Angst ist ein schlechter Ratgeber. Diesen Spruch habt ihr sicher schon mal gehört oder gelesen.
Angst prägt unsere Welt enorm: die Medien, Wirtschaft, Gesundheitssystem, Versicherungen, Politik.. so vieles wird durch Angst angetrieben und hat große Auswirkungen auf jeden von uns.
Es ist jedoch auch ein Überlebensmechanismus. Es hat schon seinen Grund, warum wir uns so sehr von Angst beeinflussen lassen. Unser Grundinstinkt ist schließlich zu überleben, Gefahren zu entlarven und auf alles vorbereitet zu sein. Heute prägen uns ganz andere Gefahren und Ängste als noch unsere Vorfahren, doch im Grunde ist es nicht weit voneinander entfernt.

Als ängstliche Person habe ich mich nie betrachtet. Vor allem als Jugendliche und Anfang Zwanzig bin ich oft sogar sehr naiv auf neue unbekannte Situationen zugegangen, hab mich auch mehrmals in Gefahr gebracht, habe daraus gelernt und würde vieles mittlerweile anders machen. Trotzdem bin ich dankbar für viele Erfahrungen und Erlebnisse, die ich nur durch meine Furchtlosigkeit damals machen konnte.
Dass Angst in meinem Leben doch eine große, unterbewusste Rolle spielt, ist mir vor nicht allzu langer Zeit erst so bewusst geworden.
Bei mir ist die Angst selten im Vordergrund, sondern versteckt sich hinter Sorgen und Pessimismus. Ich möchte nicht negativ überrascht oder enttäuscht werden, deshalb gehe ich lieber vom Schlimmsten aus. Das wiegt mich in vermeintlicher Sicherheit, aber der Preis dafür ist sehr hoch. Es raubt unfassbar viel Freude, Lebenskraft und Energie. Es kann hinzu negativem Gedankenkreisen und depressiven Verstimmungen führen. Was ist das für eine Sicherheit? Was ist daran im Endeffekt positiv?

In der Bibel macht Gott es etliche Male ganz klar, was er zu diesem Thema zu sagen hat: Fürchte dich nicht! Das ist die am häufigsten in der gesamten Bibel genannte Aufforderung, ja man kann es sogar Anweisung oder Befehl nennen.

Doch ist es so einfach? „Fürchte dich nicht.“ – „Ok, kein Problem!“ Nein, natürlich ist das nicht so einfach wie einen Schalter umzulegen. Sich nicht mehr zu fürchten ist ein langer Prozess, der ein Leben lang dauern kann. Wozu Gott uns durch seine Aufforderung, uns nicht zu fürchten, einlädt, ist ihm zu vertrauen. Denn Angst und Furcht bedeuten, dass wir Kontrolle bewahren wollen, Schlimmes verhindern oder einfach nicht enttäuscht werden wollen. All dies zeugt von der Abwesenheit von Vertrauen. Gott antwortet auf die Furcht mit seinem Zuspruch: Ich bin da!

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe.

– 1. Johannes 4, 18 (Lutherbibel 2017)

Hier geht es also um die Angst vor dem Gericht, also nicht genau zu wissen, ob man vor Gott wirklich gerecht ist. Wieder: Mangelndes Vertrauen. Die NGÜ beschreibt das nochmal ganz gut:

Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Angst hat man nämlich dann, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch vor dem Gericht fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen. Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.

– 1. Johannes 4, 18-19 (NGÜ)

Wenn wir seine Liebe angenommen haben, indem wir ihm unser Leben gegeben haben, können wir die Angst loslassen.

In der kommenden Kolumne am 25. Mai gehe ich noch näher auf das Überwinden der Angst ein und wie wir in dieser vollkommenen Liebe sein können.

  1. Was macht dir Angst?
  2. Was bedeutet ‚vollkommene Liebe‘ für dich?
  3. Vertraust du Gott?