder spontan entscheiden. Dieser Kontrollverlust hat mich enorm angestrengt und verunsichert. Menschlich nachvollziehbar, aber will ich so abhängig sein? Wo bleibt mein Vertrauen in einen allmächtigen Gott? Ich begann zu beten.

Am vierten Tag ohne Internet stand schließlich ein Vorbereitungstreffen an, bei dem ich wissen musste, was die Kerngedanken meiner nächsten Predigt sein werden. Normalerweise lese ich dafür Kommentare, Artikel oder google erstmal drauflos. Nichts davon war möglich. Ich hatte nur ein leeres Word-Dokument und meine Bibel vor mir. Das war alles.

Und wisst ihr was? Ich hatte eine der intensivsten Zeiten mit Gott seit langem. Auf einmal war es kein lästiges Hindernis mehr, nicht online sein zu können, sondern ein echtes Geschenk des Himmels. Ich glaube, das behalte ich bei, auch wenn meine Verbindung wieder steht.