Wie kommt es, dass es manchen nicht ansatzweise schwerfällt das Reden Gottes zu hören und andere den Eindruck haben, nicht einmal die kleinste Botschaft von ihm vernehmen zu können?

Mir fiel es auch lange nicht leicht. Im Gebet hatte ich oft das Gefühl „gegen eine Wand zu reden“ und verlor schnell Motivation überhaupt zu beten – wenn ich nicht gerade irgendeine Not hatte – versteht sich..
Doch als ich Gott wirklich mehr und mehr kennenlernte, änderte sich das gewaltig. Was ich festgestellt habe, ist, dass unsere Erwartungen an das WieWann und Warum Gottes Reden sei, dabei nicht weiterhelfen. Im Gegenteil, man wird dadurch oft enttäuscht, weil Gott schlichtweg nicht in unsere kleinen Boxen passt. Wenn wir seine Stimme immer nur auf ein und die selbe Art zu hören erwarten, werden wir selten sein Reden wahrnehmen.
Wie ich schon im ersten Teil geschrieben habe, Gott ist wahnsinnig kreativ und sogar grenzenlos in seinen Möglichkeiten zu uns zu sprechen.

Eine Bibelstelle, die ich dazu sehr eindrücklich finde, steht in 1. Könige 10, 11-12:

Der HERR antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Da zog der HERR vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der HERR war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der HERR war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.

– 1. Könige 19, 11-12 (Lutherbibel)

Womöglich hat Elija, der an dieser Stelle von Gott angesprochen wird, Gottes Reden so gewaltig wie die beschrieben Naturgewalten erwartet. Doch am Ende kommt dieses sanfte, leise Säuseln. Und Er reagiert trotzdem und tritt hervor, um Gottes Reden zu hören.

Ich glaube, dass wenn wir auf dieses „sanfte, leise Säuseln“ (stellvertretend für die unerwarteten Arten von Gottes Reden) achten, können wir eine viel größere Vielfalt seiner Stimme wahrnehmen. Und es kann so befreiend sein, seine Erwartungen hinter sich zu lassen, achtsam und still zu werden und den Blick nur auf Ihn zu richten.

Meine folgenden ganz persönlichen Erfahrungen zum Reden Gottes sollen zur Anregung dienen, falls es dir schwerfällt, Gottes Reden in dem Gewirr der Stimmen, um dich herum, heraus zu filtern. Ich hoffe, du entdeckst noch darüber hinaus viele weitere, persönliche Zugänge zu Gottes Stimme in deinem Leben.

Oft habe ich festgestellt, dass der allererste Gedanke der mir quasi „in den Kopf schießt“, wenn ich Ihn etwas frage, Sein Reden ist. Denn Er macht es uns nicht extra schwer, Ihn zu hören. Es liegt Ihm schließlich auch etwas daran mit uns, seinen Kindern, zu kommunizieren. Nur weil Er nicht nach unseren Erwartungen handelt heißt es nicht, dass Er sich vor uns verborgen hält. Natürlich muss es immer geprüft werden, und manchmal schießt mir auch der Gedanke an das bevorstehende Mittagessen in den Kopf, aber das ist etwas anderes.
Das „Gehörte“ muss aber nicht immer gleich Sinn für uns ergeben. Es kann auch nur ein Puzzlestück einer größeren Botschaft sein. Dann ist es wichtig diesen Eindruck mit anderen zu teilen und möglicherweise zu beobachten wie ein vernetztes Bild entsteht.
Ich erlebe sein Reden auch durch mein Gewissen, denn was richtig und was falsch ist, steht in unseren Herzen geschrieben.

Das ist das Testament, das ich ihnen machen will nach diesen Tagen, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich es schreiben.

– Hebräer 10, 16 (Lutherbibel)

Doch auch durch Gefühle spricht Er zu mir. Insbesondere durch den tiefen, inneren Frieden, gerade in unruhigen Zeiten.
Ein wild klopfendes Herz ist für mich immer wieder eine Aufforderung, zum Beispiel, Eindrücke an andere Personen oder vorne im Gottesdienst weiterzugeben. Auch weitere körperliche Empfindungen, wie ein sanftes Kribbeln im Brustkorb oder das Gefühl in einee schwere, warme Decke eingehüllt zu sein, sind Botschaften, dass Er bei mir ist und mich hält.
Des Weiteren waren schon oft Umstände ein deutlicher Hinweis Gottes in meinem Leben. Offene (oder geschlossene) Türen, d.h. Möglichkeiten, Einladungen, unerwartete Angebote, Rückschläge oder Begegnungen mit Schlüsselpersonen. Durch seine Schöpfung spricht Gott eigentlich permanent. Seine Kreativität und Handschrift steckt in jedem Lebewesen. Jedem Ozean, jedem Baum, jedem Tier, ja in jeder Zelle unseres – von Meisterhand – erschaffenen Körpers, steckt seine Botschaft an uns. Oft habe ich im Wechsel der Jahreszeiten sein Reden vernommen, z.B. im Herbst loszulassen von alten Werken, dem Drang produktiv zu sein und einfach nur zur Ruhe zu kommen.
Auch durch Kunst spricht Gott oft direkt in mein Herz. Dazu gehören Musik, Filme, Bücher, Gedichte und Bilder.

Was auch sehr schön ist, sind Botschaften Gottes, die durch andere Mitmenschen überbracht werden. Eine Nachricht im richtigen Moment, spielende Kinder, ein geteilter Eindruck im Gottesdienst oder eine feste Umarmung waren schon so oft genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort in meinem Leben.

Ob all dies wirklich Gottes Reden ist, muss jeder für sich (zB. an Hand der Bibel) prüfen. Oder, wenn man sich unsicher ist, von jemanden, dem man in geistlichen Fragen vertraut.
Es ist enorm wichtig zu wissen, was charakteristisch für Gottes Reden ist. Dazu gehört, dass sein Reden immer gut ist, weil Er gut ist und alles was Er tut, gut ist. Es ist zwar nicht immer so einfach oder bequem, aber der Kern der Botschaft ist gut und hoffnungsvoll, ermutigend und bestärkend. Gottes Reden ist herausfordernd, aber nicht überfordernd, weil seine Kraft in uns bewirkt, dass wir alles überwinden können.

  1. Was hast du eventuell für Erwartungen an Gottes Reden?
  2. Hast du dieses „sanfte, leise Säuseln“ bereits gehört?
  3. Wie, oder wodurch, spricht Gott heute, hier und jetzt zu dir ganz persönlich?