Letztens auf einer Feier fiel mir eine Frau mit wahnsinnig schöner Ausstrahlung auf. Später am Abend begegneten wir uns und ich sagte es ihr kurzerhand, wie schön ich sie fand. Es war erstaunlich, was das bei uns beiden auslöste. Sie war sichtlich gerührt und überrascht, es fiel ihr aber auch nicht ganz leicht es anzunehmen. Wir unterhielten uns den Rest des Abends intensiv, obwohl wir uns gerade erst kennengelernt hatten. Einige der Gedanken die aufkamen, haben mich noch lange im Nachhinein bewegt.
Was uns durch dieses eine simple Kompliment auffiel, war, dass es so einfach ist, Menschen in unserem Umfeld eine nachhaltige Freude zu machen. Es kostete mich nicht viel meinen Mund aufzumachen und ihr zu sagen, was meine Gedanken waren, als sie mir auffiel und es war für sie etwas ganz Bedeutendes, das zu hören. Sie fühlte sich wirklich gesehen und wertgeschätzt und vor allem wertungsfrei angenommen. Komplimente sind jedoch viel mehr, als einfach jemandem eine Freude zu machen. Es spricht aus einem Herz, das im Reinen mit sich ist.

Die meiste Zeit in meiner Vergangenheit habe ich, wenn mir eine inspirierende, schöne, interessante, erfolgreiche Frau begegnete, zuallererst mich selbst mit ihr verglichen und somit wurde es ziemlich schnell finster in mir und an ein Gespräch, geschweige denn Kompliment, war einfach nicht zu denken. Ich versank im Selbstmitleid und in Selbstablehung und schnitt einfach soviel schlechter ab als die andere.
Ich selbst war überrascht, dass es mir an diesem besagten Abend so leicht fiel und ich keinen zweiten Gedanken daran verschwendete, ihr das Kompliment zu machen oder nicht. Ich konnte einfach nur sie sehen, unabhängig von mir, wie ich mich fühlte und wahrnahm. Das was unfassbar befreiend für mich, weil es mir deutlich machte, das ich Frieden mit mir gefunden habe. Ich habe erkannt, dass eine schöne Frau (schön nicht nur äußerlich, sondern auch im Sinne von Wesen, Herz, Passion, etc.) mich selbst nicht weniger schön macht und eine erfolgreiche Frau mich nicht als unerfolgreich dastehen lässt. Stattdessen kann ich sehen, dass ihre Schönheit ihre ganz eigene, individuelle ist und das gleiche gilt auch für mich und alle anderen Frauen.

Es klingt simpler als es für die meisten von uns ist. Klar mag dieses Frauen- und Schönheits-Selbstwert-Gedöns-Thema ausgelutscht erscheinen, aber es ist (leider) nach wie vor unfassbar relevant für die meisten von uns. Mir war es bis zu diesem Abend wirklich nicht bewusst, wie sehr ich im Vergleichen steckte und wie sehr mich das daran hinderte, das Schöne in anderen anzuerkennen und sie darin zu bestärken.
Wie gut würde es uns tun, jeden Tag solche Begegnungen zu haben? Wir sehen Tag für Tag Menschen und denken uns etwas zu ihnen. Wenn es positiv, aufbauend, stärkend ist, warum sagen wir es ihnen nicht? Was hält uns zurück, wovor haben wir angst? Was würde höchstwahrscheinlich passieren, wenn wir es einfach machen? Die meiste Zeit rennen wir mit Scheuklappen durch die Gegend und haben nur uns selbst vor Augen. Das mag nach Egoismus, Narzissmus oder Arroganz klingen, aber gerade wenn es einem am Selbstwert mangelt, denkt man umso mehr an sich selbst und vergleicht sich eben ständig. Es tut einfach gut, einen Moment von sich selbst und den vermeintlichen Unzulänglichkeiten abzusehen und einfach mit offenen, liebenden Augen unsere Mitmenschen zu betrachten.

Sind wir als Christen nicht berufen in allererster Linie zu lieben? Das gilt natürlich auch unter Frauen. Man soll uns erkennen als wahre Nachfolger(innen), indem wir einander lieben. Jesus selbst hat das gesagt.

An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.

– Johannes 13, 35 (NGÜ)

Wenn wir einander wirklich lieben, dann müssen wir uns nicht beneiden, vergleichen oder Angst haben. Wir könne einfach die Person vor uns sehen und frei von uns selbst mit von Gott geschenkter Liebe überschütten. Was sieht Gott wenn er sie sieht? Worin besteht diese individuelle Schönheit?
Wir sollten uns öfter in die Augen schauen und verweilen, tiefer blicken und innehalten. Wahrnehmen, fühlen, sehen, lieben. Dazu hat uns Gott berufen.

  1. Wann hast du das letzte Mal jemandem ein ehrliches Kompliment gemacht?
  2. Kennst du Gedanken des Vergleichens? Was macht das mit dir?
  3. Kannst du im Alltag deine Mitmenschen mit Gottes Liebe betrachten?