Nach den letzten beiden Kolumnen, in denen ich viel von Themen geschrieben habe, die mich derzeit sehr beschäftigt haben und der kleinen Pause danach, wird es heute mal wieder etwas persönlicher.

Mittlerweile ist es nicht mehr zu übersehen, dass ich bald Mutter werde und dementsprechend werde ich oft darauf angesprochen, was an sich sehr verständlich ist und eigentlich nicht schlimm, aber ich hatte schon immer Bedenken, dass ich – später mal als Mutter – allein darauf beschränkt werde. Deshalb scheint es mir jetzt schon immer mal wieder, als wäre es jetzt schon so. Manchmal sucht man ja auch nur nach einem geeigneten Gesprächseinstieg (ähnlich wie das: „Was machst du so?“ siehe Kolumne vom 20.03.17) und ich würde es vermutlich auch machen, weil es schon spannend ist so eine Schwangerschaft zu beobachten und die Frage, wann es denn soweit ist, auch nahe liegt. Ich rede ja auch wirklich gerne darüber.
Trotzdem finde ich es erfrischend, wenn ich intensive Gespräche führe, ob mit Freunden oder Fremden, und es in erster Linie um ganz andere Themen geht, als um die Schwangerschaft. Es zeigt mir, dass hinter dem Bauch immer noch ich als Person wahrgenommen werde und das Interesse meines Gegenübers auch mir gilt und dem, was mich gerade bewegt. Ich ertappe mich dann manchmal dabei mich zu fragen, ob es egoistisch sei. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es vollkommen gut und auch gesund ist, nicht nur als Schwangere sondern als Frau wahrgenommen werden zu wollen, die fühlt, lebt, liebt, Leidenschaften hat, Freude, Trauer, Glauben und Kämpfe.

Das gilt auch genauso für die Zeit als Mutter, was sich sicher noch herausfordernder zeigen wird, weil ein neues Kind bestimmt sowohl von mir, als auch von meinem Mann und meinem Umfeld viel mehr Aufmerksamkeit bekommen wird, als Themen, die damit überhaupt nicht im Zusammenhang stehen. Wie das wirklich sein wird, kann ich jetzt nur erahnen, aber ich habe schon die Sehnsucht weiterhin zu lernen, zu erkunden, zu reisen und Menschen zu treffen, Kunst zu machen und mich persönlich weiterzuentwickeln und kennenzulernen. Und ich denke, das steht alles auch einer Mutter zu und ist sogar sehr wichtig. Ich glaube, ich kann meiner Tochter mehr mit auf den Weg geben, wenn ich weiß, wer ich bin und mein Herz lebendig ist.
Wir lassen uns so oft von immer kleiner-werdenden Grenzen im Kopf einschränken, was so unglaublich schade ist, weil das Leben, zu dem wir von Gott gerufen werden, alles andere als matt ist – davon bin ich persönlich tief überzeugt. Wer hat denn festgelegt, was alles nicht mehr geht, nach dem man fertig ist mit der Uni, heiratet und ja sogar Kinder bekommt. Es klingt schon im Hintergrund so nach „Dann ist was wilde Leben eben vorbei, damit musst du dich dann abfinden. War ja irgendwie auch deine Entscheidung.“ Dabei habe ich bisher immer wieder bei solchen Meilensteinen in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass es danach viel spannender wird und sich das Leben selbst als Abenteuer entpuppt, wenn ich es als solches angehe und nicht als Last oder Einschränkung. Ich war, als ich Anfang zwanzig war, schon in vielen Ländern der Welt auf Reisen, aber das, was bald beginnen wird, fühlt sich viel aufregender an, als alle Reisen ins Ungewisse zusammen. Darauf möchte ich mich voll und ganz einlassen, es auskosten, bewusst wahrnehmen, innehalten, Tränen zulassen, beobachten, entdecken, festhalten und loslassen. Ich glaube mittlerweile, dass alles, was mich bisher als Person bewegt hat, bald als Mutter davon nicht verdrängt werden wird, sondern viel intensiver und farbenreicher werden kann und darauf freue ich mich – und das auch mit anderen zu teilen, falls ich dazu gefragt werden sollte.

  1. Wie ist es für dich als Mutter bzw. wie stellst du es dir vor Mutter zu sein?
  2. Wo grenzt du dich selbst in deinem Leben ein?
  3. Was bewegt dich gerade?