Kennst du das? Du stehst morgens auf und freust dich auf deinen Tag. Du genießt Gemeinschaft und fühlst dich wohl. Du bemerkst Wachstum bei dir selbst und erfährst Heilung. Rundum fühlst du dich am richtigen Ort. Ich hoffe sehr, dass du mindestens eines dieser Dinge schonmal erfahren hast.

Wirklich dankbar

Mir geht es im Moment so. Wirklich gut. Natürlich sind viele Dinge nicht perfekt und es passieren Fehler und ich bin auch oft traurig oder wütend oder einsam. Aber alles in allem geht es mir wirklich gut. Und dafür bin ich unfassbar dankbar. Ich habe in den letzten Monaten viele Kämpfe durchlebt, viele Dinge hinterfragt und mich zwischendurch wie auf einem Drahtseil gefühlt, das nur an zwei kleinen Punkten noch befestigt war. Stürmische Zeiten. Reinigende Zeiten. Zeiten, die wie ein Buschbrand vieles auslöschen, um Platz und Kraft für Neues zu schaffen. Hallelujah, ich bin sehr dankbar dafür.

Warum schreibe ich das? Auf der einen Seite, weil ich Zeugnis von Gottes Güte, Geduld und Trost geben will. Ihm sei dafür die Ehre.
Auf der anderen Seite, will ich euch aber in neue Gedanken hineinnehmen, die das bei mir ausgelöst hat und die mir zeigen – ich bin noch so lange nicht am Ziel.
Während ich auf der einen Seite unfassbar dankbar bin und Frieden finden kann, bäumt sich in mir eine ganz andere Seite auf, die mit Lügen das alles klein reden will und mir die Freude daran nehmen will. Damit sie keine Macht haben, spreche ich sie aus und versuche, sie mich nicht gefangen halten zu lassen.

Mein innerer Konflikt

Meine „dunkle Seite“, wenn man pathetisch sein will, sagt zu all dem:
„Langweilig! Wie unfassbar langweilig ist denn so ein geregeltes Leben. Familie, Job, Umfeld, Gemeinde, Gott, bla bla bla – wie langweilig. Du rutschst in feste Bahnen, in Gleise, die dich nicht mehr herauslassen. Sie werden dich gefangen halten und ehe du dich versiehst, wirst du ein ödes Alltagsleben führen und die Jahre schwinden dahin und eines Tages wirst du es bereuen. Du verlierst deine gerade gewonnene Freiheit. Warum willst du dich einem Gott beugen? Warum willst du brav und anständig sein? Brich aus! Rebelliere! Das kann nicht alles sein! Eines Tages, wird sich niemand mehr an dich erinnern, wenn du so lebst. Dein Leben wird wertlos sein und niemand wird davon etwas gewinnen. Schau dir deine Idole an, Menschen, die du bewunderst – was haben oder hatten sie, das du nicht hast? Richtig, Tragik! Tragik ist toll. Dann kannst du in Selbstmitleid versinken und wirst jung sterben und wirst eine Legende werden. Eine tragische Heldin. Wieviel besser wäre das?“ (Das ist ziemlich akkurat mein innerer Monolog.)

Was mache ich also? Ich analysiere es. Ich höre da heraus: Undankbarkeit, Arroganz, Angst und Lügen über Lügen. Es widert mich regelrecht an, das selbst zu lesen und zu wissen, dass es meine Gedanken sind. Vielleicht kennst auch du solche Gedanken. Momente, in denen du dich eingezwängt fühlst und in denen du nur ausbrechen willst und fliehen. Ganz weit weg.
Diese Gedanken sind so weit weg von dem, wie Gott denken würde und absurderweise auch so weit weg von dem, was ich eigentlich will. Ich will keine Tragik – oder zumindest nur ein bisschen. Ich will ein schönes Leben führen, meinetwegen auch spießbürgerlich, wenn es sein muss. Klar, tragische Personen haben mich schon immer inspiriert, aber sie hatten so viel in ihrem Leben, was ich mir nicht wünsche und so viel nicht, was ich mir wünsche. Ich möchte eigentlich ein Leben voller Hoffnung führen, nah an Gottes Herz sein. Und ja, ich möchte frei sein.

Was will ich wirklich?

Was diese Lügen machen ist Folgendes: Sie gaukeln mir vor, meine Freiheit sei keine wahre Freiheit, denn ich ordne mich ja unter. Sie gaukeln mir auch vor, ein Leben mit Gott sei langweilig und irrelevant für die Welt. Auch, sagen sie, dass Ansehen von Menschen oder mir selbst wichtig sei. Dass man nur wichtig ist, wenn man für Aufsehen sorgt und zur Heldin wird. Und, dass ich keine Kontrolle über mein Leben hätte.

Das sind alles Lügen. Furchtbare, endlose Lügen. Ich weiß, dass ein Leben mit Gott ziemlich turbulent sein kann. Eigentlich turbulenter als ohne Gott. Dass Gott mit mir Abenteuer plant und mir niemals langweilig werden wird. Ich weiß auch, dass ein Leben mit Gott alles andere als irrelevant ist. Vielleicht nicht relevant für die Welt aber relevant für Gott und wem will ich denn am Ende gefallen? Das ist auch schon der nächste Punkt. Ich will eigentlich keine Heldin sein und angebetet werden. Ich will, dass Menschen, wenn sie auf mich schauen, Gott durch mich durchscheinen sehen. Das ist schon sehr lange mein Gebet! Nicht ich, sondern Er. Und Kontrolle habe ich auch, ich kann mich entscheiden. Jeden Tag kann ich mich neu für oder gegen Gott entscheiden und für oder gegen Dinge. Ich bin keine Sklavin meiner Entscheidungen. Ich bin überhaupt keine Sklavin mehr. Galater 4,7

Fazit

Am Ende weiß ich eins: So lange ich lebe wird der Feind immer versuchen mir Lügen einzureden. Ich habe die Entscheidung ihnen zu glauben oder nicht.
Es geht mir im Moment sehr gut. Und statt Dankbarkeit, schleichen sich in mein Herz Lügen ein. Das will ich nicht und werde ich auch nicht zulassen. Ich bete, dass ich mir solcher Dinge immer wieder bewusst werde. Wir Menschen, oder zumindest ich, können so verquere Denkmuster annehmen und so komische Schlüsse ziehen – es ist faszinierend. Möge Gott uns immer wieder auf den richtigen Weg lenken!

Vielleicht kennst auch du Lügen, die dir deine Freude an Gottes Güte zerstören wollen. Sprich Wahrheit dagegen. Und vor allem: Schäme dich nicht, laufe nicht weg, sondern prüfe sie und bring sie zu Gott und lass dein Herz verändern. Ich wette, Gott ist dir nicht böse, sondern er ist überglücklich, dich immer wieder in seine Arme schließen zu können.