Dieses Jahr ist noch gar nicht so alt, aber ich habe schon so viele Höhen und Tiefen durch, dass es schon fast fürs restliche Jahr reichen könnte. Aber darauf will ich gar nicht so detailliert eingehen, das würde hier den Rahmen sprengen.
Was ich viel interessanter finde ist, dass mein „Wort des Jahres“ sich zum ersten Mal innerhalb der ersten Wochen verändert hat.
Ein unterbewusster Wunsch meines Herzens?
Ich habe mich schon oft gefragt, ob dieses Wort für das Jahr, das immer so mühelos zu mir zu kommen schien und mich auch mal überraschte oder verwunderte, nicht trotzdem ein mehr oder weniger unterbewusster Wunsch meines Herzens war und nicht unbedingt ein Wort, das Gott für mich hatte.
Ich bin ehrlich, darauf habe ich keine klare Antwort. Ich glaube aber, dass wenn wir Gott sehr nahe sind, die eigenen Wünsche sehr geprägt sind von dem was Gott für uns hat.
Sehnsucht nach Sicherheit
Schon im Herbst letzten Jahres kam in mir das Wort „Sicherheit“ immer wieder auf und ich nahm mir schon vor, dieses Wort zu meinem Wort den Jahres 2023 zu machen und es ganz tief und ganzheitlich zu ergründen und bestenfalls zu erleben und weiterzugeben. Das habe ich auch in den Frauenkreisen und im Januar Retreat zum Thema gemacht und es war genau das, was da gerade dran war. Und mir wurde bewusst, wie sehr ich mich nach tiefer Sicherheit sehne und sie irgendwie gar nicht richtig kenne. Das Gefühl ganz und gar sicher zu sein.
Ich bin irgendwie ständig innerlich auf der Hut, sehe in vielem persönliche Kritik und denke ich muss mich ständig rechtfertigen. Diese dadurch entstehende Unsicherheit ist natürlich auch sichtbar und lässt noch mehr Unsicherheit und soziale Unbeholfenheit entstehen.
„Ich lehnte meine Unsicherheit ab“
Ich merkte einfach, dass letztes Jahr Sicherheit so mein Thema wurde. Ich war endlich bereit die Unsicherheit ein für alle Mal loszuwerden und total sicher durchs Leben zu gehen.
Und genau da lag das Problem: Ich lehnte meine Unsicherheit massivst ab. Es war schon seit meiner Kindheit so, dass ich meine unsichere Art und Schüchternheit nicht ausstehen konnte. Ich war immer so gefangen in mir selbst, während andere in meinem Alter völlig unbedacht spielten, tobten und Lärm machten. Ich konnte das einfach nicht, zumindest in den meisten sozialen Umgebungen wie Kindergarten, Schule, Gemeinde etc.
Mir wurde von verschiedenen Seiten immer wieder ziemlich direkt suggeriert, dass irgendwas mit mir nicht stimmte.
„Im Krieg mit mir selbst“
Sicherheit zieht mich deshalb so an, weil ich so endlich meine ungeliebte Unsicherheit loswerden kann. Wenn ich aber im Krieg mit Anteilen meiner selbst bin, wie kann ich dann wirklich im Frieden leben? Beides geht nicht.
Durch meinen liebevollen Blick auf meine Schwächen können diese integriert werden – in meine Person als Ganzes. Ich kann meine überhöhten Erwartungen an mich senken und mich sein lassen. An mir zu arbeiten, bedeutet nicht, alles vermeintlich Negative auszumerzen, sondern genau damit achtsam in den Kontakt zu kommen. Wenn ich nicht echt und ehrlich mit mir selbst sein kann, wie kann ich es dann bei anderen sein?
Klarheit fordert heraus
Als ich Anfang des Jahres bei einem besonderen Lobpreis Abend war, kam mir im Gebet immer wieder das Wort „Klarheit“. Und ich wusste sofort: darum geht es jetzt. Sicherheit ist definitiv ein Thema, dass ich noch lange bewegen werde, aber was hat es mit der Klarheit auf sich?
Ich hätte lieber den einfachen Weg zur Sicherheit gehabt. Da bin ich schon sehr warm mit geworden. Aber Klarheit ist herausfordernd, der Weg ist steinig.
Wir wollen doch alle irgendwie Klarheit, wissen was Sache ist, klare Sicht, klare Antworten. Aber mir macht es zugleich echt Angst, weil Klarheit auch herausfordert.
Im Nebel meiner eigenen Vergangenheit
Ich habe immer schon sehr tief vertraut, dass mein Weg gut ist und Gott bei mir ist, aber ich habe keine klare Vision mehr gehabt in letzter Zeit. Dadurch habe ich mich selbst nicht klar gesehen, sondern im Nebel meiner eigenen Vergangenheit, meinen heutigen Verletzungen, Erwartungen und Enttäuschungen gewartet. Meine Grenzen waren sehr unklar, wurden auch ständig (von mir selbst und von anderen) überschritten.
Bei meinen Kindern habe ich kaum klare Ansagen gemacht und war immer wieder frustriert, dass sie sich nicht von mir leiten lassen.
Wenn ich etwas organisiert habe wie Frauenkreise, Retreats oder die wöchentliche Mama-Kind-Kleingruppe, war im Vorfeld oft so viel Nebel und Unklarheit in mir und ich konnte auch bei der Arbeit so selten klar und fokussiert sein.
Was ich jetzt weiß, ist, dass dieses sogenannte „Brainfog“ ein Symptom ist, das viele Ursachen haben kann, die ich längst nicht alle durchstiegen habe, aber es ist etwas das unterschwellig mit unverarbeitetem Trauma zu tun hat und das Nervensystem schwer auf Entspannung umschalten lässt.
Mein Name bedeutet Klarheit
Klarheit ist nicht gleich einfach. Man sieht Dinge, die man nicht unbedingt sehen wollte, versteht aber auch mehr Zusammenhänge. Man setzt klare Grenzen, die andere vielleicht nicht so toll finden, aber die Selbstachtung ist wichtiger. Der Blick auf Schattenanteile wird klar, aber auch, was wahre, bedingungslose Annahme bedeutet.
Mein Name bedeutet Klarheit und ich glaube, es ist kein Zufall. Ich glaube, dieses Jahr werde ich zurück zu mir kommen, zu meiner Identität. Klarheit leben. Es wird bestimmt nicht leicht, aber das war mein Leben noch nie. Ich bin so gespannt auf dieses Jahr und ich vertraue, dass die Klarheit auch viel Befreiung mit sich bringen wird. In Klarheit zu leben, wird sich nicht immer sicher anfühlen, im Gegenteil. Es wird herausfordernd klar meine Meinung und meine Persönlichkeit zu zeigen, ohne sie wie früher anzupassen und einzusperren.
Das wird schwer, aber ich bin kein ängstliches Kind mehr. Ich schließe Frieden mit diesem Teil von mir und ich kann mich endlich weiterentwickeln und eine Frau sein, die weiß, wer sie ist. Die weiß, wer sie in Gott ist und weiß, was ihre Aufgabe in dieser Welt ist.
Durch Klarheit zur wirklich tiefen, ausgereiften Sicherheit – das trifft es auf den Punkt.
Fragen zur Selbstreflexion:
- Wie lautet dein Wort für das Jahr 2023?
- An welchem Punkt, an dem du bequem geworden bist, wirst du herausgefordert?
- Wie ist deine Beziehung zu dir selbst? Gibt es einen Anteil, den du ablehnst?
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