Alle Jahre wieder: Advent. Wir zünden Kerzen an, alles ist friedlich und besinnlich, es duftet nach Süßem und anderen Köstlichkeiten, wir denken an unsere Familien, es kommt Weihnachtsstimmung auf.. Herrlich! Und vielleicht gibt es sogar Geschenke.

So sehr ich diese Zeit genieße, so sehr kommt sie mir manchmal überladen, stressig, ja fast schon heuchlerisch vor. Denn viel zu oft vergesse ich, was Advent eigentlich bedeutet. Das Wort ‚Advent‘ kommt eigentlich aus dem Lateinischen und bedeutet Ankunft. Doch es geht nicht nur um irgendeine Ankunft. Es geht um adventus Domini, um die Ankunft des Herrn.
Diese Ankunft ist der Beginn einer neuen Zeit, denn etwas Unvorstellbares geschieht: Gott wird Mensch in Jesus Christus. Er kommt hinein in diese Welt und er tut das, weil er jeden einzelnen Menschen liebt und sich nach Beziehung zu uns sehnt. Gott will uns nah sein – er kann es einfach nicht länger ertragen, dass wir so weit weg von ihm unser Leben führen und sich alles nur um uns selbst dreht.
Gott will uns begegnen – ganz und gar als Mensch, der uns versteht, uns zuhört und für uns da ist. Gott liebt uns – und deshalb kommt er als kleines, verletzbares Kind in einem Stall zur Welt, voller Hoffnung, dass dieses Wunder uns endlich die Augen für sein Wesen öffnet.

Glaubst du das? Diese Frage ist wichtig, weil es in dieser Ausgabe um den Unterschied geht, den wir in unserem Umfeld machen. Wenn du diese Frage nämlich bejahst, wenn du daran glaubst, dass in Jesus Gott Mensch wurde, dann unterscheidest du dich bereits von vielen anderen. Denn als Christen befinden wir uns – zumindest den Zahlen nach – vor allem im Osten Deutschlands auf einem absteigenden Ast.
Ich selbst lebe in Halle an der Saale und hier gehört man als Christ deutlich zu einer Minderheit. Das ist zwar schade, aber es muss uns nicht traurig und resigniert machen. Im Gegenteil! Wenn wir unseren Glauben wirklich ernst nehmen, dann brennt jetzt umso mehr die Frage danach, wie wir Jesus und seine frohe Botschaft in unserem Alltag, in unserem Umfeld, unter unseren Mitmenschen bekannt machen können.

Aber das ist eine schwierige Frage. Ich selbst bemerke immer wieder, wie ich mich mit meinem Glauben regelrecht einigele und isoliere. Ich darf Theologie studieren, gehe in eine tolle Gemeinde, in der ich mich engagiere, habe viele christliche Freunde, und ’natürlich‘ gehe ich zu einem Gebetskreis. All das ist nett und wichtig, aber es fühlt sich manchmal wie eine christliche Super-Blase an, die nichts mit der Lebenswelt eines ’normalen‘ Hallensers zu tun hat.
Und wenn ich diese Blase doch einmal verlasse, habe ich Angst von meinem Glauben zu erzählen, denn ich will ja schließlich nicht komisch wirken, oder gar übergriffig werden.

Wenn das so bleibt, habe ich Christsein nicht richtig verstanden. Denn wie es Raphael und Ramona Bellmann in ihrer letzten Ausgabe geschrieben haben, kommt es eben nicht darauf an, ein heller Punkt außerhalb der grauen Masse zu sein, sondern mitten in der grauen Masse hell zu leuchten.

Wenn du dieses Gefühl der christlichen Blase kennst, dann möchte ich dich gemeinsam mit mir selbst herausfordern, deine Lebens- und Alltagswelt anders zu sehen.

  • 1. Fang an deinen Alltag zu lieben! Liebe die Menschen, denen du Tag für Tag begegnest, auch und gerade dann, wenn sie mit Jesus nichts am Hut haben.
  • 2. Sei mutig und erzähle einfach mal von deinem Glauben! Ich weiß selbst, dass das schwer sein kann, aber du musst nicht jeden, der dir über den Weg läuft, zum Superchristen machen. Wir dürfen auf Jesus hinweisen, einladen und schließlich vertrauen, dass Jesus selbst jedem persönlich nachgehen wird.
  • 3. Bete! Bete für deinen Alltag und all die Menschen in deinem Umfeld und sei voller Hoffnung, dass sie Jesus kennen lernen.

Wir feiern Advent nicht nur deshalb, weil Gott in unserem eigenen Leben ankommen möchte, sondern weil er sich danach sehnt, jedem Menschen in unserem Umfeld zu begegnen. Er will genau dort ankommen, wo er dringend gebraucht wird: Bei denen, die ihn noch nicht kennen oder die ihn vergessen haben. Dafür braucht er uns als seine Zeugen und Zeuginnen!