Vor einigen Wochen ist mir auf Instagram ein Kommentar aufgefallen, der mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Er war unter einem Bild von einer jungen Frau, die ihren schönen, schlanken Körper und ihre bunten Haare gerne betont und mit ihrem Content über Veganismus, Abenteuerreisen, Kunst, LGBT, Aktivismus, Yoga und Spiritualität genau den heutigen Zeitgeist trifft. Sie ist trotz der ganzen offensichtlichen Trends, mit denen ich mich persönlich zum Teil nicht ganz identifizieren kann, authentisch, für ihr Alter sehr weise und tiefgründig, redet viel über Scham und die Überwindung dessen und sie tanzt. Immer und überall, auf der Straße, inmitten einer geschäftigen Innenstadt, unter Bäumen und Zuhause. Sie filmt und fotografiert sich dabei natürlich und postet es, aber ich finde sie wirkt frei und das inspiriert mich. „dance it out“ ist ihr Motto.

Jedenfalls las ich einen Kommentar unter einem ihrer Bilder und der lautete so in etwa: „Nur Jesus macht Dich wirklich frei.“ Und ihre knappe Antwort darauf: „Inwiefern?“

Und mein erster Gedanke war: „Berechtigte Frage.“ Ich hätte gerne gewusst was die Person geantwortet hätte, aber zu dem Zeitpunkt war zumindest noch keine Antwort da. Ich merkte, dass ich in dem Moment selbst auch eine Antwort auf diese Frage wollte. Inwiefern macht Jesus frei?

Warum stellt sie die Frage „inwiefern?“. Vielleicht hat sie ein Bild von Christen vor ihren Augen, das sie nicht mit ‚frei-sein‘ in Verbindung gebracht hätte. Vielleicht fühlt sie sich frei, sie hat keine Scham zu zeigen, wer sie ist, sich zu bewegen, zu tanzen und laut zu lachen, sie zeigt ihr kreatives und schönes Wesen und inspiriert damit Tausende. Sie denkt sich vielleicht „was weißt die denn vom frei-sein?“.

Es ist tatsächlich heftig, wie viel freier diese Person da auf Instagram wirkt, als die meisten Christen – ich selbstverständlich inklusive. Die Verfasserin des Kommentars postet auf ihrem Profil meiner Meinung nach eher öde, nichts-sagende Bilder, zum Teil auch kitschige, christliche Glitzer-Sprüche. Das konnte nicht mit den wunderschönen und lebendigen Bildern der tanzenden, lachenden, jungen Frau mithalten.
Oft sind wir Christen irgendwie verstockt, vorsichtig, angepasst, unauffällig. Viele trauen sich nicht wild und frei zu tanzen, zu ihrer Meinung, ihrem Körper oder ihrer Sexualität zu stehen, geschweige denn zu flirten und das Thema Dating…eine Katastrophe. Man passt irgendwie in dieses christliche Schema rein. Alles lieb und nett und so, aber frei?

Ich muss zugeben, ich fühle mich selbst allermeistens nicht frei. Das hat aber nichts mit meinem Glauben zu tun, sondern eher mit der unterliegenden Scham, aber ich sehne mich schon immer nach einer ganz tiefen, alles umfassenden Freiheit, die man fühlt und auch sieht.

Es gab einzelne Momente auf meinem Weg, da hab ich dem Heiligen Geist komplett die Kontrolle überlassen und da war ich sowas von frei und Menschen haben es mitbekommen und ich habe nur begeisterte Rückmeldungen im Nachhinein bekommen. Aber im Normalfall mache ich mir so viele Gedanken wie ich rüberkomme, was andere denken, ob ich gemocht werde, sodass ich mich nicht traue, frei zu sein. Vielleicht bewundere ich deshalb diese junge Frau auf Instagram weil es in mir eine tiefe Sehnsucht weckt, mich an mich selbst erinnert, wie ich eigentlich bin.

Also was meinte nun diese Person mit ihrem Kommentar, dass jedoch nur Jesus wirklich frei macht? Ich stimme dieser Aussage natürlich zu 100% zu, keine Frage. Ich weiß, dass vieles, was man äußerlich sieht, so stark über innere Unfreiheit hinwegtäuschen kann und nur Jesus unser Herz, unseren unsterblichen Geist frei machen kann. Frei von dieser Welt, frei von Sünde und vom Tod.  Aber wir leben nunmal in dieser Welt und warum kann man diese Freiheit, die Jesus gibt, so oft nicht sehen?

Ist es denn egal, dass wir unfrei wirken, wenn wir doch lebendige Zeugnisse für die Freiheit durch Jesu sein sollten? Wenn Jesus mich frei von dieser Welt gemacht hat, warum kümmert mich dann noch, was sie über mich denken? Gerade wir sollten doch auf den Straßen tanzen, vor wahrer Freude übersprudeln und die inspirierendsten Personen da draußen sein? Natürlich lassen sich hier nicht alle Christen und Nichtchristen über einen Kamm scheren. Es gibt sicherlich viele, die ihre Freiheit durch Jesus genau so ausleben, aber ich kann nur von mir selbst und dem, was ich täglich sehe, sprechen. Und da sehe ich diese Freiheit nicht. Aber ich nehme es mir vor, die Tatsache, dass Jesus mich fei gemacht hat, mit allem was ich bin, zu leben. Jede Veränderung fängt mit einer Erkenntnis an.

Also danke junge Frau auf Instagram. Du hast mich inspiriert, auf andere Art als du vielleicht jemals wissen wirst.

Fragen:

  • Hältst du dich bewusst von Social Media fern oder suchst du dort auch ab und an nach Inspirationen?
  • Was würdest du auf die Frage antworten: „Inwiefern mach Jesus frei“?
  • Macht es dir was aus, was andere über dich denken?