Gestern bin ich das erste Mal auf einer Beerdigung gewesen. Erstaunlicherweise habe ich bisher wenig Todesfälle in meinem näheren Umfeld erlebt. Vor einer Woche ist dann mein Opa gestorben. Es passierte nicht aus heiterem Himmel, aber ging dann doch schneller als gedacht.

Was macht der Tod mit dem Leben?

Ich bin natürlich traurig, dass Opa jetzt nicht mehr hier ist. Er war ein echt cooler Typ. Sein wunderbarer Humor, manchmal staubtrocken. Das schiefe Grinsen im Gesicht. Ein Macher durch und durch. „Das geht nicht“, gab es bei ihm nicht. Ein Vater, und das nicht nur seinen eigenen Kindern. Er brachte Dinge auf den Punkt und brauchte dafür nicht viele Worte. Er ruhte in sich.
Der Tod macht bewusst, was im Leben wirklich zählt. Auf einer Kranzschleife am Grab stand: „Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn.“ Es beeindruckte mich. Es war nicht irgendeine Floskel, denn ich wusste, Opa meinte es wirklich so. Er ist dort, wonach ich mich sehne. Er ist ewig beim Vater, vollständig in seiner Gegenwart.
Hier auf der Erde hinterlässt Opa in so vielen Leben eine Lücke. Es macht mich traurig das zu sehen. Und es brachte mich am Grab zum Weinen. Vielmehr berührte mich jedoch irgendwie diese Schönheit in der Vergänglichkeit. Es ist doch krass. Der Körper liegt nun unter der Erde, aber Opa ist dort ja gar nicht mehr. Sein Körper liegt dort, aber nicht sein Wesen. Unsere Körper sind also eher Zwischenlager für unsere Wesen. Dadurch wird die Vergänglichkeit unseres irdischen Lebens sichtbar, die auch traurig macht. Und doch liegt in dieser Vergänglichkeit so etwas Schönes. Wenn ich um Opa trauere, dann ist er beim himmlischen Papa und in der himmlischen Gemeinde. Das, was er fast sein ganzes Leben geglaubt hat, erlebt er nun in voller Pracht. Er nimmt ganz an der Herrlichkeit Gottes teil. Das ist schon echt abgefahren.

Von Herrlichkeit zu Herrlichkeit

Gott will uns verwandeln und uns darin begleiten mehr und mehr so zu werden, wie wir eigentlich sind. Er möchte so gerne mit uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit gehen. Bei Gott sein bedeutet die Herrlichkeit schlecht hin zu erleben. Dort ist jetzt Opa, er ist am Ziel. Wird die Lücke, die er dadurch hinterlassen hat kleiner? Ich glaube nicht. Die Lücke ist da, die Trauer ist da. Aber für mich ist es ein Trost zu wissen, dass Opa in vollen Zügen diese Herrlichkeit genießen kann. Und ist es nicht seltsam, dass in dem menschlichen Tod so etwas Göttliches liegt? Gottes Schönheit ist so anders und so viel schöner als ich dachte. Es ist wie Herbst.
Wenn ein Mensch stirbt, ist das ein Verlust für sein Umfeld. Und der Sterbende verliert sein irdisches Leben. Trotzdem muss es nicht das Ende sein. Wie so vieles kehrt Jesus die Dinge um. Wenn Christus das Leben ist, dann ist Sterben kein Verlust, sondern ein Gewinn. Ja, er verliert sein irdisches Leben. Doch gewinnt er das himmlische Leben. Und das ist nicht vergänglich, sondern ewig. Gott macht da weiter, wo wir aufhören. Seine Schönheit ist da, wo ich sie nicht zu finden geglaubt habe.

Was hat das mir gezeigt?

In dem Moment, wo ich am Grab stand und im Trauergottesdienst war, wurde mir neu klar, was wirklich zählt. Jesus ist da, immer. Er steht über allem, egal was ich fabriziere. Und er ist interessiert an mir. Er wünscht sich alles von mir. Mein Leben wirkte auf einmal so klein gegen Gottes Wesen und seine Macht. Das berührte mich und ließ mich seine Präsenz und sein „Mich-zu-ihm-Ziehen“ in einer neuen Tiefe erleben.
Ziel ist das Leben in Ewigkeit mit Jesus. Doch es fängt hier schon an. Schon jetzt ist es möglich das Göttliche, seine Herrlichkeit, das Himmlische, hier auf Erden zu erleben. Und danach sehne ich mich. Das gibt mir Hoffnung. So viel Trauer und Schmerz auch in dem Tod liegt, die Schönheit Gottes in unserer Vergänglichkeit ist wunderbar. Und ich bin so dankbar. Ohne diese Perspektive wäre der Tag gänzlich anders für mich verlaufen. Und ich bin stolz auf meinen Opa. Stolz, dass er selbst auf seiner Beerdigung ein Lächeln in mein Gesicht zaubert. Denn auch dort weist er auf die viel größere Perspektive des Lebens hin, auf das wirklich Wichtige.

PS: Oma, eine dicke Umarmung an dich.