Meine Aufgabe für diese Woche stand fest. Mein Mann und ich haben mit einem anderen Ehepaar eine Bibelarbeit nach einer bestimmten Methode gemacht. Am Ende steht die Frage: Was will Gott mir damit konkret für die nächsten Tage sagen? Was kann ich davon umsetzen?
Ich ging also mit Gott ins Gespräch und schnell war klar, was mein Auftrag für die kommende Woche war: Mein Auftrag war, die Hoffnung hochzuhalten.

„Vor allem aber müsste ich ihm nicht vertrauen“

Was heißt das jetzt? Es bedeutet unter anderem, dass ich die Dinge nicht einfach geschehen lasse und eine passive Haltung einnehme, weil mein Einfluss begrenzt zu sein scheint.
Oft wäge ich Situationen ab und überlege, welche Möglichkeiten ich habe, um das Beste daraus zu machen. Ich vergesse, Gottes Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, oder ich entscheide mich, sie nicht in Betracht zu ziehen, weil es mir manchmal dumm erscheint. Seine Möglichkeiten und das, was er tun kann, sind nicht berechenbar. Er kann etwas tun, aber ich weiß nicht, was es am Ende sein wird und wie er es tun wird. Und das wäre ja auch ziemlich langweilig. Vor allem aber müsste ich ihm nicht vertrauen. Und manchmal klingt das verlockend.

Die Hoffnung aktiv in die Hand nehmen

Aber es ist nicht das, was mir Gott an diesem Tag als Aufgabe mitgegeben hat. Es geht vielmehr darum, dass ich lerne, die Hoffnung aktiv in die Hand zu nehmen und hochzuhalten. Das heißt, dass ich mich immer wieder neu entscheide, trotz meiner Ungeduld, trotz manchem Warten und trotz meiner begrenzten Sicht der Dinge, mich für die Hoffnung zu entscheiden und dass am Ende wirklich alles gut wird. Und ich meine wirklich alles.
Vielleicht wird es anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber es wird gut.

Das bedeutet auch, im Gebet mit Gott zu ringen und mit mir selbst. Wenn ich merke, dass ich Gott keinen Raum in meinen Gedanken gebe, oder wenn die Zweifel an „das wird schon wieder“ immer größer werden, dann ziehe ich mich manchmal ins Gebet zurück. Oft ist es dann sehr intensiv. Nicht, weil sich die Welt um mich herum enorm verändert, sondern viel mehr, weil sich in mir etwas verändert. Wenn Gott mich auffordert, bestimmte Gedanken, Menschen, Kontrollen und Vorstellungen loszulassen, dann fühlt sich das manchmal wie ein Kampf gegen mich selbst an. Auf der einen Seite weiß ich, dass es in diesem Moment notwendig ist, damit es in die richtige Richtung weitergeht, auf der anderen Seite widersetzt sich ein anderer Teil von mir heftig.
Oder in Situationen, in denen meine Geduld auf die Probe gestellt wird und ich am liebsten aufgeben möchte, weil es mir zu lange dauert. Auch dann hilft es, mir bei Gott eine neue Portion Geduld zu holen.

Hoffnung für Alle

Aber was hat das jetzt mit Hoffnung zu tun? In dem Moment, in dem ich mich auf Gott und seine Gedanken und seine unendlichen und auch unbekannten Möglichkeiten ausrichte, geschieht etwas mit mir. Es erhellt meinen Augenblick und mein Gemüt (mir fällt kein besseres Wort ein). Meine Seele wird ein wenig leichter und mein Geist richtet sich neu aus.
Wenn es mir körperlich nicht gut geht, geht es mir dadurch oft auch besser und mein Körper fühlt sich wohler. An manchen Tagen möchte ich diesen Moment mit aller Kraft festhalten. Aber das geht nicht und das brauche ich auch nicht, denn bei Gott ist er mir jederzeit zugänglich. An manchen Tagen brauche ich öfter das Ringen und Innehalten, um mir der Hoffnung bewusst zu werden, die Gott mir gibt. Ich und mein Leben sind ihm nicht gleichgültig. Er will Gelingen, Freude und tiefe Ruhe schenken. Die Frage ist vielleicht mehr, nehme ich mir die Zeit dafür?
Und das Schöne ist, dass diese Hoffnung nicht nur für mich oder für ein paar Leute gilt, sondern für alle.

Eines Morgens ging ich spazieren und kam an einigen Schulen vorbei, wo die Schüler in der Pause auf dem Schulhof waren. Und mir ist ganz neu bewusst geworden, dass diese Hoffnung auch für sie gilt. Gott kann ihnen eine Perspektive geben, wo sie vielleicht keine sehen. Die meisten wissen wahrscheinlich gar nichts von Hoffnung. In dem Moment habe ich stellvertretend für sie die Hoffnung gehalten und gebetet, dass auch sie diese Hoffnung erfahren.