„Wonach sehnst du dich?“ Diese Frage bewegt mich zur Zeit sehr, denn als sie letztens in einer Predigt in unserer Heimatgemeinde fiel, horchte etwas in mir auf. Ich musste feststellen, dass ich darauf spontan keine Antwort hatte und mich das selbst lange Zeit nicht mehr wirklich gefragt habe.
In der Predigt ging es darum, dass allein Jesus genug ist, um unseren inneren Durst zu stillen und dass wir uns neu und intensiv auf Ihn ausrichten können, um neue Kraft zu empfangen.

Am letzten Tag, dem größten Tag des Festes, trat Jesus ´vor die Menge` und rief: »Wer Durst hat, soll zu mir kommen und trinken! Wenn jemand an mich glaubt, werden aus seinem Inneren, wie es in der Schrift heißt, Ströme von lebendigem Wasser fließen.

– Johannes 7, 37-39

Da merkte ich, dass es genau das war wonach ich mich sehnte: lebendig sein. Ströme des lebendigen Wassers. Was bedeutet das überhaupt? Für mich bedeutet es nicht nur selbst lebendig zu sein, sondern auch Leben geben zu können. Meine Mitmenschen zu erquicken, durch das, was ich sage und tue und in Freude und Kraft zu leben.

Ich war in letzter Zeit nicht gut im Kontakt mit meinem Herzen. Das merkte ich, weil ich zunächst eben nicht wusste, wonach ich mich sehne. Dabei war das Thema „Sehnsucht“ für mich in den letzten Jahren immer sehr weit vorne und ich schrieb seitenweise Tagebücher voll, in denen ich reflektierte, was mich bewegt und wonach ich mich sehne. Wie konnte es passieren, dass ich mich davon so weit entfernt habe? Zeitmangel kann es derzeit nicht sein, weil ich gerade darin mehr Freitheiten habe als je zuvor in meinem Leben. Ausgerechnet in dieser Zeit, die ich mir bewusst nehmen wollte, um viel zu reflektieren und lernen, wachsen und leben, wurde ganz schleichend mehr zu einem von Tag zu Tag etwas unbewusst vor sich hin gehen, ohne groß an einem oder mehreren Themen dran zusein. Mir war zwar nie langweilig, aber ich ging in den letzten Wochen/Monaten sehr selten wirklich erfüllt und inspiriert ins Bett, sondern eher matt. Und das bin ich nicht. Deshalb stach diese Frage, wonach ich mich sehne und wonach mein Herz lechzt, für mich so hervor.

Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele nach dir, Gott!

– Psalm 42, 2

Ich musste mich ehrlich fragen, ob ich diesen Satz des Psalmisten auch so zu Gott ausrufen könnte.
Es ist nicht so, dass ich dieses Lechzen nicht kenne. Ich weiß sehr genau wie es sich anfühlt sich nach Gottes Gegenwart auszustrecken, danach zu rufen, zu weinen und sich dann darin aufzulöse,n wenn man merkt, dass die Gegenwart Gottes jederzeit, immer und überall da ist, um sich mit uns zu verbinden. Doch solange wir uns zukleistern mit Ablenkungen, Selbstmitleid, Scham, Stolz und Zielverfehlungen ist es so schwer das zu realisieren, geschweige denn zu spüren und das zu glauben.

Ich sehne mich danach wieder in Gottes Gegenwart zu verweilen, zu lernen, wahrzunehmen, zuzuhören und einfach zu genießen. Es ist die, wie ich finde, tiefste und lohnenswerteste Form der Meditation. Wie konnte ich das aus den Augen verlieren?
Außerdem sehne ich mich danach zu leben und zwar intensiv, abenteuerlustig, tief, ehrlich, reflektiert, mutig, achtsam. Und ich bin sicher, wenn ich meiner Sehnsucht nach Gott nachgehe, wird alles weitere folgen.

  1. Wonach sehnst du dich? Wonach lechzt dein Herz gerade?
  2. Was sind Ströme des lebendigen Wassers?
  3. Was bedeutet es für dich lebendig zu sein?