Vor kurzem habe ich einen ausführlichen, psychologischen Lebensbericht für eine Therapie verfasst, die ich bald beginne und dabei fiel mir auf, dass es vor einigen Jahren ganz anders um mein spirituelles Erleben stand als aktuell. Zunächst habe ich es so hingenommen, als natürliches „Zur Ruhe“-kommen. Das Erwachsenen-Leben hat mich so langsam eingeholt. Aber so ganz zufrieden gestellt hat mich diese Erklärung natürlich nicht.
Gott ist hier, ganz nah.
Die Frage, was mit meinem geistlichen Feuer passiert ist, wuchs und wuchs und ich merkte, dass etwas in mir aufwachte und ich einen lange vergessenen, aber mir sehr wohl bekannten, Hunger spürte. Ich sehne mich nach Gott. Es klingt simpel aber es ist das Größte. Was könnte ich sonst wollen? Gott ist alles.
Letztens fragte meine Tochter wo Gott sei. Und ich antwortete, Gott sei überall. Im Himmel und auf der Erde, in den Baumkronen und unter dem Ozean, im Regensturm und auf deiner Nasenspitze. Sie führte noch viele Beispiele an, wo Gott sei und ich nickte begeistert.
Gott ist hier. Ganz nah, ganz weit, ganz wild und ganz zart.
Aber warum habe ich trotzdem das Gefühl Gott zu vermissen? Es ist ein tiefes Sehnen, ein Ziehen so wie Fernweh und Heimweh zugleich.
Wahre Intimität mit Gott
Die Antwort, kam mir letztens beim Gespräch mit meiner Zweierschaftspartnerin, als wir uns über Intimität mit Gott unterhielten und ich beim Sprechen realisierte, wie wichtig mir bei dem Thema gemeinsame Erlebnisse mit Gott sind. Gott ganz nah zu sein, bedeutet für mich zugleich etwas mit ihm zu erleben. Das kann sein, dass ich Menschen in meinem Umfeld durch Gottes Augen sehen darf. Dass ich ein Wort der Ermutigung weitergeben darf, wenn ich mit ihm zusammen Kunst mache. Wenn Gott in mir und durch mich wirkt und meine Sicht verändert und meine Wahrnehmung und eben meinen Pinselstrich, dann sind wir uns näher als alles andere.
Es ist ein ineinander verwoben sein. Das ist wahre Intimität. Das ist möglich mit Gott und das ist es, wonach ich mich gerade sehne. Jesus beschreibt es hier ganz klar:
Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Was ich euch sage, sage ich nicht aus mir selbst heraus. Der Vater, der in mir ist, handelt durch mich; es ist alles sein Werk. Glaubt es mir, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist. Wenn ihr immer noch nicht davon überzeugt seid, dann glaubt es doch aufgrund von dem, was durch mich geschieht. – Johannes 14, 11ff (NGÜ)
Es mag daran liegen, dass ich echt lange nicht mehr in einem Gottesdienst war, dass ich gefühlt nichts mehr mit Gott erlebe. Aber ich glaube, es ist nicht der einzige Grund. Ich bin einfach abgelenkt und unruhig, habe mich auch nicht bewusst danach ausgestreckt und ich hab es einfach nicht wahrgenommen. Deshalb schreibe ich auch „gefühlt“, denn es ist eigentlich unmöglich nichts mit Gott zu erleben, wenn er in uns lebt. Doch manchmal fehlt es an der Wahrnehmung, wenn der Fokus ständig auf anderen Dingen liegt.
Weil wir uns gesehen fühlten
Dieses Gespräch mit meiner Zweierschaftspartnerin hat die Sehnsucht in mir nach Erlebnissen mit Gott ganz neu in mir entfacht. Als ich dann auf dem Nachhauseweg war und die warme Frühlingssonne mich umschmeichelte machte mein Herz einen Satz und ich fühlte so eine tiefe Dankbarkeit.
Kurz darauf hörte ich eine Sprachnachricht von einer Freundin, die mir erzählte, dass die Mutter ihres Freundes kurz vor dem Beginn ihrer Chemotherapie von einem auf den anderen Tag krebsfrei war, nachdem intensiv für sie gebetet wurde. Diese Geschichte berührte mich sehr. Obwohl ich selbst nicht mal persönlich involviert war, hatte ich das Gefühl, Gott erlebt zu haben, seine Handschrift, sein Wirken wahrzunehmen und er fühlte sich plötzlich so nah und lebendig an. Als ich ihr antworte, hatte ich plötzlich die Idee, ihr vorzuschlagen auf dem Tempelhofer Feld Inliner zu fahren, wenn ich sie besuche. Sie antwortete gleich und war ganz begeistert, denn kurz bevor sie meine Nachricht hörte, hatte sie mit jemandem über ihren Wunsch endlich mal auf dem Tempelhofer Feld Inliner zu fahren gesprochen und vor wenigen Tagen hatte sie neue Inliner bekommen.
Es war echt heftig, wir waren beide so berührt, denn es war so ein Moment von Verbundenheit. Gott mit uns und durch uns und wir miteinander. Gott kannte ihren Wunsch und er setzte mir diese Idee ins Herz. Das ist genau das, was ich meinte, als ich von „etwas mit Gott erleben“ sprach. Es muss nichts Riesiges, Weltbewegendes sein. Für meine Freundin und mich war es in dem Moment weltbewegend, einfach weil wir uns von dem Gott des Universums so nah und gesehen fühlten.
Und das sind wir. Gesehen und geliebt. Gott findet immer wieder Wege und das zu zeigen, wir müssen aber hinsehen und hinhören.
Die Frage „Was hast du in letzter Zeit so mit Gott erlebt?“ sollte vielleicht mal wieder öfter gefragt werden. Vielleicht ist es mehr, als du im ersten Moment denkst?
Fragen:
- Was hast du in letzter Zeit so mit Gott erlebt?
- Wo ist Gott?
- Wohnach sehnst du dich gerade am meisten?
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