Vorige Woche fand zum dritten Mal ein Wild Heart Treffen (Mein Fazit zum Treffen) statt und eine Sache, die mich seither ganz besonders bewegt, möchte ich hier mit Euch teilen:

Für diejenigen, die nicht wissen, worum es sich handelt: Wild Heart ist eine Frauenarbeit, die die Grenzen der gewöhnlichen Kaffeeklatsch-Runden, wie sie in vielen Gemeinden üblich sind, aufsprengen soll. Die halbjährlich stattfindenden Treffen sind dazu da, Frauen zusammenzubringen, die einen ähnlichen Herzschlag in sich spüren. Es geht um Identität, tiefe Gemeinschaft, Austausch, innere Ruhe, Selbsterkenntnis und -annahme, sowie Kreativität, Abenteuer und darum, mal wieder verspielt und wild zu sein. Wir bewegen uns in unserer Gesellschaft oft nur in einem ganz kleinen Radius durchs Leben, d.h. wann tanzen wir mal richtig ausgelassen, oder schreien so laut wir können ins Tal hinab? Wann klettern wir mal einen Baum hinauf oder rennen über Wiesen und schlagen Räder?
Die Sehnsucht danach, das selbst mehr zu erleben und die Erkenntnis, dass es einigen Frauen, mit denen ich darüber geredet habe, ähnlich geht, hat mich dazu bewegt eine Plattform zu starten, in der wir uns gemeinsam auf den Weg machen, freier, sicherer, wilder und gefestigter in unserer Identität als Frau zu werden.

Jedes Treffen bisher war anders, aber so reich gesegnet mit bleibenden Erinnerungen und wertvollen Erkenntnissen. Beim letzten Mal traf es mich ganz neu, wie gut es tut, positive Affirmationen über jemanden auszusprechen. Wir beenden die Wild Heart Treffen jedes Mal mit einer ausführlichen Ermutigungsrunde, in der für jede Teilnehmerin, von allen die möchten, positive Eindrücke gesammelt werden. Es wird nebenbei mitgeschrieben, woraufhin das Gesagte dann feierlich überreicht und mitgenommen werden kann.
Was bei diesen Abschlussrunden passiert, ist jedes Mal so wunderschön. Was für, teils tief bewegende, Aussagen zu den Einzelnen zusammen kamen, hätte man nicht vermutet. Schließlich kannten sich die meisten Teilnehmerinnen kaum und selbst diejenigen, die schon vor dem Treffen gut befreundet waren, können mal ganz direkt in Worte fassen, was sie in ihrer Freundin sehen.
Wir haben jedes Mal bei den Ermutigungsrunden gesehen, wie der Schwall an positiven Affirmationen, Eindrücken und Komplimenten sich auf dem Gesicht der empfangenen Person in Rührung und Freude verwandelt. Teils kam es auch zu Verlegenheit, weil man so eine Masse auf einmal natürlich nicht gewohnt ist. Immer wieder tauchte auch Erstauen darüber auf, dass etwas als Stärke gesehen wurde, was die Person selbst seit langer Zeit als Schwäche oder Kampf gesehen hatte und dass selbst Personen, die sich erst seit wenigen Stunden kannten, viel mehr ineinander sahen als man vermuten würde.
Man sagt sich seine Eindrücke vom Gegenüber ja auch so gut wie nie. Woher sollen wir wissen, was andere von uns denken? Und sind wir mal ehrlich, wir denken dann doch eher, dass wir einen komischen, schlechten oder gar keinen Eindruck hinterlassen, oder?
Was also ist die Erkenntnis aus den Erlebnissen dieser Abschlussrunden unserer Wild Heart Treffen?

Es tut zum einen so gut mal Komplimente auszusprechen und zu sehen was es im Gegenüber bewirkt, zum anderen ist es vollkommen berechtigt auch mal Komplimente anzunehmen und sie ins Herz sickern zu lassen, damit sie dort zu wachsen können. Wir sind es, vor allem in unserer deutschen Kultur, kaum gewohnt einander Komplimente zu machen. Wenn man einen schönen Gedanken für eine Person hat, sei sie einem bekannt oder fremd, behält man es doch so oft für sich. Aus Scham oder was auch immer die Gründe sein mögen. Doch, wenn man mal darüber nachdenkt, bleibt die offene Frage: „Was befürchte ich eigentlich?“. Was kann schon passieren? Selbst wenn das Kompliment nicht angenommen wird, ist es schlimmer, als wenn man nichts gesagt hätte? Und wie wahrscheinlich ist es, das jemand beleidigt ist, wenn man etwas Positives über sie ausspricht?

In Leipzig habe ich letztens im Rahmen eines wundervollen Events (Flächenbrand Regionaltreffen) mit einer Freundin ermutigende Worte auf Karten gestaltet und an Passanten verteilt. Einige sagten sofort „Nein“ als wir sie ihnen anboten, aber der Großteil nahm es dankend an und man merkte gleich wie sehr es ihren Tag versüßte und bestimmt auch darüber hinaus Eindruck hinterließ, weil wir fast immer Zeugnis von Gottes Liebe geben konnten und auch für Menschen beten durften. Wir selbst gingen daraufhin mit tiefer Freude im Herzen wieder nach Hause.
Ich bin überzeugt, dass wir alle in den Bereichen, in denen wir unterwegs sind, so viel mehr noch zu geben haben. Es fängt mit einem Lächeln an und kann zu Begegnungen mit bleibenden Eindrücken werden. Man wird durch jedes Wagnis freier und die Erkenntnis, das Geben sogar mehr Freude macht als Empfangen lässt bestimmt nicht lange auf sich warten. (Apostelgeschichte 20, 35)

  1. Wann hast du das letzte Mal jemandem ein ehrliches Kompliment gemacht? Wie ging es dir dabei?
  2. Hast du schon mal jemandem Fremden ein Kompliment oder einen Eindruck gegeben?
  3. Wenn nicht, was hält dich davon ab? Wenn ja, war es leicht für dich und was glaubst du hat es in der Person bewegt?