Es lässt sich kaum verleugnen, dass sich in unserer Gesellschaft, was die Geschlechterrollen angeht, sehr sehr viel getan hat. Und das ist wundervoll.
Ich habe in dem Artikel zur “Einführung“ kurz das Thema Feminismus angedeutet; zwar nur dezent, aber dennoch habe ich lange hin und her überlegt, ob ich dieses Wort überhaupt benutzen soll. Ich werde mich auch gar nicht viel dort aufhalten, weil ich finde, es dient dem Kern dieser Kolumne nicht wirklich.
Doch da es viel um die Stärke der Frau gehen soll und was diese Stärke bedeutet, ist es trotzdem wichtig, es nochmal anzusprechen.

Meiner Meinung nach, sollte im Haushalt, in der Kindererziehung, im Berufsleben, etc. eine Geschlechter Gleichheit bestehen, die es Frauen vorurteilsfrei ermöglicht, auszuleben, wer sie sind und sie nicht nur auf die traditionellen Rollen festsetzt. Keine Frau sollte von außen den Druck auferlegt bekommen, Kinder zu haben, wenn sie es nicht als Teil ihres Lebens sieht. Und keiner Frau mit hohem Leitungspotential sollten nicht die selben Möglichkeiten ermöglicht werden, wie es bei Männern der Fall ist.
Doch was meiner Meinung nach viel wichtiger ist, ist die Gemeinschaft, die Zusammenarbeit, die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau. Es reicht nicht allein die Frau zu stärken, ihr Möglichkeiten und Teilhabe zu ermöglichen, ohne dabei die sich ergänzenden Eigenschaften der Geschlechter zu betrachten.

Die jahrhunderte- und kulturenübergreifende Unterdrückung der Frau stammt zum Großteil von der tiefen Unsicherheit der Männer, die nicht wissen, wer sie sind und wie sehr sie freie, aktive, starke Frauen brauchen, um eine gesunde Gesellschaft zu ermöglichen. Ob Mann oder Frau, wir ALLE wurden im Ebenbild Gottes geschaffen. In Gemeinschaft können wir eine einzigartige Symbiose eingehen, die eine enorme, weltbewegende Kraft enthält.

Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.

– 2. Mose 4, 18

Das Wort “Hilfe“, bedeutet nicht etwa eine nützliche Hausmagd, die gut kocht, sondern ist gleichzusetzten mit dem althebräischen Wort für “lebenswichtigen Halt“, im Sinne eines Rückrads. Sie soll ihm außerdem entsprechen – auf einer Augenhöhe mit ihm sein.
Ohne die aktive Teilhabe der Frau in der Gesellschaft ist der Mann also nicht etwa ohne Abendessen, sondern ohne Rückrad und Kraft und dadurch ziemlich instabil. Umso mehr wird er sich aufbauschen, andere bekämpfen und die Frau klein halten, um diese Schwäche auszugleichen, wie man bis in jüngster Vergangenheit und auch heute noch auf der ganzen Welt in unterschiedlichster Ausprägung unschwer erkennen kann.

Im 1. Moses 3, 16 ist die Rede von dieser Dysbalance. (Elberfelder Übersetzung) Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen! Luther hat die hebräische Zukunftsform mit „soll“ übersetzt, wodurch die Stelle oft als Freibrief, ja sogar Aufforderung oder Gebot Gottes zur Unterdrückung der Frau ausgelegt wurde. Aber das zutreffend übersetzte “wird“ drückt viel eher aus, dass es sich hier um eine Zukunftsvorhersage handelt, wie es den Frauen nach dem Sündenfall in den folgenden Jahrtausenden ergehen wird. In diesem Sinne ist es auch so eingetroffen.

„Eva wurde nicht aus dem Kopf des Mannes gemacht, damit sie über ihn herrsche, auch nicht aus seinen Füßen, damit sie ihm untertan sei, sondern aus seiner Seite, damit sie seinem Herzen nahe sei.“

– Jüdisches Sprichwort

Wenn wir uns zusammenschließen und ergänzen kann eine Dysbalance vermieden werden, weil wir in Einheit, Gott in seiner Gesamtheit, viel besser in unserer Gesellschaft, die wir gestalten, repräsentieren können.

  1. Was löst der Begriff “Feminismus“ bei dir aus?
  2. Wie siehst du deine Rolle in deinem Umfeld, bzw. die Rolle der Frau in der Gesellschaft?
  3. Inwiefern hat Jesus die vorherrschende Rolle der Frau in der Gesellschaft seiner Zeit auf den Kopf geworfen?