Es ist Herbst. Eine Jahreszeit, die ich sehr mag, denn dann kann man es sich drinnen so richtig gemütlich machen. Wenn die Tage kürzer werden, lasse ich gern die Ereignisse der letzten Monate Revue passieren und ziehe Bilanz. Was hat mich geprägt? Worüber habe ich mich gefreut? Wo bin ich an Grenzen gestoßen?
Der Kontrast
Als ich an einem dieser neblig-dunklen Tage meinen Gedanken nachhänge, fällt mir die Salzfabrik-Freizeit ein. Im Sommer waren wir als Gemeinde mit 13 jungen Erwachsenen in Dänemark, um uns besser kennenzulernen und geistlich miteinander unterwegs zu sein. Ich habe mich währenddessen gefühlt wie ein Fisch im Wasser. Eine Woche lang konnte ich all das tun, was mich begeistert: Inputs halten, neue Leute kennenlernen, dafür sorgen, dass sich andere wohlfühlen, tiefe Gespräche führen, Geistesgaben einsetzen, Kultur entdecken, unbeschwert sein,..
Umso härter war dann der Aufprall im Alltag. Das gefürchtete „Freizeit-Loch“ hatte mich eiskalt erwischt. Alles kam mir jetzt irgendwie farblos vor.
Vielleicht kennt ihr das. Ihr hattet eine geniale Zeit mit Gott und danach landet ihr unsanft wieder dort, wo ihr hergekommen seid. Dabei war ich vorher nicht unglücklich oder unzufrieden mit meinem Leben. Im Gegenteil. Aber der Kontrast zu dieser Woche war plötzlich enorm groß.
Wie Petrus auf dem Berg
Und ich habe mir die Frage gestellt: Warum sollte das nur in Dänemark so sein? Wenn Gott derselbe ist, wieso akzeptiere ich, dass es aufhört? Warum trauere ich dem nach anstatt jetzt erst recht alles von IHM zu erwarten?
Ich kam mir ein bisschen vor wie Petrus auf dem Berg. Jesus war im engsten Kreis seiner Jünger unterwegs und er ist dabei, als Mose und Elia erscheinen. Petrus ist so euphorisiert von diesem Moment, dass er Jesus anbietet, drei Hütten zu bauen. Er will nicht, dass dieser göttliche Augenblick aufhört und versucht ihn krampfhaft festzuhalten. Doch sein Plan geht nicht auf.
In einer Umgebung mit Gott zu rechnen, in der man ständig über ihn redet, ist nicht sonderlich schwer. Es zu tun, wenn die Welt um mich herum etwas ganz anderes sagt, dagegen schon. Ohne diese christliche Käseglocke habe ich mich auf einmal ziemlich schutzlos gefühlt. Aber letztlich ist das doch das wirkliche Leben, oder?
„Die Kunst scheint es zu sein, diesen Schwung mit in den Alltag zu nehmen.“
Ich glaube, diese intensiven Zeiten mit Gott und anderen Menschen sind enorm wichtig. Sie fokussieren uns auf das Wesentliche. Geben uns neue Impulse und Kraft, unser Leben zu gestalten. Die Kunst scheint es zu sein, diesen Schwung mit in den Alltag zu nehmen. Nicht zu resignieren und sentimental zurück zu blicken, sondern zuversichtlich weiterzugehen. Ich will in meinem Alltag mit Gott rechnen. Auch oder gerade an den grauen Montagen. Selbst wenn nicht jede Woche ein „Berg-Erlebnis“ für mich bereithält so weiß ich doch, dass ER bei mir ist und ich alles von IHM erwarten kann.
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