Letztens habe ich mich selbst bei einem Gedanken wie diesem erwischt: „Wäre es manchmal einfacher ohne Glauben und Gott zu leben?“ Ich war selbst überrascht. Wo kam dieser Gedanke her? Denn wenn ich ihn zu Ende denke, will ich das nicht. Er kam aus einem Gefühl der Anstrengung.
Ein paar Tage später hörte ich eine Predigt und da kam der Gedanke wieder. Wie kommt es, dass ich es als anstrengend empfinde, mit Gott zu leben und an ihn zu glauben? Es heißt doch eigentlich: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Diese Momente des Erquickens erlebe und kenne ich auch. Und trotzdem war da dieser fragende Gedanke, wozu das doch alles gut sei. Denn ehrlich gesagt, manchmal frage ich mich „Ja, und jetzt? Wo ist das hin? Ist das hier alles?“
Glaube als Leistung: Die Spannung zwischen Glauben und Eigenanstrengung
Ein Thema im neuen Testaments ist, dass wir allein durch den Glauben gerechtfertigt werden. Ich kann also so viel beten, wie ich will, wenn ich nicht glaube, dass es einen Gott gibt, der mich hört, dann ist das einfach sinnlos. Was zählt, ist der Glaube. „Okay“, denke ich mir: „dann muss ich eben mehr glauben.“ Und so wird der Glaube selbst zu einer Leistung.
Kennst du solche Gedanken? In Hebräer 11,6 steht, dass es ohne Glauben UNMÖGLICH ist Gott zu gefallen. Aber wann ist Glaube genug? Der Vers geht weiter: Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt …!“
Um Gott zu gefallen, reicht es also, zu glauben, dass er existiert. Damit ist es noch nicht der Glaube an Heilung, Wunder oder anderes gemeint. Nein, ich gefalle Gott, wenn ich glaube, dass er existiert! Dieser Glaube entsteht aus Gottes Gnade. Das ist krass erleichternd.
Glaube und Wissen: Die Verbindung zwischen Überzeugung und Erkenntnis
Gehen wir ein Stück weiter. Was ist denn „Glaube“? Die Antwort steht auch in Kapitel 11 des Hebräerbriefs. Dort wird gefragt: „Was ist denn der Glaube? Er ist ein Rechnen mit der Erfüllung dessen, woraus man hofft, ein Überzeugt sein von der Wirklichkeit unsichtbarer Dinge.“ Hier wird der Glaube also als ein Überzeugt sein von etwas definiert. Das griechische Wort pistis bedeutet Glaube, was auch übersetzt wird mit „überzeugt sein von einer Wahrheit“.
Ich bin von etwas überzeugt, wenn ich denke, dass es die Wahrheit ist. Sonst wäre es sinnlos. Es bedeutet also, dass ich nur das glauben kann, was ich weiß. Ich kann nicht etwas glauben, von dem ich noch nie gehört habe. Menschen, die von Gott noch nie gehört haben, können ihm nicht glauben.
Ein Umkehrschluss ist also, dass mein Glaube nur meinem Wissen folgen kann. Wenn ich Gott kennenlerne und mehr über ihn weiß, kann ich mich von seinem Wesen überzeugen und mein Glauben wachsen. Klingt doch logisch. 😊
Glaube im Vergleich zur U-Bahn: Vertrauen durch persönliche Erfahrung
Gott stellt sich vor in der Bibel, durch seine Namen, durch Erlebnisse und in Gesprächen. Gott gibt seinem Wesen einen Ausdruck. Glaube kann anstrengend werden, wenn er zu etwas wird, was ich mit aller Kraft aus mir herauspressen will.
Glaube ist aber die Konsequenz dessen, was ich weiß und wovon ich überzeugt bin. Wenn ich meinen Glauben auf Halbwissen, irgendwelchen Vermutungen oder auf Erfahrungsberichte anderer aufbaue, dann wird es anstrengend. Und dann hilft es auch nicht, sich aus Prinzip noch mehr an dieses schwache Fundament zu klammern.
Aber wenn ich Gott persönlich erfahre, wenn ich ihn kennenlerne, wenn ich etwas über ihn weiß und überzeugt davon sein kann, dann wird das Fundament stabiler.
Dann ist es so, wie mit der U-Bahn. Wenn ich in eine U-Bahn steigst, bin ich sicher, dass sie mich zu der Station bringt, zu der ich will. Ich würde zu 100% darauf wetten, dass ich da ankomme. Ich WEISS einfach, dass ich ankomme. Genauso ist es auch mit dem Glauben an Gott. Wenn ich Gott kenne, dann WEISS ich, dass es wahr ist und dann glaube ich ihm. Dann ist es keine Anstrengung, sondern mehr die logische Konsequenz aus meinem Wissen über ihn.
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