„Wahnsinn – Warum schickst du mich in Hölle?“

 Wolfgang Petry

Hallo, wie dir die Überschrift schon verrät, geht es heute mal um ein Thema, das ich (und vielleicht auch du) gerne mal aus den Blick verlieren. Berechtigt. Wir leben schließlich im Jetzt und nicht im Morgen. Es geht heute um das Thema „Hölle“.
Vielleicht lachst du manchmal darüber oder nimmst es mit Humor, wenn es um die Hölle geht. Du setzt dir „lustige“ Teufelshörner als Haarspange auf den Kopf. Du bist ein „Teufelchen“ also unanständig, frech und ungezügelt. Du bist Fan der Roten Teufel. Oder du zeigst als Anhänger jeglicher Rock-Variation harmlos und Adrenalin-gesteuert die „Pommesgabel“ als Zeichen des Rebels! Du bist so wild!

Das Thema „Hölle“ nur auf die gerade genannten Dinge zu reduzieren und meine rebellisch ausgestreckte Hand zu zeigen, mit dem nach oben zeigenden kleinen Finger und dem Zeigefinger, macht einen jetzt auch nicht zum Höllenanbeter, wie es mancher, abgedrehter Überkritiker jetzt sagen würde. Denn meistens ist das gar nicht der Hintergrund, warum man es zeigt. Man betet nicht den Teufel an, sondern setzt ein Statement: Freiheit! Gegen das Establishment! Und Rock’n’Roll!

Aber was deutlich wird: Die Vorstellung von „Hölle“ oder „Teufel“ sind oft geprägt von ach so menschlichen Vorstellungen zu einer Sache, die die eigene Vorstellungskraft übersteigt. Und da geben sich „Rocker“ und die frommsten Christen die Klinke in die Hand. Bei dem Thema kann es nur menscheln. Keine Vorstellung wird das volle Ausmaß beschreiben können. Und unsere eigenen Bilder der Hölle stammen meist aus mittelalterlichen Darstellungen, als mit Angst und Schrecken die Leute zum Ablass, Inquisition und anderen Irrungen gezwungen worden. Der Grund dafür, denke ich, ist, dass es schlicht keine eindeutige Beschreibung der Hölle gibt. Und auch nicht geben kann. Ist es dort warm oder kalt? Ist dort der Teufel, der uns begrüßt, wie bei Grimm’s Märchen und der eigentlich nur ein magisches Wesen ist? Und läuft dort wirklich die ganze Zeit Helene Fischer?

Gut, die letzte Frage ist etwas polemisch gewesen. Aber was deutlich wird: Wir Menschen stellen uns eine, wie auch immer aussehende, im Jenseits vorhanden, Hölle vor, die schlimm, böse und dunkel ist. Und wer ist dort alles? „Hallo Mussolini! Hallo Hitler! Kermit der Frosch? Ich muss mich schon wundern…“ (Perry Cox in Scrubs) Dort „unten“ treffen sich die Bösen und das Böse und falls du dorthin musst, wirst du dich bis in alle Ewigkeit braten lassen müssen und erlebst wirkliche „Höllenschmerzen“. Glaubst du, dass so die Hölle aussieht?

Ich glaube, wenn du dir die Gegenfrage stellst, wird deutlich, wie menschlich, und damit automatisch schief unsere Vorstellungen davon nur sein können. Im Himmel begrüßt dich also Petrus, der, ganz nebenbei, auch noch das Wetter im Blick hat, und dort darfst du, menschlich gesehen, im Schlaraffenland leben. Auf einer Wolke sitzend, mit einer Harfe in der Hand. Und dann musst du – auf Latein oder Englisch (weil es die „Engelssprache“ ist) – Gott ewig Loblieder singen. Oder wenn du Theologe bist, wie ich, sortierst du gemeinsam mit Martin Luther und Karl Barth ein Leben lang die Bibliothek. Oder du „wachst mit den Engeln“ zusammen über die Menschen. Ehrlich gesagt: Darauf hätte ich keinen Bock!

Ich weiß nicht, was deine Vorstellungen vom Himmel und der Hölle ist. Vielleicht waren Gedanken dabei, die du auch so kennst und die dir bekannt vorkommen. Meine These ist folgende: Alle Gedanken, die ich mir über die Ewigkeit mache und wie sie aussieht, müssen de facto menschlicher Natur sein. Und so nicht stimmen. Wir können uns, glaube ich, weder das eine, noch das andere vorstellen, wenn man mal realistisch ist. Und dort war noch niemand von uns. Ok, es gibt die Nahtoderfahrungen und Menschen, die berichten, dass sie den Himmel erlebt haben. Das ist sicherlich beeindruckend. Nur: Woher wissen sie, dass das der Himmel gewesen ist? Und können wir von den vom Defibrilator zurückgeholten Menschen auf uns schließen? Und warum sind dort nicht auch alle Menschen, die wir kennen und lieben?

