Es war im Frühjahr 2008, als ich mit meiner Schwester in Stuttgart den Schriftzug „Sei schön zu Dir“ an einem Gebäude in Stuttgart entdeckte. Wir blieben einen Moment stehen und waren beide durch diese simplen, aber kraftvollen Worte unfassbar berührt. Dieser Moment veränderte mich nachhaltig. Wirklich.
Ich war noch keine 18, kroch gerade aus einem (post-)pubertären Selbstverachtungs-Tief, doch dieser Gedanke brach etwas tief in mir auf.

Ich brauchte noch einige Jahre, um wirklich das Prinzip der Selbstliebe zu verstehen und ich bin noch lange nicht am Ziel. Doch es ist zu einem zentralen Themen in meinem Leben geworden und durch Gespräche mit vielen Mädchen und jungen Frauen ist mir klar geworden, dass es nicht nur mir so geht.
Das überrascht vielleicht nicht, schließlich wissen wir alle, das die Make-up und Diät Industrie auf die Unsicherheit von Millionen von Frauen zählt. Ist diese Unsicherheit einfach Teil unseres Lebens geworden oder können wir uns selbst nicht nur akzeptieren, sondern sogar lieben lernen? Wie können wir schön zu uns selbst sein?

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

– Matthäus 22, 39

Dieser Teilvers gehört wohl zu einer der bekanntesten und am häufigsten zitieren Bibelstellen überhaupt. Doch ich stockte immer an dieser Stelle und kam nicht drumherum mich zu fragen, wie ich denn meinen Nächsten lieben soll, wenn ich mich selbst nicht liebe; ja sogar verachte. Welche Tiefe von Liebe kann ich denn überhaupt geben, wenn ich mich an dieses Gebot halten soll?

Es wird einfach vorausgesetzt, dass man sich enorm liebt – dann macht der Vers Sinn. Das hat er für mich aber nicht. Wenn man es allerdings wie eine Gleichung betrachtet, kann man es auch umdrehen und so formulieren: „Du sollst dich selbst lieben, wie deinen Nächsten.“. Das hat mir wahnsinnig geholfen, weil ich verstanden habe, dass ich nicht weniger verdient habe mit Liebe (von mir selbst) behandelt zu werden, als die Menschen, die in meinem Leben sind.
Ich begann, nachzudenken, wie ich die Menschen, die mir nahe sind, behandle; wie ich zu ihnen spreche, wenn sie Fehler gemacht haben und es ihnen mal nicht gut geht. Wie ich mit mir selbst umging, wenn ich eben mal nicht alles wunderbar meistern konnte, war Welten davon entfernt.

Doch wie können wir diese Liebe begreifen und wirklich umsetzten? Durch die Liebe zu Gott (Matthäus 22, 37) sind wir befähigt worden zu lieben, unsere Nächsten und uns selbst in gleichem Maße. Die erste Liebe soll immer Gott bleiben, denn nur so brennt unsere Liebe zu uns selbst und zu unseren Nächsten nicht aus; nur so wird sie nicht ungesund und verletzend.

Tag für Tag bin ich in dem Prozess den o.g. Vers wirklich zu leben, Gott an erste Stelle zu setzen, schön zu mir zu sein. Ich möchte mich immer wieder daran zu erinnern, dass Selbstliebe es möglich macht, auch die Liebe von Gott und von meinen Nächsten für mich anzunehmen, weil die Überzeugung da sein muss, dass ich es voll und ganz, bedingungslos und unveränderlich verdient habe geliebt zu sein.

  1. Was löst die Aufforderung „Sei schön zu Dir“ bei dir aus?
  2. Wie sieht Selbstliebe in deinem Leben aus?
  3. Wie wirkt sich der vorhergehende Vers (Matthäus 22, 37) auf unsere Fähigkeit uns selbst und unseren Nächsten zu lieben aus?