Ich finde es schön jedes Jahr ein Wort für das Jahr zu haben, das mich begleitet und wie eine Überschrift mich immer wieder erinnert, was gerade wichtig ist.
Ich denke da nicht lange drüber nach und das Wort kommt einfach zu mir. Ich frage Gott am Ende jeden Jahres und dann kommt es mir über mehrere Tage hinweg immer wieder in den Sinn. Bisher war es ohne Ausnahme so und ich bin immer wieder überrascht, was es für Wörter sind, da ich mir selbst zum Teil ganz andere ausgesucht hätte. Aber am Ende des Jahres ist es so spannend zu betrachten, was sich im Laufe des Jahres geändert hat, was ich erkannt habe, wo ich gewachsen bin.

Mein Wort für 2021 war..

Ich bin nochmal zurück gegangen in meinen Kolumnen von 2021 und habe das gefunden, was ich zu dieser Zeit letztes Jahr geschrieben habe. Da ging es um mein Wort für 2021 und es war Zugehörigkeit. Diesen Abschnitt fand ich schön und möchte dazu ein paar Gedanken teilen.

„Wahre Zugehörigkeit kann nur erlangt werden, wenn ich voll und ganz ich selbst bin, mit allem was dazu gehört. Wenn ich mich nicht verstecke und nicht verstelle. Wenn ich die Schatten und die Wunden zeigen kann und ich auch mein Herz, meine Leidenschaft, meine Verletzlichkeit und meine Schönheit zeigen kann. Und als die, die ich wirklich bin, gesehen und geliebt werde.“

– aus Vom wilden Herzen einer Frau: Zugehörigkeit vom 01. Februar 2021

Dem, was ich letztes Jahr geschrieben habe, stimme ich nach wie vor voll und ganz zu, jedoch habe ich Ende des Jahres eine für mich sehr bedeutende Erkenntnis gehabt, die dieses Zitat nun in ein anderes Licht rückt. Und zwar hatte ich bis, sagen wir mal, Oktober den Fokus auf „Zugehörigkeit im Außen“ gerückt. Für mach irgendwie klar, dass das Wort mich auf dem Weg begleitet, mich endlich im Außen wieder zugehörig zu fühlen. In einer Gemeinde, einem Hauskreis, einer Gruppe von Freunden, einem Hobby – was auch immer.

Doch das Jahr näherte sich dem Ende und nichts von dem war eingetreten. Im Gegenteil: Ich fühlte mich entfremdeter denn je von meiner Gemeinde, die ich seit über 10 Jahren besuche, von dem Hauskreis, der die letzten Jahre selbst durch Monate des Lockdowns regelmäßig ganz viel Halt gegeben hat, auch von vielen Freunden, mit denen der Kontakt nur sporadisch stattfand, vor allem seit ich im Mai wieder angefangen habe zu arbeiten und deshalb selbst so ausgelastet war, dass ich mich so gut wie nie bei jemandem gemeldet hatte. Zugehörigkeit war also ganz und gar nicht eingetreten. Oder doch?

„Es geht nicht um Zugehörigkeit im Außen, sondern..“

Ich ging einmal im Oktober spazieren und beschwerte mich etwas bei Gott (was eine gute Sache ist, wirklich. Teilt, was ihr fühlt, mit Gott! Auch Enttäuschungen gehören dazu!) und plötzlich kam die Erkenntnis, als Gott mich erinnerte: „Es geht nicht um Zugehörigkeit im Außen, sondern im Inneren.“ Und das ist so wahr, denn in dem Jahr habe ich intensiver denn je Anteile-, Schatten- und Innere-Kind Arbeit gemacht. Das bedeutet, dass ich abgespaltene Teile von mir selbst identifiziert und durch intensive Übungen, viel Geduld und Liebe integriert habe, statt sie auszuschließen, zu verurteilen, zu ignorieren, mich zu schämen.
Das ist der Ort, an dem wahre Zugehörigkeit anfängt. In mir. Denn wenn ich essenzielle Anteile meines Selbst ausschließe, ist es nicht möglich meinen Mitmenschen authentisch zu begegnen. Da kann ich in noch so vielen Gruppen, Gemeinden und Hausgemeinden unterwegs sein. Was wirklich zählt, ist, dass ich erkenne, dass ich in mir selbst sicher und zuhause bin. Denn das war ich nicht.
Das Kind in mir zum Beispiel, hat sich nicht frei gefühlt seine Bedürfnisse zu äußern, es ist regelmäßig ausgerastet und wurde dann noch tiefer weggesteckt, damit es nicht den Anschein hat, ich hätte mich nicht unter Kontrolle. Wie toxisch das für mich selbst war, habe ich erst gemerkt als ich mich liebevoll meinem Inneren Kind zugewandt habe, so wie ich mich meinen Töchtern zuwende und ich ganz kleinschrittig zulassen konnte zu fühlen, zu sein, zu trösten.
Deshalb fand ich auch den Abschnitt oben aus der Kolumne letztes Jahr so schön, denn genau das habe ich gelernt in mir zuzulassen: Voll und ganz ich selbst zu sein, mit allem was dazu gehört, mich nicht zu verstecken und nicht zu verstellen, die Schatten und die Wunden und auch mein Herz, meine Leidenschaft, meine Verletzlichkeit und meine Schönheit zeigen zu können. Und als die, die ich wirklich bin, gesehen und geliebt zu werden.
All dies hatte gar nichts mit meinem äußeren Umfeld zu tun, auch wenn ich das zu dem Zeitpunkt, als ich die Kolumne Anfang 2021 schrieb, dachte. Es ging in aller erster Linie um mein Inneres.

„..aber ich empfinde zum ersten Mal seit langer Zeit Zugehörigkeit.“

Als ich das begriffen hatte, begannen sich plötzlich auch im äußeren Veränderungen zu zeigen. Ich hatte seit langem vor eine neue Gemeinde zu besuchen, die ich schon seit vielen Jahren kenne und zu der es mich immer wieder hingezogen hatte. Plötzlich fiel es mir nicht mehr schwer hinzugehen. Ich dachte mir, was kann ich verlieren? Eigentlich kann ich nur etwas gewinnen. Und so kam es dann auch: Ich wurde direkt von der Pastorin persönlich zu ihrer Kleingruppe eingeladen und fand mich in der Woche drauf bei ihr Zuhause wieder und es sprüht in dieser Gemeinschaft vor Begeisterung und Leidenschaft für Jesus, echtes Interesse aneinander, die Geschichten, die Gott mit uns schreibt und Tiefe im Glauben. Ich merkte sofort wie etwas Vertrocknetes in mir wieder zum Leben erwachte. Ich war angekommen.

Noch etwas zaghaft komme ich aus meinem Schneckenhaus, aber ich empfinde zum erstem Mal seit langer Zeit Zugehörigkeit. Im Inneren und im Äußeren. Und das ist unbezahlbar.

Fragen:

  • Was war deine größte Erkenntnis von 2021?
  • Welches Wort hat dich begleitet und hat sich die Bedeutung für dich im Laufe der Zeit verändert?
  • Fühlst du dich in dir selbst und im Äußeren zugehörig?