Ihr Lieben,

dies wird meine letzte Kolumne bei keineinsamerbaum sein. Das Schreiben ist für mich diesmal nicht leicht. Ich habe schon einige Zeit nichts mehr veröffentlicht und ich plante eigentlich eine großartige Comeback-Kolumne zu verfassen. Als ich mich dann entschied meine Kolumne zu beenden, wollte ich zumindest ein fettes Finale schreiben; so einen epischen Kolumnen-Meilenstein, an den man sich noch lange erinnert. Aber beides war von Anfang an eher unrealistisch und deshalb möchte ich mich bei euch etwas bescheidener, aber dafür ehrlich und herzlich verabschieden.

Meine letzten Monate

Die letzten Monate waren für mich eine emotionale Berg- und Talfahrt. Sie waren mit Trauer aber auch großer Freude gefüllt. So manches ging zu Ende und gutes Neues brach an.
In meiner letzten Kolumne habe ich über den Tod meines Großvaters geschrieben. Es war für mich das erste Mal, dass ich wirklich bewusst den Tod eines mir nahestehenden Menschen erlebt habe. Einen Tag nachdem ich von dem Tod meines Opas erfahren hatte, fühlte ich mich schlapp und erkältet und als ich am Morgen mein Deo benutzte, merkte ich, dass ich nichts mehr riechen konnte. Ich ließ mich testen und noch am selben Tag wurde mir bestätigt, dass ich mich mit dem Coronavirus infiziert habe.
Glücklicherweise hatte ich einen sehr leichten Krankheitsverlauf. Wirklich freuen konnte ich mich darüber trotzdem nicht, denn aufgrund meiner Infektion war es mir nicht möglich auf der Beerdigung meines Opas dabei zu sein. Ich war nicht nur traurig, sondern auch wütend und resigniert. Wieso musste denn alles auf einmal zusammenkommen? Ich fühlte mich wie gelähmt und unfreiwillig aus der Bahn geworfen.

Ein paar Wochen später erreichte meine Frau und mich dann eine echte Freudenbotschaft: Wir sind Tante und Onkel geworden. Ein kleines, sehr niedliches und faszinierendes Leben bereichert seitdem unsere Familie. Neben den vielen ehrlichen Worten der Anteilnahme und den gemeinsamen Spaziergängen war es auch dieses neue Leben, das mir Trost schenkte und mich wieder aufheiterte. Ich fasste wieder neuen Mut und spürte, dass der Tod niemals das letzte Wort haben wird.

Aber dann, 2 Tage später, starb meine Oma. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie der Lebensmut recht schnell verlassen. Hinzu kamen noch einige schwere Krankheiten, die ihr die letzte Lebenskraft raubten. Dann starb sie nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. Leider fühlte es sich für mich ein wenig so an, als ob ich die Trauer „verschieben“ musste, denn ihr Tod fiel genau in die Zeit unseres Umzugs von Greifswald nach Halle.
Nur einen Tag nachdem wir wieder in Halle angekommen waren, fand auch schon die Beerdigung statt. Zwar war ich froh, frei von Corona dabei sein zu können. Aber es fühlte sich so an, als ob ich sich meine Seele hinter den gestapelten Umzugskartons verfangen hatte und ich nun leer und allein vor dem Grab meiner Großeltern stand. Schneller als ich es verarbeiten konnte, war der Tod wieder ins Leben getreten, wieder fühlte ich diese Lähmung und dieses aus der Bahn geworfen sein.

Alles war schwerfällig und mühsam

Die darauffolgenden Wochen kam ich nur schwer mit irgendetwas voran. Wohnung einrichten, Hausarbeit schreiben, mein Studium organisieren – alles war schwerfällig und mühsam geworden. Oft saß ich lange da und dachte an Oma und Opa, spazierte noch mal in Gedanken durch die Wohnung, die ich als kleines Enkelkind lieben gelernt habe, atmete noch einmal den Geruch in der Küche ein, fühlte noch einmal die letzten Umarmungen. Das tat mir gut und langsam ließ ich los.

