In der letzten Kolumne habe ich von einem Eindruck einer Freundin für mich geschrieben, welcher im Endeffekt beinhaltete, dass Gott, statt all meine Wünsche zu erfüllen, mir einen Liebesbrief schreibt.
Dieses Bild von dem Liebesbrief bewegt mich gerade also ganz besonders und ist so heilsam für mein Herz und auch für mein Glaubensleben.
Ich bin seither sehr aufmerksam und denke viel darüber nach, wo in meinem Leben gerade dieser Liebesbrief erkennbar wird. Es ist kein wortwörtlicher Brief, sondern eben viele Liebesbekundungen.
Tatsächlich entdecke ich viel mehr Kleinigkeiten durch die Gott mir seine unendliche Liebe immer wieder zuspricht, wie ein warmer Sonnenstahl auf meiner Haut an einem Januar Morgen, das Lachen meiner Tochter, Möglichkeiten und Herausforderungen, durch die ich wachsen kann und gerade ganz aktuell durch unsere neue Nachbarschaft zu gehen und festzustellen, dass ich jetzt in meinem Lieblingskietz in Halle wohne.
Direkt beim Haus ein wunderschönes Waldstück (in der Natur begegne ich Gott immer ganz intensiv) und in die andere Richtung einen wunderschönen Spielplatz, die besten Cafés, Bioläden, einen veganen Döner, etc.
Auch die Wohnung, die ich am Anfang gar nicht wollte ist so wunderschön. Die alten Holzbalken, der Wahnsinnsausblick.. ich kann mir meine ursprünglichen Bedenken gar nicht mehr erklären. Es fühlt sich alles so stimmig an – ich habe ganz viel Frieden im Moment.
Gott spricht oft zu mir durch Frieden und ich fühle mich von ihm geliebt, wenn er mir Weisung gibt und mir – oft im Nachhinein – zeigt, dass er die Dinge zum Guten lenkt.

Ich glaube, Gott macht keine halben Sachen. Wenn es jemand tut, dann wir Menschen. Wir werfen Gott so schnell vor fern zu sein, ignorant, manchmal sogar grausam. Doch wie können wir denn auch nur ansatzweise über Gott urteilen, wenn wir ihn nicht kennen und keine Begegnung mit Ihm suchen? Es liegt immer an unseren Entscheidungen ob seine Liebe unser Herz erreicht oder nicht.

Als ich letztens im Gottesdienst war und lauthals ein Lied mitgesungen habe, das unter anderem folgende Zeilen beinhaltete: „Ich gebe dir mein Herz und alles was ich bin, um deinetwillen Herr, leg ich alles vor dir hin [..] Mein ganzes Leben geb ich dir geb ich dir [..]“, hielt ich inne und mir fiel auf, dass das, was ich gerade singe, nicht der Wahrheit entspricht. Es tat weh das zu erkennen, denn ich habe dieses Lied unzählige Male mitgesungen, doch dieses Mal fand ich mich an dem Punkt wieder, an dem ich einfach zugeben musste, dass es so vieles gibt, was ich Gott gerade nicht gebe, und mein Herz ist sehr zerstreut in allen Himmelsrichtungen, aber nicht direkt vor Gottes Thron.

Viele kleine Entscheidungen machen am Ende so einen riesigen Unterschied. Als ich diese Erkenntnis hatte und innerlich offen wurde für den Wunsch diese Liedzeilen in meinem Leben Wahrheit werden zu lassen, überkam mich ein warmer Schauer der Liebe und ich war so dankbar, Gott so nah zu sein.
Egal wie weit weg wir uns von ihm fühlen, oft reicht ein winziger Schritt auf unserer Seite zu ihm zurück und er rennt uns entgegen und überschüttet uns mit seiner unendlichen Liebe, so wie es der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn macht.
Das heißt Gott ist immer nah, er ist so geduldig und gnädig und seine Liebe kennt kein Ende. Was jetzt vielleicht kitschig klingt, ist aber so wahr und ich begreife es gerade wieder auf’s Neue und merke, wie Glaube ohne diese lebendige Liebe trocken, fad und leer ist.

Wir können Gott in der Theorie nicht begreifen. Man kann Stunden und Tage und Jahre über theologische Themen diskutieren und das mag ja auch ganz spannend sein, doch nichts geht über einen persönlichen Liebesbrief Gottes direkt an uns. Er schreibt uns allen ständig welche, meist merken wir es nur nicht. Wenn man sich angewöhnt dafür aufmerksam zu sein, wird es einen für immer verändern.

  1. Wie sieht ein Liebesbrief Gottes für dich persönlich aus?
  2. Worin erkennst du aktuell seine Liebe?
  3. Wie geht es dir bei dem Lied „Mein ganzes Leben“?