Als ich kleiner war haben wir am Sonntag oft Formel 1 geguckt. Ich würde sagen, dass mein Papa doch sehr viel Glück gehabt hat, dass er obwohl er mit 4 Töchtern gesegnet ist, immer jemanden hatte, der mit ihm geschaut hat. Ich hab heute trotzdem keine besondere Begeisterung für Autos oder Autorennen, musste mich aber an eine Sache besonders erinnern: den Boxenstopp. 

Ein- oder zweimal im Rennen fahren die Autos zum Boxenstopp: die Reifen werden gewechselt, neues Benzin getankt und geschaut, ob alles so funktioniert, dass die Fahrt fortgesetzt werden kann. Wenn am Wagen was kaputt ist, dann wir länger angehalten um die kaputten Teile zu reparieren oder auszutauschen. Es wäre völlig normal, wenn du dich nun fragst: Was hat denn bitte ein Boxenstopp mit Beziehungen zu tun?

Wie kann ich an meiner Beziehung arbeiten?

Einige Wochen, nachdem mein Freund und ich in unsere Beziehung gestartet sind, haben wir uns Zeit genommen, um Werte für unseren gemeinsamen Weg festzuhalten. Wir hatten beide schon oft davon gehört, dass Beziehung auch Arbeit bedeutet – ein wenig so, wie eben auch ein Studium oder ein Job nur dann erfolgreich ist, wenn man Zeit darein investiert. Um ehrlich zu sein, war das für mich klar. Die Frage war nur: Wie kann es denn praktisch aussehen, das „an seiner Beziehung arbeiten“? Wie schaffen wir es immer wieder neu sicherzustellen, dass wir in eine gute Richtung gehen oder aber dabei die Leichtigkeit zu verlieren? 

Um uns mit diesen Fragen zu beschäftigen, saßen wir an einem wunderbar sonnigen Tag am See. 

Schließlich kam meinem Freund die Idee: wir könnten einen regelmässigen „Beziehungs-Boxenstopp“ machen. Das bedeutet uns regelmäßig Zeit zu nehmen, um anzuhalten und zu schauen, ob unser „Beziehungs-Auto“ noch genug „Benzin“ hat und wo etwas „repariert“ werden muss, damit die „Fahrt“ sicher weiter gehen kann. 

Im Trubel des Alltags ist es oft nicht so leicht, sich für die wichtigen Gespräche bewusst Zeit zu nehmen. Ich war genau deshalb von der Boxenstopp-Idee total begeistert und wir haben sie direkt umgesetzt.

Und wie sieht das dann praktisch aus?

Ganz praktisch treffen wir uns alle 7 Wochen zu einem Termin – der steht fest in unserem Kalender – und nehmen uns 2-3 Stunden Zeit für folgende Dinge: 

  1. Highlights: Wir reden bewusst zuerst über die Highlights der letzten Wochen und freuen uns zusammen an dem Stück Strecke, dass wir zurücklegen durften. Ich muss sagen, meist fallen uns auf einmal so viele gute Dinge ein, die wir zusammen erlebt haben, dass wir schnell eine ganze Seite voll geschrieben haben. Ich liebe diese Teil ganz besonders.
  2. Verbesserungspotential: Wir schauen auf die Dinge, die wir gemeinsam verbessern wollen. Das machen wir in zwei Teilen: Zuerst betrachten wir, welche Dinge seit dem letzten Boxenstopp gut gelaufen sind und welche nicht gut gelaufen sind. Danach halten wir gemeinsam meist drei konkrete Punkte fest an denen wir in den nächsten Wochen „schrauben“ wollen. Hier werden wir sehr ehrlich und das ist wichtig. Denn wenn wir nicht wissen, welche Teile repariert werden müssen, können wir sie auch nicht reparieren. 

Wir schreiben übrigens alles mit – wenn wir Dinge schriftlich festhalten, geben wir ihnen mehr Wert in unserem Leben. Außerdem ist so schön immer wieder darauf zu schauen, was wir über die Jahre alles zusammen erleben aber auch durchkämpfen und lernen durften. 

Genau wie jede andere Beziehung, haben wir unsere Hochs und Tiefs, aber der Boxenstopp ist ein Tool für eure Beziehungen, welches ich euch von ganzem Herzen empfehle. 

Vielleicht ist diese Idee etwas für dich. Ich bin mir sicher, dass unsere Beziehung an vielen Stellen gesünder und zielgerichteter aber auch so viel spassiger und von Dankbarkeit geprägt ist, weil wir uns diese Zeit nehmen um anzuhalten. Und dann kann es mit „neuen Reifen“, „vollem Tank“ und „repariertem Wagen“ auf den nächsten Teil der Strecke gehen. Auf geht’s!