Ein frisches Jahr ist angebrochen. Frohes Neues auch von mir an dieser Stelle. Im vergangenen Jahr habe ich mich sehr auf 2020 gefreut, weil ich Neuanfänge liebe. Im März starte ich ein kleines Praktikum und anschließend werde ich gemeinsam mit meiner lieben Frau für ein Jahr nach Greifswald gehen.
Eine neue Stadt, ein neues Umfeld, neue Leute kennenlernen; ein neuer Studienort, neue Schwerpunkte setzen und neuen Herausforderungen begegnen; eine neue Wohnung, neue (alte) Möbel besorgen, sich neu einrichten.. Viel Neues bricht an.
Jetzt da all das in greifbare Nähe gerückt ist, beginnen sich in meine Vorfreude auch Sorgen zu mischen. Werde ich mich zurechtfinden und wohl fühlen? Werde ich gut weiter studieren können? Werden wir rechtzeitig eine Wohnung finden? Brauchen wir ein Auto? Und wie soll das alles bezahlt werden?

Neuanfänge sind nicht einfach. Das waren sie auch vor reichlich 2000 Jahren nicht. Als die Jünger über ein Jahr mit Jesus unterwegs waren und endlich zu verstehen begannen, dass er der Messias ist, wird er am Kreuz hingerichtet und steht nach drei Tagen plötzlich wieder lebendig vor ihnen, nur um einige Zeit später in den Himmel aufzufahren. Schwer zu begreifen? Das dachten sich seine Jünger auch!
Dieser Mann, der sie herausgerufen hatte, für den sie alles aufgegeben haben, auf den sie alle Hoffnung setzten – er lässt sie zurück mit einer kümmerlichen Verheißung.

Ihr sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.

– Lukas 24, 49 (Lutherbibel)

Allen Grund hätten die Jünger gehabt, sich Sorgen zu machen, zu verzagen, die Flinte ins Korn zu werfen. Doch genau das taten sie nicht. In dem für sie so schwierigen Neuanfang vertrauten sie auf das Wort, dass ihnen Jesus gegeben hatte. Was dann passiert, sprengt jeden Horizont.

Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

– Apostelgeschichte 2, 2-4 (Lutherbibel)

Niemand geringeres als der Geist Gottes erfüllt, stärkt und bevollmächtigt die Nachfolger Jesu in dieser Situation. Er kommt, um einen unglaublichen Neuanfang zu gestalten, zu erfrischen und lebendig zu machen; Gott selbst will jetzt auf neue Weise unter seinen Jüngern wohnen. Und die Folgen sind spektakulär: Die Jesusbewegung entsteht. Menschen aus allen Nationen strömen zum Ort des Geschehens und sie können die frohe Botschaft verstehen, die ihnen in der Predigt von Petrus begegnet. Diese frohe Botschaft – das Evangelium – trifft sie mitten ins Herz; sie beginnen ihr Leben neu auf Gott auszurichten und sie lassen sich sogar taufen.

So kann der Heilige Geist wirken. Aber rechnen wir heute noch damit? Sehnen wir uns nach seinem Wirken? Strecken wir uns aus nach seinen Gaben? Vertrauen wir darauf, dass er uns und unser ganzes Umfeld verändern will und kann?
Egal wie du diese Fragen momentan für dich beantwortest, es ist wichtig, dass du sie dir immer neu stellst. Denn Gottes Geist ist ein Geist der Neuanfänge! Er begnügt sich nicht damit, einmal vor 2000 Jahren ausgegossen worden zu sein, sondern er wirkt kraftvoll jeden Tag neu, dort wo er will.
Wenn wir für dieses Wirken offen sein wollen, ist es notwendig, dass wir lernen zu vertrauen. Wie die Jünger Jesu nicht ihre Zukunft mit Sorgen verbauten und resigniert das Handtuch warfen, sondern in Freude auf die Verheißung von Jesus vertrauten, so sind auch wir herausgefordert.

Vielleicht beginnst du in diesem Jahr auch etwas Neues. Vielleicht ziehst du um, beginnst eine Ausbildung oder ein Studium, vielleicht entfaltet sich eine neue Beziehung oder eine Freundschaft. Vielleicht startest du mit einem neuen Hobby, beginnst mehr Sport zu treiben oder Dudelsack zu spielen. Vielleicht beginnst du aber auch ein neues Jahr ohne einen geliebten Menschen, oder musst mit weniger finanziellen Ressourcen auskommen; vielleicht hast du weniger Zeit.
Neuanfänge können sehr unterschiedlich aussehen. Ich möchte dich in jedem Fall ermutigen, diese Neuanfänge nicht in Sorgen ersticken zu lassen. Gib sie dem in die Hand, der sich bestens mit neuen Anfängen auskennt: Dem Heiligen Geist. Lerne ihm zu vertrauen.

Vertrauen kann man durch Beten lernen. Deshalb möchte ich dir am Schluss noch die letzten Verse eines katholischen Pfingstgebets mitgeben, die mich sehr bewegt haben:

Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält. Wärme du was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit.
Amen. Hallelujah!