Heute Morgen habe ich mal wieder angefangen das Johannesevangelium zu lesen. Was mir schon altbekannt war, hat mich mal wieder umgehauen. Was eigentlich als bekannte Tatsache abgespeichert ist, hat mich trotzdem fasziniert. Der erste Vers des Johannesevangeliums und auch der Anfang von Vers 14 geben einen spektakulären Einstieg in das ungewöhnlichste Ereignis der Welt:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (…).“ – Johannes 1, 1

Ursprünglich wurde das Neue Testament und somit auch das Johannesevangelium ja auf Griechisch verfasst. Deshalb ist es spannend, sich den griechischen Text anzuschauen. Und der griechische Begriff für dieses „Wort“ ist „Logos“. Ich kann hier nicht die gesamte Bandbreite der Bedeutung und Diskussion um diesen Begriff aufführen, aber ich möchte kurz darauf eingehen und was eigentlich für eine brisante Story dadurch entfacht wird.

Eine philosophische und theologische Klatsche

In der Zeit, in der das Johannesevangelium verfasst wurde, konnten die Menschen durchaus etwas mit dem sogenannten Logos-Begriff anfangen, da zu dieser Zeit die vorherrschende griechische Philosophie und auch die Sprache weit verbreitet war. Und in dieser Philosophie verstand man den Begriff als ein nicht-materielles kosmisches Element, das die Ordnung der Welt aufrecht erhält und der Welt Leben und Form gibt.
„Logos“ wurde durchaus auch als göttlich betrachtet, wobei das „Göttliche“ als die reine Vernunft betrachtet wurde, die außerhalb jeglicher materiellen Existenz existiert. Etwas göttliches, ja sogar „Gott“ selbst, konnte unmöglich mit der Materie in Kontakt kommen, da alles Materielle, also auch alles Körperliche, als schlecht angesehen wurde.

Wenn also ein griechisch-philosophisch geprägter Mensch, wie es zu der Zeit üblich war, diese Zeilen gelesen hat, war es für ihn logisch, dass am Anfang der „Logos“ war, da ja der gesamte Kosmos von ihm abhängt und geprägt ist. Dass dieser Logos göttlich war, ja sogar Gott selbst, das ist ja auch noch in Ordnung. Und dann kommt der Skandal: Das Wort – der „Logos“ wurde Fleisch, er wurde Mensch! Die nicht-materiell existierende, vollkommen reine und geistliche Existenz nimmt eine „unreine“, „schlechte“ Form an.

Materie ist schlecht. Materie ist unvereinbar mit dem Göttlichen. So jedenfalls dachte man. Das ist eine skandalöse Botschaft. Das ist unmöglich! Und es ist trotzdem passiert.
Dieser Logos entpuppte sich als Jesus. Und Jesus ist Mensch geworden. Diese Unmöglichkeit war für Gott die Möglichkeit zu zeigen, dass das, was für uns Menschen als unpassend und unmöglich erscheint, für ihn möglich ist. Jesus als das reine Wort Gottes, nahm die menschliche Gestalt an. Das war eine philosophische und theologische Klatsche.

„Tja. Es ist passiert. Er liebt dich.“

Dass Gott selbst Mensch wurde, kam völlig unerwartet. Man hat zwar auf einen Erlöser gewartet, aber nicht auf diese Weise und in dieser Art. Noch außergewöhnlicher wurde dann noch, dass Gott selbst die Sünde des Menschen, also die bewusste oder auch unbewusste Hürde zwischen Gott und Mensch, entfernte, indem er selbst die Strafe trug, die laut Gesetz eigentlich dem Menschen zusteht. Auch das ist eigentlich unmöglich. Und trotzdem ist es passiert. Und das gilt bis heute. Es ist zwar damals passiert, ist aber noch immer brandaktuell!

Vielleicht hat dieser zeitliche Abstand zu diesem Ereignis in dir das Gefühl durchsickern lassen, dass dieses Ereignis für dich eigentlich nicht mehr so relevant ist. Und dass es ja unmöglich ist, dass der Jesus von damals auch heute noch lebt und ganz persönlich mit dir in Kontakt treten will. Auch, wenn du das eigentlich glaubst – sei es aus Tradition oder aus Gewohnheit. Und auch wenn es unmöglich erscheint, Jesus ist auferstanden und ist genau jetzt ganz quicklebendig und außerordentlich stark an dir interessiert. Er ist zwar immer noch der, der die kosmische Ordnung in seinen Händen trägt, doch möchte er auch dich tragen. Er möchte deine Sorgen tragen, deine Lasten, deine Trauer, deinen Schmerz.
Vielleicht denkst du, dass das ja schön und gut klingt, aber dass es unmöglich ist. Tja. Es kann aber passieren. Es ist eine Herausforderung, Gott die selbst auferlegten und erdachten Unmöglichkeiten durchbrechen zu lassen. Vielleicht denkst du, dass es unmöglich ist, dass Gott jemanden wie dich lieben kann. Tja. Es ist passiert. Er liebt dich. Vielleicht denkst du auch, dass du doch kein Sünder bist und das alles nicht brauchst. Tja. Das ist schade. Denn die Last der Lüge der eigenen Unfehlbarkeit und die damit verbundene Enttäuschung von einem selbst, aber auch von anderen, wiegt schwer. Und der Schritt, eigene Fehler zu bekennen ist schmerzhaft. Aber da trägt das Netz der Gnade, das Gott für dich aufspannt.

„Lass Gott deine Unmöglichkeiten möglich machen.“

Wo hast du dir Unmöglichkeiten im Kopf aufgebaut? Wo wartest du eigentlich auf einen Erlöser, hast aber das bereits geschehene Erlösungsgeschehen für dich als unmöglich abgestempelt? Wofür betest du, erwartest aber eigentlich nicht, dass Jesus handelt? Solche Gedanken der Unmöglichkeit schleichen sich langsam ein und es lohnt sich, wachsam zu sein und auch mal altbekannte Bibeltexte neu zu durchforsten und sie aus der Perspektive zu betrachten, dass Gott immer und immer wieder Unmöglichkeiten mit seinen Möglichkeiten möglich gemacht hat. Auch heute noch. Lass Gott deine Unmöglichkeiten möglich machen.

Jesus wurde Mensch und nahm am Kreuz die Schuld der Menschheit auf sich, um das Hindernis zwischen Gott und dem Menschen – zwischen Gott und Dir (!) – zu entfernen. Er ist auferstanden, hat den Tod als Folge der Trennung des Menschen von Gott besiegt, sodass wir in ihm und durch ihn auch ein neues Leben leben dürfen. Unmöglich – und trotzdem passiert. Und er handelt und lebt auch heute noch. Du kannst ihm begegnen. Das klingt unmöglich – aber es wird passieren.