Zum Jahreswechsel frage ich Gott immer nach einem Wort, dass mich im nächsten Jahr begleiten wird. Es ist wie eine Überschrift, wie eine Herausforderung, eine Einladung, ein intensives Lernfeld, ein Ziel, ein Vorsatz, ein Prozess des Verstehens und vieles mehr.
Wie jedes Jahr habe ich also auch für 2020 ein Wort des Jahres für mich persönlich bekommen.
Es lautet: Selbstsicherheit.
Ich hatte es schon Anfang Dezember immer wieder mal im Sinn, aber hätte nicht gedacht, dass es diesen wichtigen Stellenwert bekommen wird. Nicht, weil ich denke, ich bräuchte es nicht, sondern weil ich eigentlich nicht mehr um mich selbst kreisen wollte – ganz bewusst. Ich hatte etwas Altruistischeres erwartet oder sowas wie Dankbarkeit. Dazu muss ich sagen, das Wort suche ich mir ganz bewusst eben nicht aus, sondern es kommt immer zu mir. Ich frage Gott über mehrere Wochen danach und es ist bisher immer zweifellos so gewesen, dass ein einziges Wort immer und immer wieder auftauchte und ich wusste, dass es das ist. Es war fast immer eine komplette Überraschung für mich.
Dieses Jahr aber besonders, gerade weil ich gefühlte Meilen davon entfernt bin, mich als selbstsicher zu bezeichnen, bzw. zu erleben. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum es im Endeffekt mein Wort für 2020 wurde. Bei der Arbeit ist es mir ständig aufgefallen, wie unsicher ich im Umgang mit anderen bin. Es scheint bei den meisten so einfach zu sein, selbstsicher zu sein, Ding einfach zu machen und ich war auch schon mal weiter darin, als ich jetzt zur Zeit bin. Ich weiß auch zum Teil, woran das liegt und das werden wohl die ersten Schritte sein, die ich aktiv gehen muss, manche Laster und Gewohnheiten loszuwerden bzw. umzuwandeln.
Um selbstsicher zu sein, muss man sich selbst in gewisser Weise kennen. Man muss sich zumindest immer wieder intensiv mit sich selbst auseinandersetzen, reflektieren, Dinge aufschreiben, darüber sprechen, schmerzhafte Bereiche der Seele erkunden und Heilung zulassen.
Vor einigen Jahren habe ich all das viel mehr und intensiver betrieben als heute. Davon habe ich schon in mehreren Kolumnen geschrieben und dieses Jahr soll nicht einfach so weitergehen wie bisher. Ich habe so vieles erkannt, aber an der Umsetzung hat es immer wieder gehapert.
Ich weiß auch, dass ich ohne Gottes Hilfe nicht weit kommen werde, was die innere und äußere Transformation zu einer selbstsicheren Person angeht. Es hat auch nichts mit Selbstverherrlichung zu tun. Wenn ich da nur selbstfokussiert und mit psychologischen Tipps und Tricks rangehe, ist es allenfalls eine selbsterrichtete und brüchige Selbstsicherheit.
Durch Gott in mir werde ich selbstsicher und dadurch wird vor allem Gott verherrlicht, der mich geschaffen hat. Das sollte immer der Fokus bleiben. Das heißt also, dass ich auf eine intensive Reise gehe, zuallererst einfach nur Gott näher zu kommen, mich selbst in seiner Gegenwart zu erkennen und Zweifel, Lügen und Ängste loszuwerden.
Ich freue mich unfassbar auf dieses spannende Jahr. Ich weiß, es werden sich für mich und uns als Familie einiges grundlegend ändern, aber dazu in den kommenden Wochen mehr. Und durch alles hindurch ist und bleibt es die Wahrheit, dass Gott gut ist und wir ihm wirklich vertrauen können und sollen.
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