Als wir diesen Sommer als Familie eine kleine Hütte an der schwedischen Küste mieteten, hatte ich mir zuerst keine Gedanken gemacht, ob es dort WLAN und Handyempfang gibt. Womöglich bin ich schon davon ausgegangen. Aber als wir dann vor Ort erfuhren, dass wir komplett offline sein werden, habe ich mich sogar gefreut. Weil ich mir so oft vornehme eine längere Zeit alle Elektronik aus zu lassen, um im Hier und Jetzt mit meinen Liebsten zu sein. Doch dann nach spätestens einem Tag kommt dieser Drang zu schauen, ob mich jemand erreichen wollte. Ich bin im Laufe des Tages kaum am Handy oder Laptop aber es füllt doch noch zu oft die Lücken, die kleinen Ruhemomente, die eigentlich mit etwas anderem gefüllt werden sollten.

Die Tage in Schweden waren für mich so erholsam, weil ich keine Ablenkung durch das Handy und Internet hatte. Die Zeit mit meiner Familie war das Wertvollste, ich war voll und ganz da. Beim Wandern waren wir nur mit einer Einwegkamera unterwegs und haben damit unvergesslich schöne Momente eingefangen.

Gottes Stimme war für mich so klar und deutlich zu hören und in der Nacht hatte ich mehrere intensive Träume, durch die mir Gott so viel gezeigt hat. Gerade vor dem Schlafen sind viele noch am Laptop oder Handy, so wie ich allzu oft war. Doch der Unterschied von nur ein paar Tagen, ohne den Bildschirm vor dem Schlafen, war für mich schon enorm. Ich habe viel besser und tiefer geschlafen und eben diese intensiven Träume gehabt und mich glasklar daran erinnert.

Ich möchte Elektronik keineswegs schlechtreden, es ist in vielerlei Hinsicht ein Segen, aber es kann auch zur Gewohnheit und, was viele nicht gerne zugeben, zur Sucht werden.

Am Ende der Reise war ich so losgelöst von meinem Handy, dass ich es sogar in der Unterkunft vergessen habe und es mir erst Mitten auf der Fähre nachhause aufgefallen ist, als ich ein riesiges Schild mit „Free WIFI“ gesehen habe.
Erst dann hab ich es vermisst. Mir wurde seltsamerweise in dem Moment richtig bewusst, dass mich höchstwahrscheinlich viele versucht hatten zu erreichen, weil ich in der Zeit Geburtstag hatte.
Während der Reise war es mir wirklich nicht in den Sinn gekommen, selbst an diesem Tag an dem normalerweise das Handy ständig klingelt.

Es dauerte noch etwa eine Woche bis ich mein Handy dann wieder hatte und etlichen Nachrichten auf einmal ankamen. Seither ist es wieder normal geworden erreichbar zu sein, aber diese Erinnerungen sind so eindrücklich, dass ich den Gebrauch nicht mehr so sehen kann wie bisher.

Mir ist beim Nachsinnen auch aufgefallen, wie oft in der Bibel betont wird, dass Jesus sich alleine in die Wildnis zurückzog, um mit Gott seinem Vater Zeit zu verbringen.

In jener Zeit zog sich Jesus auf einen Berg zurück, um zu beten. Die ganze Nacht verbrachte er im Gebet [..]

– Lukas 2, 12 (NGÜ)

Offline zu sein ist heutzutage so eine einsame Wildnis für uns und genauso wichtig. So vieles versucht uns genau davon abzulenken und das Internet spielt dabei eine ziemlich große Rolle.
In Israel finde ich den Shabbat immer besonders schön, weil eben immer am Samstag jegliche Elektronik ausbleibt und man sich bewusst Zeit für die Familie, Freunde, Nachbarn, Gebete, Gottes Wort und gemeinsame Mahlzeiten nimmt.

Jetzt bin ich nicht mehr an der einsamen Küste Schwedens und habe täglich die Möglichkeit ins Internet zu gehen, deshalb ist es jetzt immer wieder eine Entscheidung gegen die Ablenkung, den Zeitvertreib und Informationsdrang und für den Moment, wie er ist, das goldene Abendlicht, die Stimmen der Vögel, das Lachen meiner Tochter, die Wärme meines Mannes, Gottes Stimme, sowie seinen tiefen Frieden.

  1. Wann warst du zuletzt bewusst längere Zeit „offline“?
  2. Was macht es mit dir, unerreichbar zu sein?
  3. Was machst du in den Ruhemomenten deines Tages?