Wie mache ich einen Unterschied im Leben meines Kindes? Wenn ich mir darüber bewusst werde, dass ich die Mama von jemandem bin, dann gerate ich immer wieder und immer noch in tiefstes, ehrfürchtiges Staunen. Mama sein. Das heißt, jemand ist abhängig von meiner Fürsorge, meiner Liebe, meinen Worten, meiner Ermutigung, meines Trostes und vielem mehr. Für diese Person bin ich (und ihr Papa natürlich!) einfach alles.

Letztens war ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz, als sie unbedingt auf eine Rutsche klettern wollte. Die ersten zwei Stufen schaffte sie ohne Hilfe ganz zügig, doch dann kam merklich die Angst in ihr hoch und sie bat mich um Hilfe. Sie wollte nicht loslassen, um meine Hand zu nehmen, doch sie wollte auch nicht weiter hochklettern, obwohl ich direkt hinter ihr war. Nach wenigen Sekunden des Zögerns, bat sie mich dann doch, ihr runter zu helfen. Ich merkte, dass sie gerne rutschen würde und wollte dieser Angst keinen Raum geben, sie von dieser Freude zu berauben. Also sagte ich einen ganz einfachen aber echt machtvollen Satz: „Du schaffst das, du bist mutig und stark!“
Sofort wurde sie von neuem Willen gepackt und die restlichen Stufen waren im Nu überwunden. Sie blickte mich von oben mit strahlenden Augen an und sagte: „Avi oben! Avi alleine oben!“ Und mein Herz schmolz dahin.

Ich hatte mir diese Worte gar nicht lange überlegen müssen, ich hatte sie auch in keinem Erziehungsbuch gelesen (ich habe generell kein Erziehungsbuch jemals gelesen. Ganz bewusst.) Es war einfach eine Wahrheit, die ich tief in meinem Herzen, ohne jeden Zweifel, wusste. Und ich wusste, dass sie genau diese Worte in genau diesem Moment brauchte, um die in sich liegende Stärke und ihrem Mut zu entfachen.
Ich war so gerührt von dem Einfluss meiner Worte bei ihr. Aber es leuchtet auch ein. Wenn ich bei der Seelsorge sitze und über das rede, was mein Leben am meisten geprägt hat, komme ich nicht an gewissen Worten (positive, sowie negative) meiner Eltern vorbei. Sie hallen in mir nach, bis zu diesem heutigen Tag. In jeder Zelle sind sie gespeichert und auch wenn ich nicht ständig daran denke, prägen sie meine Wahrnehmung und mein Handeln enorm.
Das weiß ich eigentlich schon lange, aber jetzt fange ich an mehr und mehr zu realisieren, dass ich eben diese enorm prägende Person für meine eigenen Kinder bin.
Ich habe davor einen riesigen Respekt, doch es motiviert mich umso mehr, bewusst mit meiner Tochter zu kommunizieren, ihr mit meinen Worten, Handlungen, Blicken, Gesten, Umarmungen, Küssen zu zeigen, dass sie immer und bedingungslos geliebt und wertgeschätzt und angenommen ist. Dass sie mutig und stark ist. Dass sie Fehler machen darf und trotzdem endlos geliebt ist. Dass sie in ihrer Angst, Wut, Trauer, Frustration nicht alleine gelassen wird. Dass ihre Stimme gehört wird und wichtig ist. Und dass sie einen Unterschied in dieser Welt macht. In meiner sowieso, sie macht mich täglich zu einem besseren Menschen.

Liebe Mamas, jedes eurer Worte an eure Kinder macht einen Unterschied. Nehmt dieses Privileg ganz bewusst an und nutzt es.

  1. Hörst du auch manchmal Worte deiner Eltern in dir nachklingen? Was macht das mit dir?
  2. Merkst du, wie groß dein Einfluss auf deine Kinder ist? Was waren die besten und was die schlechtesten Erfahrungen darin?
  3. Wie gehst du damit um?