Während ich diese Zeilen schreibe, ist es noch sehr früh am Morgen. Regen trommelt gegen die dunklen Fensterscheiben und es ist ansonsten völlig still um mich herum. Das gleichmäßige Tropfen beruhigt mich. Ich merke, wie meine Atmung langsamer wird. Der Kaffee in meiner Lieblingstasse gibt mir für einen kleinen Moment ein Gefühl von Normalität. Aber eigentlich fühlt sich gerade nicht mehr allzu viel so richtig normal an. Denn um diese Uhrzeit bin ich sonst noch lange nicht wach. Doch das passiert mir jetzt wieder häufiger: Ich kann nicht schlafen.

„Die Unsicherheit, wie lange es diesmal dauern könnte, lässt mich nachts nicht mehr schlafen.“

Meine Gedanken kreisen um ein Thema, bei dem ich mir fest vorgenommen hatte, es nicht mehr so groß werden zu lassen – Corona. Das Unwort der letzten zwei Jahre.
Nach einem unbeschwerten Sommer hört man es nun wieder häufiger. Dieser blöde Virus bestimmt meine Gespräche und die um mich herum immer stärker. Man kommt irgendwie nicht daran vorbei.

Dabei ist es gar nicht die Krankheit selbst, die mir Angst macht. Auch in Quarantäne zu sein, hat sich für mich als überraschend gute Erfahrung herausgestellt. Aber allein bei dem Gedanken, ein weiteres Mal wochenlang im Homeoffice festzusitzen, schnürt es mir die Kehle zu. Erinnerungen kommen hoch an eine emotional enorm belastende Zeit, in der ich weder meiner Arbeit noch meinem Kind gerecht werden konnte. Die Unsicherheit, wie lange es diesmal dauern könnte, lässt mich nachts nicht mehr schlafen.

„Jeder sitzt auf seiner Seite des Grabens.“

Ich beobachte wie wir uns als Gesellschaft verändern. Dass der Ton untereinander immer rauer wird. Es gibt kaum noch einen echten Dialog, sondern jeder sitzt auf seiner Seite des Grabens und fühlt sich im Recht. Ich merke, wie ich anfange, mich in der Gegenwart von sogenannten „Ungeimpften“ unsicher zu fühlen. Ich ihre Nähe zunehmend meide. Obwohl mein Kopf weiß, dass alle anderen, inklusive mir selbst, genauso Überträger dieser Krankheit sein können.

Und ich muss mir unangenehme Fragen stellen: Habe ich nichts aus all dem gelernt? Habe ich nicht selbst erlebt, wie Gott mich durch diese besch… Monate getragen hat? So wie sich gerade vieles aus dem letzten Jahr zu wiederholen scheint, sehe ich auch an mir Dinge, von denen ich dachte, ich hätte sie im Griff.

Klein wie ein Senfkorn

Die gute Nachricht: In der Bibel steht, dass mein Glaube klein wie ein Senfkorn sein kann und trotzdem lassen sich damit Berge versetzen. Denn da gibt es jemanden, der größer ist als all das Chaos um mich herum. Von IHM darf ich mich mit Zuversicht beschenken lassen. Ich will nicht zu den Schwarzmalern dieser Welt gehören. Davon haben wir mehr als genug. Sondern ich möchte jemand sein, der andere mit Hoffnung und Freude anstecken kann. Der das Dunkel ein klein wenig heller macht.