Die letzte Ausgabe

Willkommen zur letzten Ausgabe von „Zuflucht“. Ich habe gerade den allerersten Text aus dem Oktober 2019 herausgekramt und bin beim Lesen wehmütig geworden. Dreieinhalb Jahre lang habe ich fast jeden Monat eine Kolumne veröffentlicht. Das ist eine lange Zeit und im Rückblick wird mir bewusst, welche Reise ich hier dokumentiert habe und wieviel Veränderung stattgefunden hat.

Zuflucht

Ich habe meine Kolumne „Zuflucht“ genannt, weil ich Gott als meine absolute Zuflucht erleben wollte. Und auch weil ich mir gewünscht habe, dass andere Menschen durch den Blog Zuflucht finden können. Was auch ein bisschen darin steckt ist aber, dass ich Angst hatte. Ich habe im Oktober 2019 geschrieben, dass es mir Angst macht, meine Gedanken und Gefühle mit anderen Menschen zu teilen. Es macht mich angreifbar und verletzlich. Ich hatte riesige Schutzmauern und habe mich dagegen gesträubt auch nur einen Bruchteil meines wahren Ichs zu zeigen. 

„Ich kontrolliere ziemlich genau, wer einen Blick auf die andere Seite erhaschen darf und wieviel wer von mir zu sehen bekommt. […] Meine Emotionen behalte ich so lange bei mir bis es nicht mehr geht und dann schlagartig hervorbricht. […] Das ist es auch, was ich schon Anfang des Jahres von Gott gehört habe: Ich muss lernen, mehr von mir preiszugeben. Bei dem Gedanken schnürt sich mir die Kehle zu. Aber ich weiß, dass es notwendig ist und dass es gut ist.“

Ich hatte Angst vor Ablehnung, vor Nähe und vor meiner eigenen Verletzlichkeit. Auch deswegen habe ich meinen Blog „Zuflucht“ genannt. Weil es mich beruhigt hat im Namen meines Blogs den Zuspruch vergegenwärtigt zu sehen, den ich so sehr gebraucht habe: dass ich immer wieder zu Gott kommen darf. 

Aus der Deckung

Meine erste Kolumne trug den Titel „Aus der Deckung“ – und genau so hat es sich auch angefühlt. Ganz zaghaft habe ich wie ein Küken zunächst meinen Kopf über die Mauer gesteckt und geschaut, was mich da draußen erwartet. Dann habe ich den ersten Schritt aus dem Nest gemacht und langsam, ganz langsam habe ich gelernt zu sein. Ich habe gelernt im Außen zu existieren und immer weniger der Angst zu gehorchen. Und Schritt für Schritt ging es vorwärts.

Ich bin gestartet mit der Ansage von Gott: Ich muss lernen, mehr von mir preiszugeben. Und dann habe ich eine Hoffnung gehabt. Ich wollte Menschen erreichen durch Denkimpulse oder durch meine Ehrlichkeit. Und ich hatte die Hoffnung, dass auch ich wachsen darf. 

Wachstum

„Im Allgemeinen bin ich eher schlecht darin, meinen Gedanken und Ideen einen Wert beizumessen und sie anderen mitzuteilen. „So wichtig ist es nicht. Das können andere viel besser“, sagt mein Kopf immer wieder zu mir. Und trotzdem und vielleicht genau deswegen darf ich jetzt das Abenteuer Kolumne starten und lernen, mich selbst so ernst zu nehmen wie alle anderen.“

Das sind Worte, bei denen mir die Tränen in die Augen schießen. Da durfte ich heilen. Heute stehe ich hier, dreieinhalb Jahre später, und muss mich manchmal sogar zügeln meine Gedanken zu teilen. Ich habe es nie für möglich gehalten selbstbewusst das zu sagen, was mir auf dem Herzen ist oder das, was gerade dran ist. Mittlerweile darf ich in meiner Gemeinde predigen und ich liebe es. 

So ein weiter Weg. Und ich bin überzeugt davon, dass diese Kolumne ein essenzieller Schritt auf meinem Weg dahin war. Ich habe mich daran gewöhnt mein Herz zu teilen und ehrlich zu sein. Ich habe gelernt, Texte zu schreiben. Ich wurde von unheimlich tollen Menschen unterstützt und ermutigt und durfte meine Flügel ausbreiten und fliegen lernen. Dafür bin ich unendlich dankbar. 

Auf zu neuen Ufern

Vor einigen Wochen überkam mich plötzlich das Gefühl, dass ich Veränderung brauche. Ich spürte, dass ich meine Kolumne so nicht mehr weiterführen möchte. Wenn ich mir anschaue, was ich in meiner ersten Ausgabe geschrieben habe, ergibt das Sinn. „Zuflucht“ war für eine Zeit mein Ort des Wachstums. Das, was ich brauchte und ein Ort zum ausprobieren. Aber jetzt bin ich hier erstmal fertig. Die wichtigsten Dinge sind erzählt und Heilung ist passiert. Hoffentlich habe ich auch Menschen erreichen können. Ich glaube fest daran.

Jetzt bin ich fertig und darf wieder aufbrechen. Auf zu neuen Ufern. Was genau das bedeutet, weiß ich noch nicht. Hier jedenfalls setze ich einen Punkt. Das ist vielleicht Abschied aber es ist vor allem Vorfreude und Hoffnung auf das, was Gott als nächstes vorhat. Ich bin gespannt und kann es kaum erwarten.