Noch ein Kind wurde dann in unserer Familie nicht geboren. Aber es gab etwas anderes, dass mir Trost und neue Hoffnung schenkte: Halle im Frühling. Ich wurde von dieser wunderbaren Stadt sehr herzlich (wieder) aufgenommen – ich sah gute Freunde wieder, genoss bei vielen Spaziergängen an der Saale die aufblühende Natur und erlebte die Lebendigkeit und Leidenschaft unserer Gemeinde. Ich spüre, wie in dieser Stadt Neues anbricht und glaube, dass Gott hier Großes vorhat.

Aber am Ende siegte das Leben

Trauer und Freude, Resignation und Hoffnung, Bitterkeit und Leidenschaft – diese Gefühle gaben sich bei mir in den letzten Monaten die Klinke in die Hand. Tod und neues Leben liegen manchmal sehr dicht beieinander. Es gab aber eine Sache, die mir sehr geholfen hat diese Dinge zu verarbeiten. Ein Fest, dass ich seit meiner Kindheit gut kenne und das ich früher vor allem mit dem neugierigen Suchen von Nestern im Garten meiner Großeltern verbunden hatte: Ostern.

Noch nie war ich so dankbar, wie in diesem Jahr, dass es zu Ostern um mehr geht als um Eier suchen.
Jesus geht ans Kreuz und stirbt – die große Katastrophe, das für seine Jünger Unvorstellbare ist geschehen. Er, für den sie alles aufgegeben hatten, dem sie bedingungslos nachgefolgt waren, auf den sie all ihre Hoffnung setzten – ist tot. Wie groß muss die Verzweiflung, die Wut und die Frustration gewesen sein! Jesus wird begraben und das Ende scheint besiegelt. Doch es kommt ganz anders: Jesus steht am dritten Tag wieder auf. Er hat dem Tod das letzte Wort genommen. Er lebt und begegnete denen, die ihm nachgefolgt waren. Wie groß muss die Freude, das Erstaunen und die neu entfachte Leidenschaft gewesen sein!

Tod und Leben lagen auch damals vor 2000 Jahren sehr dicht beieinander. Aber am Ende siegte das Leben. Das hat auch Jesus schon vor seinem Tod und seiner Auferstehung in einem Gleichnis zum Ausdruck gebracht:

Amen, Amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. – Johannes 12, 24 (Basisbibel)

Mir half dieser Vers und das ganze Osterfest sehr wahren Trost zu finden. Ich merkte, dass Gott mich nicht nur in traurigen Zeiten trägt, sondern mich wieder zu neuer Hoffnung und zu neuem Leben führt.
Und er half mir mich neu zu sortieren und zu fokussieren – und damit versuche ich nun mehr oder minder geschickt den Bogen zum Ende meiner Kolumne zu spannen. Seit ich wieder in Halle bin, läuft einiges so weiter wie bisher, und das ist gut so. Ich merke aber auch, dass so manches Neues auf mich wartet. Damit aber etwas Neues anbrechen kann, muss manchmal etwas sterben – so wie in dem Gleichnis mit dem Weizenkorn. Dazu gehört nun auch meine Kolumne. Ich möchte euch an dieser Stelle noch einmal von Herzen Danke sagen. Danke, für das Lesen dieser Texte, für gutes und mutmachendes Feedback und für hilfreiche Tipps beim Schreiben dieser Kolumne. Ich durfte viel lernen und wachsen und bin vor allem dieser Plattform hier dankbar, dass ich mit euch meine Gedanken teilen durfte. Ich hoffe, dass diese Gedanken für euch hilfreich und bereichernd waren.

Ich wünsche euch alles Gute und viele heilsame, lebensverändernde Begegnungen mit unserem Herrn.

Segenregen,

euer Arthur