Konflikte gehören zum Leben. Doch manchmal steckt man so sehr in den eigenen Themen, Gedanken, Glaubenssätzen oder Sorgen fest, dass man nicht mehr so richtig klar sehen kann wer man ist, oder? Und ich merke, dass je unsicherer ich darüber bin, was meine Identität ist, desto mehr machen Konflikte mir Angst. 

Seit ich denken kann, versuche ich souverän zu wirken, damit niemand merkt wie sehr ich mich fürchte zu versagen. Doch wenn das nicht klappt ziehe ich mich zurück und zeige noch weniger von mir, um nichts falsch zu machen. Wovor ich am meisten Angst habe ist, dass Leute schlecht von mir denken. Diese Angst wurde in letzter Zeit mal wieder sehr hervorgeholt. Zumindest habe ich öfter als sonst Situationen erlebt, in denen ich Entscheidungen treffen musste, die blöd für andere sein könnten.

Es gibt Zeiten, in denen werden gewisse Ängste und dahinterstehende Glaubenssätze ganz besonders in den Vordergrund geholt, so als würde Gott sagen: „So, jetzt bist du soweit, ich möchte eine weitere Lüge mit Wahrheit ersetzten, ich möchte eine weitere Wunde heilen.“ Denn so habe ich Gott über die Jahre, die ich jetzt schon mit Ihm unterwegs bin, kennengelernt. Er heilt phasenweise spezifisch und intensiv, er heilt tief und gründlich.
Wenn alles auf einmal an die Oberfläche kommen würde wäre höchstwahrscheinlich jeder überfordert. Wenn wir eine gewisse Stärke erreicht haben, halten wir auch neue Konfrontationen mit inneren Wunden, Glaubenssätzen und Lügen aus. Bei mir ist das gerade das Thema verlassen / nicht geliebt zu werden und die damit zusammenhängende Angst vor Konflikten.

So kam es vor einer Weile sogar zu einem richtigen Konflikt, der mir sehr nahe ging, weil ich auf ganz direkterWeise mit dieser Angst zu versagen und zugleich jemanden zu enttäuschen, ja sogar zu verärgern, konfrontiert wurde. Aber weißt du was? Das war gut so. Denn ich bin dadurch aus einer Art Dämmerschlaf auf gewisse Weise aufgewacht. Aus Angst abgelehnt und nicht gemocht zu werden, habe ich mich innerlich ein bisschen in Watte gepackt und die Augen vor der Möglichkeit verschlossen, dass eventuell genau das eintreten kann, wenn ich – allein der Tatsache geschuldet, dass ich Mensch bin – Fehler mache, die auch andere betreffen.

Und was habe ich daraus gelernt? Das es tatsächlich kein Weltuntergang ist!

Der Konflikt konnte nach ein/zwei Gesprächen geklärt werden und jetzt ist es sogar viel besser als vorher, weil endlich unausgesprochener Ärger raus ist und wir uns viel gelöster, ehrlicher und offener begegnen können. Wir mögen uns nicht weniger als vorher, ganz im Gegenteil! 

Als Harmonie-Mensch ist es aber trotzdem so schwer den Konflikt zu wagen, oder selbst mal jemandem die Meinung zu sagen, wenn mir was nicht passt. Das fällt mir unfassbar schwer. Ich wurde und werde sehr oft enttäuscht und verletzt. Doch ich traue mich nicht das (Fehl-)verhalten der anderen anzusprechen und zu sagen, was es mit mir macht.
Stattdessen suche ich den Fehler bei mir und bemitleide im Endeffekt mich selbst, weil mein Alter Glaubenssatz mal wieder „bestätigt“ wird: Das niemand mich wirklich liebt. Deshalb tut es auch so weh, zum Beispiel versetzt zu werden, wenn sich jemand nicht bei mir meldet, obwohl wir verabredet waren.

Doch wie kann das Verhalten anderer meinen persönlichen Wert verändern? Eigentlich überhaupt nicht. Warum sollte es mich weniger liebenswert machen, wenn jemand mir nicht auf meine Nachrichten antwortet? Vielleicht (sehr wahrscheinlich) hat es gar nichts mit mir zu tun? Im Endeffekt sind die anderen doch selbst so mit sich beschäftigt, dass sie sich gar nicht so viele Gedanken über mich machen, wie ich manchmal (unterbewusst) vermute. Das befreit irgendwie.

Und es anzusprechen kann die Person womöglich sogar helfen das eigene Verhalten zu reflektieren und zu verändern? Davon profitieren dann im Endeffekt noch viel mehr. Konfrontation und Konflikte sollten uns weniger Angst machen. Dass sie gar nicht erst aufkommen, sollte nicht das Ziel sein. Sie sind wichtig, sie gehören zum Leben und was wichtig ist, ist wie man die Konflikte angeht und löst.

Fragen:

  • Wovor hast du am meisten Angst?
  • Welcher Glaubenssatz taucht bei dir immer wieder auf? Ist das wahr?
  • Glaubst du, dass du bedingungslos liebenswert bist?