Es ist schon komisch, wenn ich darüber nachdenke, wie ich vor zwei Jahren, am Anfang meiner Reise als Mutter, immer dachte, es wird mit der Zeit leichter.
Die ersten drei Monate sind erstmal schwierig, dachte ich. Wenn sie erstmal mobil ist, kann sie sich gut selbst beschäftigen. Dann, wenn sie erstmal läuft, muss ich sie nicht ständig tragen. Wenn sie anfängt zu sprechen, wird sowieso alles leichter.. und so weiter.
Das mag ja auch alles in gewisser Weise stimmen und ich bin mir auch die ganze Zeit über durchaus bewusst gewesen, dass wir ein ziemlich pflegeleichtes Baby haben. Doch was ich einfach unterschätzt habe, ist, wieviel jede Entwicklungsstufe an zusätzlichen und neuen Herausforderungen mit sich bringt.

Ich habe mich immer gewundert, warum so viele junge Mütter schreiben, dass das Baby bloß nicht so schnell groß werden soll und wie traurig sie darüber sind, dass schon wieder so und so viele Monate rum sind. Ich finde zwar immer noch, dass es komisch ist, sich sein Kind für immer klein zu wünschen (ich weiß so buchstäblich ist das wahrscheinlich nicht gemeint), anstatt sich über die Weiterentwicklung zu freuen, doch ein bisschen verstehe ich es jetzt schon.
Ich erwische mich manchmal dabei, wie ich ratlos vor meinem scheinbar grundlos ausrastendem Kleinkind stehe und an die ruhigen Stunden in der warmen Herbstsonne mit einem zweimonatigem Baby im Tragetuch denke. All die ausgedehnten, ungestörten Spaziergänge, so viel Zeit nachzusinnen, zu beten, ruhige, unkomplizierte Zweisamkeit mit meinem Baby genießen. Jetzt enden ‚Spaziergänge‘ – wenn man sie so nennen kann- so oft in Meinungsverschiedenheiten über Richtung und Ziel und damit, dass ich Kleinkind und Roller zugleich tragen muss.

Ich finde es wirklich sehr anstrengend Mutter einer Zweijährigen zu sein. Aber, so paradox das beim Elternsein eben immer ist, finde ich es auch die beste Zeit, die wir je hatten und ich freue mich so unfassbar, dass wir jetzt miteinander reden können, dass man sie Fragen kann, wie ihr Tag war, dass sie jeden Tag Neues lernt und anwendet, dass sie seit mehreren Monaten zuverlässig trocken ist, dass ihr Charakter, ihre Eigenarten, Abneigungen und Vorlieben sich immer mehr herauszukristallisieren.
Auch wenn ich etwas sehnsüchtig den ruhigen Stunden mit Tragetuch hinterherseuftze, würde ich für Nichts in der Welt hergeben, was wir jetzt haben.
Was ich jetzt mehr denn je lernen muss ist, selbst konsequent zu sein, diszipliniert und klar in Regeln und Grenzen. Ich glaube Menschen denen dies (so wie mir) allgemein eher schwerfällt, fällt auch diese Kleinkind Phase sehr schwer.
Mutter-sein ist echt die intensivste Charakterschule die es gibt. Es ist ein bisschen wie bei einem Computerspiel: Es wird zwar von Level zu Level schwieriger und herausfordernder, aber dafür auch spannender, intensiver und einfach besser.