U.a. das führt viele Leute, die an Gott glauben, zu Theorien, wie dass Gott „die Hölle leer geliebt hat“ und wir alle errettet werden. Und zwar, weil Gott die Liebe ist und jeden Menschen liebt. Und er will jeden Menschen bei sich haben. Ich bin kein Anhänger dieser Theorie, aber, wenn sie mit Gottes Wesen begründet wird, kann ich ihr sehr viel abgewinnen.

Theorien bilden und nachdenken über die Hölle und was mich dann dort erwartet, kann Menschen aber vor allem Angst machen. Deswegen geben sie auch ihr Bestes, um Gott zu gefallen und hoffen, dass es reicht! Mit dieser Angst leben sie ihr Leben lang. Das macht sie mürbe. Und noch auf dem Sterbebett merkt man, wie sie in Unfrieden über einige Dinge sind und ihre Angst sie überwindet und siegt. Das Gottesbild, was dahinter steht, ist eher ein finsterer Gott, der Richter ist und ich nicht gut genug sein kann. Deswegen wird ich es wohl niemand in den Himmel schaffen. Außer vielleicht Mutter Theresa, Papst Paul Johannes der II. und Mahatma Gandhi. Ups. Falsche Religion. *zwinker*

Also können wir nur schwarz oder weiß wählen? Nur Allversöhnung oder Angst? Oder eben gar nichts?

Es gibt einige Leute, die gehen tatsächlich davon aus, dass es die Hölle gar nicht gibt. Leute, die sich Christen nennen. Mancher wird jetzt empört aufschreien: Dürfen die das denn? Natürlich dürfen die das.. Und ich kann sie verstehen, wenn wir über die Ewigkeit und Himmel, als auch über die Hölle, menschlich reden. Ich denke jede derartige Darstellung muss schief werden. Sie kann gar nicht stimmen. Und deswegen verstehe ich jeden, der so an die Sache ran geht.

Aber vielleicht stelle ich uns mal die Frage, die vielleicht darüber Klarheit bringen könnte: Was sagt denn Jesus dazu? Ich weiß, plakativ, simpel und auch ein bisschen plump. Aber mir geht es so, dass, wenn ich auf Fragen des Lebens keine Antwort weiß, ich auf Jesus schaue und überlege, was hat er denn gesagt?

Und Jesus geht davon aus, dass es die Hölle gibt. Es gibt einige Bibelstellen dazu. Vielleicht deckt die folgende Stelle „Hölle“, wie auch Widersacher Gottes ab:

Ich will euch sagen, wen ihr fürchten müsst: Fürchtet den, der nicht nur töten kann, sondern auch die Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch: Ihn müsst ihr fürchten!

– Lukas 12, 5

Hier ist ganz klar die Rede von einem, der die Macht hat, zu töten und in die Hölle zu werfen. Und das ist keine Mittelalter-Übersetzung hier, sondern das griechische Wort, was dort steht, heißt u.a. auch: Ort, wo das Gericht stattfinden wird. . Aber konkret, was die Hölle ist, wird Jesus hier nicht. Und auch nicht, wie sie ist. Einige anderen Bibelstellen reden tatsächlich vom Feuer der Hölle, aber ohne Flachs, davon auf ein Höllenszenario wie bei Dante’s Inferno zu kommen, ist schon ein bisschen Weg dorthin. Aber, nichtsdestoweniger, ist klar, dass Jesus die Hölle kennt, er den Widersacher kennt und davor warnt. Und logisch, wenn es ein Leben nach dem Tod gibt und Jesus als endzeitlich Richter entscheiden wird, dann wird unterschieden.

Was machen wir damit nun für unser „Heute“? Ich denke, dass es über dieses Thema so viel Mist gibt und so viele menschliche Vorstellungen, dass ich solche nicht ernst nehmen kann. Ernst nehme ich aber das, was Jesus sagt. Und was er glaubt. Und er zeigt deutlich, dass es eine Hölle und einen Widersacher gibt. Ich kann nichts machen, dass ich bei Jesus lande, sondern bin auf seine Gnade und Liebe angewiesen, die nicht zuletzt am Kreuz den Tod, also die Macht des Teufels, besiegt hat. Meine Definition von Hölle ist vielleicht diese: Hölle ist dort, wo Gott nicht ist. Und dieses Gefühl kennt kein Mensch auf Erden. Nur Jesus am Kreuz, als er sagt:

Eli, Eli, lama sabachtani? Mein Gott, Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

– Markus 15, 34 & Matthäus 27, 46

Ich denke, genau diese Gedanken sind mir für mein „Heute“ ein starker Trost, weil ich weiß, dass Gott bei mir ist, Jesus über all dem steht und gesiegt hat, als er vom Tode auferstanden ist. Und, weil ich wissen darf, dass er der Sieger ist über Hölle, Tod und Teufel, kann ich heute befreit von Angst leben. Sicherlich beantwortet das nicht die Frage, ob ich als „Ungläubiger“ in die Hölle komme, aber es gibt meinem Glauben heute und hier eine Richtung vor! Und das wünsche ich dir genauso!

Seid gesegnet und bis zum nächsten Mal, euer Lukas.

PS: Teil 2 geht dann direkt um den Teufel, Satan, Diabolos.. wie du ihn nennen magst!